Alme. Ein Teil der Kirche in Alme soll abgerissen und die Orgel abgebaut werden. Deshalb gab es eine Protestaktion. So geht es jetzt weiter.

Wirbel und Aufregung gab es Anfang Februar um eine Protestaktion und einen Polizei-Einsatz an der Almer Kirche. Einige Bürger hatten dort gegen den geplanten Teilabriss der Kirche und den Abtransport der Kirchenorgel protestiert. Die Polizei war unter anderem deshalb im Einsatz, weil in der Nacht zuvor die Schlösser der Kirche zugeklebt worden waren. Wir haben nachgefragt: Wie geht es nach der Protestaktion an der Almer Ludgerus-Kirche nun mit Blick auf die Abriss-Pläne weiter?

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Orgel noch nicht abgebaut

Der Abbau der Orgel, der am Tag der Protestaktion stattfinden sollte, wurde - wie bereits berichtet - nicht durchgeführt. Doch vom Tisch sind die Pläne zum Abriss des an die 1965 an die Kirche angebauten Gebäudeteils deshalb nicht. Das Erzbistum Paderborn teilte auf Anfrage der WP mit: „Wir haben wahrgenommen, dass es gegen diese Rückbau-Pläne Proteste gibt. Aus diesem Grund wird das Erzbischöfliche Generalvikariat in Zusammenarbeit mit der Leitung des Pastoralen Raumes Brilon noch vor dem Osterfest eine Informations- und Gesprächsveranstaltung in der Gemeinde anbieten. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.“

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Kritik aus der Kirchengemeinde

Friedhelm Ebers ist einer der Almer, die an der Protestaktion teilgenommen haben. Er sagt: „Wir sind froh, dass wir durch unseren Protest erstmal den Abbau der Orgel verhindert haben. Ich finde es gut, dass Paderborn noch mal bereit ist, eine Info-Veranstaltung zu machen.“ Doch in der Sache bekräftigt er die Kritik aus der Kirchengemeinde: „Wir fühlen uns nicht informiert, nicht mitgenommen und uns fehlt die Argumentation. Es macht keinen Sinn, das Gebäude einfach abzureißen. Wer reißt denn nach nur 50 Jahren sein Haus ab? Es gibt sicher viele andere Nutzungsmöglichkeiten. Man muss sich mal überlegen, was für ein riesiger finanzieller Aufwand und Arbeitseinsatz es für die Almer damals war, den Anbau zu stemmen. Und das soll jetzt alles zerstört werden?“

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Über Nacht waren Anfang Februar alle Außentür-Schlösser der Almer Kirche mit Kleber zugeschmiert worden.
Über Nacht waren Anfang Februar alle Außentür-Schlösser der Almer Kirche mit Kleber zugeschmiert worden. © Jutta Klute | Jutta Klute

Thema steht schon länger auf der Agenda

Das Erzbistum weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass bereits 2010 im Hinblick auf die Pfarrkirche in Alme die Notwendigkeit für eine Innenrenovierung festgestellt worden sei. 2018 sei überlegt worden, den Kirchenanbau aus den 60er Jahren wieder zurückzubauen. Diese Maßnahme sei vom Kirchenvorstand der Gemeinde beschlossen und vom Erzbischöflichen Generalvikariat genehmigt worden. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang darauf, dass Propst Dr. Richter die Kirchengemeinde in Alme erst 2019 mit der Gründung des Pastoralen Raumes Brilon übernommen habe. Die gesamten Entscheidungen seien bereits vorher vom Kirchenvorstand im Ort mit dem vorherigen Leiter getroffen worden. Seit 2019 habe Propst Dr. Richter durch Zeitungsartikel, Sprechstunden, Berichte im Pfarrbrief und Gemeindeversammlungen kommuniziert.

Der Briloner Propst hatte im Anschluss an die Protestaktion gegenüber der WP erklärt, dass er wenig Verständnis dafür habe, wenn die Beschlüsse eines demokratisch gewählten Gremiums wie des Kirchenvorstandes infrage gestellt würden. Als Gründe für den geplanten Rückbau nannte Dr. Richter erhebliche Baumängel, hohe Energiekosten und den Rückgang der Gemeindemitglieder. Außerdem hatte er darauf verwiesen, dass im Zuge des Immobilien-Konzeptes des Erzbistums alle kirchlichen Gebäude auf dem Prüfstand stehen. „Das betrifft nicht nur Alme, sondern das wird auch noch in anderen Gemeinden Folgen haben.“

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Alle Gebäude auf dem Prüfstand

Das bestätigt auch das Erzbistum Paderborn und erklärt: „Das Erzbistum Paderborn mit seinen Kirchengemeinden hat bereits heute zahlreiche und große kirchliche Gebäude, die nicht mehr in der Form und Fülle genutzt werden, wie sie einmal konzipiert waren. Insbesondere Kirchengebäude sind dabei identitätsstiftend und mit vielen Emotionen verbunden. Auf diesem Hintergrund hat das Erzbistum Paderborn entschieden, frühzeitig Perspektiven für eine langfristige Nutzung und Entwicklung des Gebäudebestands auf den Weg zu bringen.“

Das Erzbistum habe deshalb für seine Kirchengemeinden und Pastoralen Räume eine „Immobilienstrategie für das Erzbistum Paderborn“ gestartet. „Es gilt angesichts des gesellschaftlichen Wandels, der die Kirchengemeinden und Pastoralen Räume vor große Herausforderungen stellt, für die Vielzahl von Immobilien – ob Pfarrheim oder Kirche – frühzeitig Perspektiven für eine langfristige Nutzung und Entwicklung des Gebäudebestands zu entwickeln. Mit der Immobilienstrategie stellt das Erzbistum Paderborn rechtzeitig Weichen für eine nachhaltige Nutzung der kirchlichen Gebäude.“

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Erzbistum Paderborn: „Keine Entscheidungen von oben“

Weiter schreibt das Erzbistum: „Die Immobilienstrategie eröffnet jedem Pastoralen Raum eine echte Gestaltungschance: Die Kirchengemeinden sind aufgerufen, ihren Gebäudebestand an ihren tatsächlichen Bedarf anzupassen und ihr Gemeindeleben dadurch fit für die Zukunft zu machen.“ Das Erzbistum betont: „Es ist uns wichtig, dass keine Entscheidungen von oben getroffen werden, sondern an der Basis, von den Betroffenen überlegt und entschieden wird. Es ist selbstverständlich auch unser Anliegen, dass Entscheidungen von möglichst vielen mitgetragen werden und dass auch entsprechende Veränderungsprozesse begleitet werden.“

Und mit Blick auf Alme schreibt das Erzbistum: „Die Planung in Brilon-Alme zum Rückbau eines Anbaus an die Kirche geht der Immobilien-Strategie des Erzbistums zeitlich voraus, liegt aber umfänglich auf deren Linie. Sofern der Rückbau in Brilon-Alme tatsächlich erfolgt, wird diese Reduzierung der Quadratmeter selbstverständlich im Immobilienkonzept berücksichtigt.“