Brilon. Nachts, kurz vor 2 Uhr in Brilon. Ein Hubschrauber fliegt tief übers Wohngebiet „Unter der Tonne“. Erst das Luftfahrtbundesamt bringt Klärung.
Und dann plötzlich ein helles Leuchten im Schlafzimmer: Wer einen leichten Schlaf hat und im Bereich „Unter der Tonne“ in Brilon wohnt, dürfte in der Nacht zum Mittwoch (28. Dezember) „strack im Bett“ gestanden haben, wie wir Sauerländer sagen. Über den Häusern kreiste ein Hubschrauber, der mit Scheinwerfern die Gegend in ein gleißendes, helles Licht tauchte. Ein Polizeieinsatz? „Nein, die Polizei war in der betreffenden Nacht in Brilon nicht unterwegs. Wir hatten einen Einsatz im Raum Sundern. Dort war jemand zweimal in eine Leitplanke gefahren und hatte zu Fuß Fahrerflucht begangen. Hubschrauber und Personenspürhund waren im Einsatz“, sagt Polizeisprecher Volker Stracke.
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Polizeihubschrauber ist es nicht
Der Einsatz bei Sundern war gegen 21.30 Uhr – also bei tiefster Dunkelheit. Können Hubschrauber da überhaupt starten? „Natürlich muss die Besatzung auf die Witterungsverhältnisse schauen. Aber generell sind Flüge bei Nacht möglich. Die Besatzung arbeitet mit einer Restlicht-Verstärkerbrille und ist nicht auf Instrumentenflug angewiesen“, so Stracke. Speziell bei der Suche nach Personen würde ein Flug nur nach technischen Instrumenten auch gar keinen Sinn machen. „Die Besatzung muss ja sehen können, was sich da unten abspielt.“ Die Technik sei sehr teuer und aufwändig – daher nichts für Autofahrer, die im Dunkeln schlecht gucken können.
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Das Militär ist es auch nicht
Also kein Polizeihubschrauber! Dann vielleicht ein militärischer Übungsflug? Mehrfach haben wir über das Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ mit Standort in Fritzlar berichtet. Das Regiment dort ist das einzige mit Eurocopter-Tiger-Kampfhubschraubern in Deutschland, die immer wieder mal Übungsflüge in Nordhessen und auch im angrenzenden Hochsauerlandkreis absolvieren. Daher die Nachfrage beim Luftfahrtamt der Bundeswehr. Ein militärischer Überflug war es zwar nicht, aber: „Am 28.12.2022 ist ein Rettungshubschrauber um 01:52 Uhr in Brilon gelandet. Der letzte Kontakt war leicht nördlich des Krankenhauses“, teilt ein Sprecher auf Nachfrage der WP mit.
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Mit 596 Metern über dem Grund flog der Hubschrauber zwar noch ziemlich hoch, dann muss er deutlich in den Sinkflug gegangen sein, als er über das Briloner Wohngebiet flog. Der Hochsauerlandkreis teilt schließlich nach Nachfrage auf der Leitstelle mit: Es handelte sich um einen Rettungshubschrauber. Grund: eine dringende Patientenverlegung. Und weshalb flog der Hubschrauber so tief? „Nachts können die Piloten nicht auf Sicht fliegen. Sie nutzen GPS“, sagt HSK-Sprecher Martin Reuther. Daher finden die Anflüge in einer anderen Höhe statt als tagsüber.