Hochsauerland/Marsberg. Nina Mareike Neumann ist Fachkraft für Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Wie in Zukunft Kinder geschützt werden sollen.

Auf eine Visitenkarte passt gar nicht alles drauf. Nicht einmal, wenn man Vorder- und Rückseite verwendet. „Ich bin so viel“, schmunzelt Nina Mareike Neuhaus und beginnt mit der Aufzählung, was sie denn so alles ist und wofür sie qualifiziert ist: Bachelor in Geschichte, studierte Sozialpsychologin, Traumapädagogin, Fachberaterin Selbstverteidigung. Und jetzt auch noch Fachkraft Prävention gegen sexualisierte Gewalt.

WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick

Neuhaus bringt viel Erfahrung ein

In dieser Funktion erarbeitet die 40-Jährige jetzt Konzepte mit den Kirchengemeinden und Institutionen wie Kindergärten. Neben anderes Einrichtungen im Altkreis Brilon ist der Evangelische Jona-Kindergarten in Marsberg in Trägerschaft des Kirchenkreises. „Ich habe in einer Frauenberatungsstelle bereits viel mit Opfern zu tun gehabt“, erklärt Neuhaus, dass ihr die Thematik nicht fremd ist. Zudem hat sie bereits an Schutzkonzepten für verschiedene Kindertagesstätten mitgearbeitet.

Lesen Sie auch: Schnee im Sauerland? Prognose bestätigt extreme Wetterlage

Auch diese Erfahrungen bringt sie in ihre Arbeit im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg wirkungsvoll mit ein .„Grundsätzlich“, so Neuhaus, „beschäftigen sich die Kirchen schon recht lange mit dem Thema. Vieles wurde bisher allerdings totgeschwiegen – auch in der Evangelischen Kirche, wenngleich es hier sicherlich deutlich weniger Fälle als in der Katholischen Kirche gibt.“

Gefühl von Generalverdacht

Bis zum März 2024 haben alle Einrichtungen, die dem Kirchengesetz unterliegen, nun Zeit, ein Schutzkonzept zu entwickeln und umzusetzen. Dazu gehört auch die nachweisliche und verbindliche Teilnahme an Präventionskursen. Neuhaus: „Damit tun sich manche natürlich schwer, weil sie dadurch das Gefühl haben, unter Generalverdacht zu stehen. Aber dem ist natürlich nicht so.“

Lesen Sie auch: Was das Hövener in Brilon so enorm erfolgreich macht

Grundsätzlich gibt es für die Konzepte Vorgaben, aber es gibt auch die Möglichkeit zu individueller Anpassung. Dabei steht Nina Neuhaus mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. „Es macht Sinn, dass die Schutzkonzepte individuell angepasst werden können. Das Konzept soll schließlich vor allem ein Gerüst sein, an dem man sich orientieren kann“, sagt die Fachfrau und ergänzt: „Denn natürlich sind die Anforderungen der einzelnen Einrichtungen sehr verschieden. Eine Kita zum Beispiel ist da anders zu bewerten und aufgestellt als ein Jugendtreff. Und ein Jugendtreff wiederum anders als eine Gemeinde.“

Große Unsicherheit

Seitdem die Diskussion um sexualisierte Gewalt in der Öffentlichkeit Fahrt aufgenommen hat und mit der schon längst überfälligen Intensität geführt wird, herrscht bei vielen eine große Unsicherheit. Neuhaus: „Damit verbunden sind auch große Ängste, aus denen sich ein Schutzmechanismus und die Frage entwickelt: Was darf ich denn überhaupt noch, um nicht in Verdacht zu kommen?“

Lesen Sie auch:HSK: Dieser Klimamanager ist im Auftrag des Herrn unterwegs

Kindesmissbrauch und auch sexualisierte Gewalt im Allgemeinen finden häufig im so genannten Nahfeld statt. „Das“, so die Präventionsberaterin, „hat oft mit den jeweiligen Positionen von Menschen zu tun. Wer sich viel Vertrauen erworben hat, hat damit manchmal eine gute Basis für Missbrauch.“

Damit genau das nicht geschieht, ist Nina Neuhaus für den Kirchenkreis aktiv. Eines ist ihr dabei ganz wichtig: „Die Basis für den Erfolg dieser Konzepte ist, dass sie auch gelebt werden. Nur dann können wir erfolgreich sein.“