Winterberg. Sebastian Vielhaber sorgt sich um den Erhalt des Winterberger St. Franziskus-Hospitals. Er kritisiert Personalpolitik und Geschäftsmodell.
Die ärztliche Versorgung in Winterberg war auch Thema in der vergangenen Ratssitzung. Besonders der Fraktionsvorsitzende der FWG, Sebastian Vielhaber, brachte bei seiner Rede zum Ausdruck, dass sich seine Fraktion „um einen dauerhaften Fortbestand des Krankenhauses sehr große Sorgen mache.“ Dabei ging er auch auf das Aus der Gynäkologie des Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) St. Franziskus ein.
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Kritik an Personalpolitik
So habe man „mit großen Sorgenfalten“ den WP-Pressebericht über die Schließung der Praxis zur Kenntnis genommen. „Wir finden es sehr befremdlich, dass offensichtlich nicht die regulären Zahlen der Versorgung zugrunde gelegt und in die Öffentlichkeit transportiert werden“, sagte Vielhaber. Bereits durch die Besetzung des Gynäkologen Dr. Joachim Streller an nur noch zwei Tagen in der Woche sei die komplette ärztliche Versorgung nicht aufgefangen und sichergestellt worden. Nach FWG-Berechnungen ging es hier um 300 Patientinnen. Mit so einer, laut Vielhaber, geringen Fallzahl sei dieser Sitz auch wirtschaftlich nicht zu betreiben gewesen.
Die weitere Kritik fiel deutlich aus: „Wir haben mit dem Einstieg der neuen Investoren in das St. Franziskus Krankenhaus bereits unsere Bedenken gehabt, ob das Modell auf lange Sicht gut gehen wird. Auch der große personelle Umbruch im Krankenhaus stimmt uns sehr nachdenklich“, sagte der FWG-Vorsitzende. Die Verwaltung sollte den Gründen nachgehen.
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Wesentliche Säule
Gegenüber der WP hob dabei die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, hervor, dass das St. Franziskus Hospital eine „wesentliche Säule der medizinischen Versorgung“ in der Region Winterberg, Hallenberg und Medebach sei. Daher sei es wichtig, dass der Insolvenzverwalter einen neuen erfahrenen Eigentümer für das Krankenhaus gefunden habe und die mit einer Insolvenz verbundenen Unsicherheiten beseitigt werden konnten. Dass ein neuer Eigentümer neue Akzente setzt, sei, laut Kappen, dabei allen Beteiligten klar.
„Ich bin froh, dass das Krankenhaus, das auch ein wichtiger Arbeitgeber in unserer Stadt ist, jetzt wieder in ruhigerem Fahrwasser unterwegs ist und seinen Versorgungsauftrag im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger erfüllen kann,“ erläuterte Bürgermeister Beckmann. Die Krankenhauslandschaft stehe zudem nicht erst seit Corona unter einem erheblichen Kostendruck. Daher gebe es seit Anfang Dezember auf Ebene des Bundes Vorschläge zu einer Krankenhausreform einer Regierungskommission. Nordrhein-Westfalen habe landesweit mit der Umsetzung des neuen Krankenhausstärkungsplans 2022 begonnen.
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Krankenhaus will sich noch äußern
„Wir beobachten diese Entwicklungen vor dem Hintergrund, die qualitativ hochwertige stationäre Krankenhausversorgung in unserer Stadt zu sichern, ständig,“ so Bürgermeister Michael Beckmann. Die Stadt Winterberg stehe zudem in einem Austausch mit dem Betreiber des Krankenhauses. Im Februar werde der Eigentümer des Krankenhauses erneut im Stadtrat über die aktuellen Entwicklungen berichten und für Fragen der Ratsmitglieder zur Verfügung stehen.
Er bestätigte außerdem, sich in Gesprächen mit Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) und dem Träger des Krankenhauses bezüglich der Schließung der gynäkologischen Praxis zu befinden. Unmittelbar vor Weihnachten habe man sich das erste Mal getroffen. Folgegespräche mit der KVWL und weiteren Beteiligten zur Sicherung der gynäkologischen Versorgung in der Region würden gerade terminiert.
Der Geschäftsführer des Krankenhauses, Dennis Figlus, betonte gegenüber der WP, dass die medizinische Versorgung für alle Bürger zu jeder Zeit gesichert sei. Er wolle sich in der kommenden Woche detaillierter äußern.