Altkreis. Damit die „Stille Nacht“ für Alleinstehende nicht zur traurigen Nacht wird, gibt es ein schönes Angebot in Winterberg und Marsberg.

Allein unterm Christbaum sitzen. Das ist keine schöne Vorstellung. Laut einer repräsentativen Umfrage, die allerdings schon einige Jahre alt ist, sind mehr als 2,4 Millionen Menschen in Deutschland an Weihnachten einsam für sich. Dabei ist es doch das Fest der Liebe und der Gemeinschaft. Damit niemand den Heiligabend allein verbringen muss, veranstaltet der Pastoralverbund Winterberg am 24. Dezember in Siedlinghausen ein Fest, an dem alle teilnehmen können, die ansonsten eine viel zu „Stille Nacht“ hätten. Ein ähnliches Angebot macht die Evangelische Kirchengemeinde in Marsberg.

Lesen Sie auch: Fotos vom wahren Winter Wonderland in Winterberg

Gespannt, wie viele Leute kommen

„Wir organisieren das zum ersten Mal und sind daher sehr gespannt, wie viele Menschen kommen werden“, sagt Jörg Willerscheidt. Wir – das sind die Familie des Winterberger Gemeindereferenten die Pastoren Engel und Lipinsky, die Familie Danny und Nicole Hommes, die schon lange so eine Idee hatte, sowie André Stielike vom „Big Mountain“. Um 18 Uhr gibt es eine Andacht im Vorraum der katholischen Kirche in Siedlinghausen. „Wir machen ganz bewusst keine Christmette in der Kirche. Es ist mehr oder weniger Open Air, weil wir die Stimmung von Bethlehem einfangen möchten. Eine Atmosphäre, wie wir sie uns alle vorstellen, in einer kalten, sternenklaren Nacht, draußen in einem Stall“, erklärt Willerscheidt. Das Weihnachtsevangelium wird vorgelesen, es gibt Fürbitten, Lieder und danach geht es ins Pfarrheim.

Lesen Sie auch:Die WP feiert - und macht Ihnen ein unschlagbares Angebot

Bockwurst und Kartoffelsalat

„Wir machen das ganz bewusst in Siedlinghausen, weil das Pfarrheim direkt neben der Kirche ist. Es gibt Bockwurst und Kartoffelsalat sowie Punsch, Weihnachtsplätzchen und kalte Getränke. Die Speisenkarte ist bewusst klein gehalten, damit wir bei einem großen Ansturm gut gerüstet sind und bei weniger Resonanz nichts wegwerfen müssen“, so der Gemeindereferent. Thematisch steht der Abend unter dem Motto „Alte und neue Geschichten von Weihnachten“. Dabei soll es aber nicht um „früher war alles besser“ gehen, sondern vielmehr darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und – um es mit Jörg Willerscheidt zu sagen - „einen positiven Vibe“ zu verbreiten. Wer zum Beispiel ein Instrument spielt, darf es gerne mitbringen und spielen. Wer eine Geschichte erzählen oder vorlesen möchte, kann das gerne tun. „Wir sind sehr offen, haben aber auch ein kleines Programm vorbereitet. Zum Abschluss gibt es für jeden ein kleines Geschenk.“ Dass die ganze Aktion für die Teilnehmenden kostenlos ist, versteht sich von selbst.

Lesen Sie auch: Sauerland: Wenn die Apotheke keinen Antibiotika-Saft hat

Weihnachten etwas für andere tun

Weihnachten verbringt jeder gerne in seiner Familie – auch Jörg Willerscheidt, der verheiratet ist und zwei kleine Kinder (4 und 8) hat. „Ich finde es aber viel bedeutender, dass an so einem Abend niemand alleine ist. Und für meine Kinder ist es eine wichtige Erfahrung, dass man Weihnachten etwas für andere tun kann. Für mich ist das an diesem Abend keine Arbeit; es ist mir ein Bedürfnis und wir würden uns freuen, wenn die Resonanz entsprechend groß wäre.“ Man habe schon seit vier Jahren über die Idee geredet. Dann machte aber Corona einen Strich durch die Rechnung und jetzt wird der erste Versuch gestartet. „Ich habe das damals als Gemeindereferent im Dortmunder Norden das erste Mal gemacht. Wir haben für 100 Leute ein Vier-Gänge-Menü gekocht. Vielleicht machen wir das mit dem gemeinsamen Kochen im nächsten Jahr“, so Willerscheidt.

In Hallenberg hat der Bürgerhilfeverein die Idee, einsame Menschen an Heiligabend zusammenzubringen, schon vor einigen Jahren im Kump umgesetzt. In diesem Jahr wird es eine solche Aktion allerdings nicht geben. Auch aus dem Raum Brilon – so haben Nachfragen ergeben – ist keine gemeinsame Heiligabend-Aktion geplant. „Wir hatten das in der Tat angedacht, sind aber dieses Jahr zu spät damit. Ich könnte mir denken dass wir das im nächsten Jahr angehen“, sagt Pastor und Dechant Richard Steilmann aus Olsberg.

Lesen Sie auch: Marsberger hält Kritik an Grundsteuerreform für falsch

Evangelische Kirchengemeinde Marsberg lädt ein

In Marsberg aber lädt die evangelische Kirchengemeinde zu einem besonderen Angebot am Heiligabend ein. Eine gemeinsame Heiligabendfeier für Alleinstehende im Gemeindehaus Marsberg auf dem Jittenberg. Etwa ab 18 Uhr (also nach dem Gottesdienst um 17 Uhr) erwartet die Gäste im gemütlich geheizten und geschmückten Gemeindehaus Marsberg Weihnachtsbaum und Lichterglanz, ein Abendessen am festlich gedeckten Tisch, eine Weihnachtsgeschichte und Musik – und andere Menschen, die an diesem Abend nicht alleine sein wollen.

Infos

Die evangelische Gemeinde in Marsberg bittet um Voranmeldungen unter 02992/3347. Im Pastoralverbund Winterberg können Alleinstehende spontan kommen. Infos bei Jörg Willerscheidt, 0151 70545407.

Die Organisation liegt in den Händen von Küsterin Antje Seelbach-Krispin und ihrem Mann. „Ich kenne das aus meiner alten Heimat Mülheim; dort hat es der CVJM gemacht.“ Als Küsterin müsse sie Heiligabend sowieso arbeiten. „Und nachdem mein Mann und ich festgestellt hatten, dass wir diesmal keinen Spätgottesdienst haben, war das für uns das Signal, den Versuch zu starten.“

Es gibt Wildgulasch

Die Räumlichkeiten in Marsberg würden Platz für knapp 80 Personen hergeben. „Damit wären wir aber überfordert. Die gefühlte Grenze liegt bei 40; aber man muss schauen, wie die Resonanz überhaupt ausfällt“, sagt die 61-Jährige, die seit 2018 den Küsterdienst versieht. Um besser planen zu können bitten Sie und ihr Mann um Anmeldung, gerne bis 16. Dezember im Gemeindebüro.

Die Teilnehmer dürfen sich auf Wildgulasch freuen. „Den kann man gut vorbereiten; dazu gibt es Rotkohl und Klöße oder Nudeln – das hängt von der Teilnehmerzahl ab. Und natürlich wird auch in Marsberg ein Christbaum stehen, es wird gesungen, werden Geschichten erzählt und es gibt eine kleine Bescherung. „Ich werde Flöte spielen und meinem Mann habe ich gesagt, dass er schon mal langsam Gitarre üben soll“, schmunzelt Antje Seelbach-Krispin. Ganz dezent wird eine Spendenbox aufgestellt und wo es nicht reicht, da springt die Kirchengemeinde ein.

Eintritt wird nicht erhoben – den gab’s ja damals im Stall von Bethlehem auch nicht...Viel Erfolg für zwei schöne Ideen zur Weihnachtszeit!