Marsberg. Das psychische Leid von Kindern und Jugendlichen ist hoch, die Hilfsstrukturen sind ausgelastet. So ernst ist die Lage im LWL Klinikum Marsberg:
Es ist eine Zeit der Unsicherheiten. Durch die Pandemie und andere Krisen der Gegenwart ist der seelische Leidensdruck bei vielen Menschen gestiegen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen wurde eine Zunahme der psychischen Belastung durch die Pandemie beobachtet, der Bedarf an akuten Hilfsangeboten ist extrem hoch: bundesweit sind kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken überlastet, die Wartezeiten für einen Behandlungsplatz verlängern sich. Wie sich die Situation auf die lokalen Kapazitäten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie auswirkt, erklären Dr. Robert Waltereit und Dr. Falk Burchard vom LWL-Klinikum Marsberg.
Fast jedes dritte Kind ist betroffen
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Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf aus dem Jahr 2021 war bereits nach dem ersten Pandemiejahr fast jedes dritte Kind in Deutschland von psychischen Auffälligkeiten betroffen. Neben einer Zunahme von Ängsten haben sich auch depressive Symptome, Essstörungen und psychosomatische Beschwerden verstärkt. Am häufigsten waren Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen betroffen.
Auch aktuell zeichnen die Zahlen kein besseres Bild: Einer Umfrage zufolge liegt die Nachfrage bei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten auch 2022 noch um 48 Prozent über dem Vergleichswert vor der Pandemie, wie die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung vor wenigen Wochen bekannt gab. Vor allem in Hinblick auf Depressionen und Essstörungen haben sich die Fälle sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in der Schwere der Symptome dramatisch verschärft.
Strukturen sind voll ausgelastet
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Die starke Belastungssituation ist auch in Marsberg deutlich spürbar. „Derzeit ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie Marsberg voll ausgelastet“, melden Dr. Robert Waltereit, ärztlicher Direktor des LWL Klinikums Marsberg und Dr. Falk Burchard, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Im Winter ist die Belastung des Systems immer deutlich höher als im Sommer, aktuell besonders im Bereich Magersucht und Depression.“ Die Wartezeiten für eine stationäre Behandlung betragen im Bereich der Regelaufnahmen zwei bis drei Monate. Trotz der hohen Kapazitäten-Auslastung sei die Versorgung der Kinder und Jugendlichen in der Region aber nicht gefährdet: „Für Notfälle kann der Versorgungsauftrag derzeit noch erfüllt werden.“
In den kommenden Monaten könnte sich die Situation aus Sicht der Experten weiter verschlechtern: „Die allgemeinen Lebensunsicherheiten nehmen zu, viele Menschen reagieren verunsichert, manche unter anderem mit psychischen Störungen. Daher ist durchaus damit zu rechnen, dass sich die Lage verschärft.“
Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Marsberg ist für die Pflicht- und Vollversorgung des Hochsauerlandkreises zuständig, ebenso wie für die Kreise Paderborn und Höxter. Regulär gebe es 80 Plätze für eine stationäre Behandlung, so Robert Waltereit und Falk Burchard: „Am Standort Marsberg stehen 50 stationäre Plätze zur Verfügung, am Standort Paderborn 30 stationäre Plätze.“ Weiter seien an den Standorten Marsberg, Paderborn, Höxter und Meschede 36 tagesklinische Plätze vorhanden, in den Ambulanzen können zusätzlich etwa 5000 Patienten behandelt werden.