Altkreis. Manche Eltern klappern mehrere Apotheken ab, weil sie den für ihr Kind verordneten Antibiotika-Saft nicht bekommen. Ein Apotheker berichtet.
Engpässe bei Arzneimitteln bereiten insbesondere Eltern seit Wochen Sorgen. Das berichten Kinderärzte und Apotheker. Akut gibt es vor allem einen Engpass bei Antibiotika- und Fiebersäften für Kinder. Das bestätigt auch Jürgen Schäfer, Apothekensprecher aus Winterberg.
„Lage wird schwieriger“
„Die Engpässe für Medikamente gehen jetzt schon über einen längeren Zeitraum, so dass die Lage immer schwieriger wird. Was die Antibiotika-Säfte angeht, haben wir definitiv ein Riesenproblem “, berichtet der Apotheker. So langsam sehe er eine Versorgungsgefährdung. Wenn er Antibiotika-Säfte bestelle, bekomme er immer nur ein bestimmtes Kontingent zugeteilt, so dass er sich nicht bevorraten könne. Lieferschwierigkeiten gebe es auch zum Beispiel bei Fieber- und Schmerzsenkenden Säften.
Eltern fahren von Apotheke zu Apotheke
Die Winterberger Apotheker erzählt, dass viele Eltern inzwischen in den Apotheken in weitem Umkreis herumtelefonieren oder überall hin fahren, um die Medikamente zu bekommen, die ihnen der Arzt für ihre Kinder verordnet hat. Selbstverständlich versuche auch er als Apotheker, Alternativen zum Beispiel anderer Hersteller zu finden. Das sei allerdings oft sehr zeitaufwendig und mit vielen Rücksprachen und Telefonaten beim Arzt verbunden. „Natürlich versuchen wir, für jeden Patienten eine Lösung zu finden. Schließlich geht es hier um die Gesundheit der Kinder“, betont Jürgen Schäfer. Der Mehraufwand aufgrund von Lieferschwierigkeiten sei für die Apotheken allerdings enorm und werde durch die Krankenkassen nicht entsprechend vergütet.
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Zäpfchen als Alternative
Eine mögliche Alternative seien in vielen Fällen zum Beispiel auch Zäpfchen statt Saft für die Kinder. Zäpfchen seien zwar zwischenzeitlich auch schon mal ausverkauft gewesen, aber jetzt gebe es sie wieder, so der Apotheken-Sprecher. Allerdings habe er die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern Vorbehalte dagegen hätten, ihren Kindern Zäpfchen zu geben. Dabei seien Zäpfchen von der Wirkung her die wesentlich bessere Darreichungsform: „Sie sind schneller wirksam und besser verträglich“, so der Winterberger Apotheker.
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Engpässe und steigende Preise
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe berichtet ebenfalls von Lieferengpässen und steigenden Preise für Antibiotika-Säfte. Grund: Ein Hersteller habe die Preise seiner Antibiotika-Säfte für Kinder erhöht. Weil die Kassen aber nur bis zu einer festen Grenze die Kosten erstatten, müssten die Patienten die Differenz – unter Umständen – aus eigener Tasche bezahlen. „Die Apotheken sind in vielen Fällen gesetzlich dazu verpflichtet, diese Mehrkosten von den Patienten zu verlangen. Wir sind an die Arzneimittelpreisverordnung gebunden und haben keinerlei Spielraum, weil wir sonst aufsichtsrechtliche Konsequenzen riskieren“, bittet Andreas Vogd, Vorsitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), Eltern um Verständnis. Die Apotheke selbst habe nichts von diesen Mehrkosten.
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Diese Entwicklung mache deutlich, wie der Kostendruck im Gesundheitswesen Lieferengpässe verursache, kritisiert der Apothekerverband. Weil es angesichts steigender Produktionskosten unwirtschaftlich werde, das Arzneimittel zu den von den Kassen bezahlten Festbeträgen zu produzieren und zu vertreiben, sehe sich ein Hersteller gezwungen, die Preise zu erhöhen. In anderen Fällen – etwa bei den Fiebersäften - ziehen sich Markteilnehmer aus der unrentablen Produktion kurzerhand zurück.
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Marien-Hospital Marsberg: Zentraleinkauf
Auch im Marsberger Krankenhaus hat man die aktuelle Lage auf dem Schirm: Dr. med. Ralf Beyer, Ärztlicher Direktors des St.-Marien-Hospitals, kann zumindest für seine Einrichtung aber beruhigen: „Deutschlandweit ist die Versorgungslage angespannt, Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Medikamenten sind an der Tagesordnung. Durch unseren Zentraleinkauf im trägerweiten Verbund der BBT-Gruppe und das paderlog, Zentrum für Krankenhauslogistik und Klinische Pharmazie, sind wir im St.-Marien-Hospital Marsberg jedoch insgesamt gut versorgt. Zum Beispiel stellen die Fachapotheker des paderlog am Standort des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn zurzeit auch wieder selber Fiebersäfte und Zäpfchen her, um die Versorgung sicherzustellen.“