HSK/Paderborn/Lippstadt. Vor Weihnachten war die Sorge groß: Kinderkliniken und Notdienste am Limit. Die Kliniken Paderborn, Lippstadt und Arnsberg zur aktuelle Lage.
Vor Weihnachten war der Aufschrei groß – die Kinderkliniken sind überfüllt, die Notdienste am Limit. Eltern mussten mit ihren kranken Kindern stundenlang warten, die Versorgung schien massiv gefährdet. Wie sind die Kinderkliniken in Paderborn, Lippstadt und Arnsberg nun durch die Feiertage gekommen? Hat der Paderborner Hilferuf nach Unterstützung Erfolg gehabt? Die WP hat nachgehakt.
St. Louise Paderborn
Pia Lages, Pflegedienstleiterin der Kinderklinik St. Louise, sagt: „Das Patientenaufkommen an Weihnachten war fast gleichbleibend hoch. Seit Silvester hat sich die Lage beruhigt und das Patientenaufkommen ist etwas gemildert. Wir haben jedoch in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass sich die Lage in den Ferienzeiten häufig kurz entspannt. Wir gehen davon aus, dass sich das hohe Patientenaufkommen in den kommenden Tagen wieder zuspitzen wird.“ Die derzeitigen Krankheitsausfälle seien aktuell durchschnittlich und derzeit nicht so hoch wie vor Weihnachten. „Wir haben das Gefühl, dass die Infektionswelle unter den Mitarbeitern etwas abebbt.“ Vor den Feiertagen hatte die Klinik mit einem Hilferuf auf die prekäre Lage in den Kliniken aufmerksam gemacht. Zahlreiche Menschen hatten sich daraufhin gemeldet, um zu helfen. Lages: „Wir konnten insgesamt 25 Mitarbeiter gewinnen. Die Resonanz war unglaublich. Unter den freiwilligen Helfern sind Gesundheits- und Kinder- sowie Krankenpfleger, Medizinische Fachangestellte, Rettungssanitäter und Aushilfen.“ Die Pflegefachkräfte und die medizinischen Fachangestellten würden größtenteils unterstützend im Nachtdienst, wo die größten Engpässe für Herausforderungen gesorgt hatten, aber auch teilweise im Tagdienst eingesetzt. „Sie unterstützen bei der Pflege der isolierten Patienten, bei der Gabe von Infusionen oder bei der Vorbereitung der Inhalationen. Je nach Qualifikation sind die Einsatzbereiche hier sehr individuell.“ Viele Freiwillige würden bei den Servicetätigkeiten, wie beispielsweise das Essen verteilen helfen oder seien für die Bettenaufbereitung eingesetzt. „Wir sind sehr dankbar für die tolle Unterstützung. Gerade werden die neuen Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet. Natürlich nimmt dies zunächst Zeit in Anspruch.“
Klinikum Hochsauerland
„Die Inanspruchnahme der Klinik für Kinder und Jugendmedizin lag laut Sprecher Richard Bornkeßel über die Feiertage im Dezember 2022 auf dem saisonal typischen Niveau der Vorjahre. Die für die Saison typisch hohe Auslastung gepaart mit einer zuletzt vergleichsweise hohen Anzahl an krankheits- oder quarantänebedingten Personalausfällen sowie vielen zusätzlichen Arbeitsschritten zur Einhaltung der notwendigen Schutzmaßnahmen habe das verbliebene Team aber auch über die Feiertage sehr gefordert. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Herausforderungen gemeistert. Dank des außerordentlichen Engagements des Teams konnte die Versorgung gewährleistet werden, wobei in Einzelfällen Verschiebungen weniger dringlicher Behandlungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden konnten“, so Bornkeßel.
Ev. Krankenhaus Lippstadt
Dr. Lior Haftel, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, hat über die Feiertage keinerlei Entspannung in seiner Klinik merken können. „Das liegt sicherlich auch daran, dass viele Kinderarztpraxen über die Feiertage geschlossen waren und deshalb häufiger die Notaufnahme der Krankenhäuser aufgesucht wurde.“ In den letzten Wochen habe er – die Kinderklinik hat 68 Betten - im Schnitt täglich zehn neue Patienten aufgenommen. „Wir arbeiten durchgehend mit 100-prozentiger Auslastung. Die hohe Qualität der Versorgung ist jedoch trotz des hohen Patientenaufkommens gewährleistet. Allerdings müssen Eltern mit ihren Kindern in der Notaufnahme weiterhin mit längeren Wartezeiten rechnen.“ Die Personalsituation in der Kinderklinik sei sehr gut, grundsätzlich seien ausreichend Pflegepersonal und Ärzte im Einsatz. „Aber natürlich gibt es auch bei uns derzeit einige krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern. Zusammen mit dem hohen Patientenaufkommen stellt das eine besondere Herausforderung dar. Trotzdem war und ist die Versorgung von Notfallpatienten jederzeit gewährleistet“, betont Haftel. Und die nächsten Tage? „Es ist möglich, dass durch die Ferien in Schulen und Kitas Infektionsketten unterbrochen wurden – andererseits gab es an diesen Feiertagen wieder mehr Kontakte, wie Besuche der Familie, Feierlichkeiten und Reisen. Deshalb ist eine Prognose zum jetzigen Zeitpunkt schwierig.“
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Haftel betont, dass grundsätzlich bei Symptomen wie Schnupfen, Husten ohne Atemnot, Fieber unter 39°Celsius und Ohrenschmerzen erst der Kinderarzt konsultiert werden sollte, statt in die Notaufnahme zu fahren. So kann der Nofalldienst entlastet und Wartezeiten verkürzt werden.