Marsberg. Die Marsberger Tanzpädagogin Sara Theile hilft Menschen dabei, Emotionen und den Körper zu verstehen. Ab Dezember gibt es ein neues Kursangebot:
Morgens im Tanzstudio in der Bäckerstraße in Marsberg ist das Licht gedämpft, Musik schwebt leise durch den Raum. Sechs Frauen sitzen mit verschränkten Beinen auf den Matten, senken ihre aneinandergelegten Hände vor den Oberkörper und neigen den Kopf - sie bedanken sich bei Sara Theile für die gerade abgeschlossene Yoga-Stunde, nach der sie nun in den Tag starten. Die Marsbergerin leitet seit 15 Jahren ihre eigene Tanzschule, ihre Arbeit reicht dabei aber weit über den Tanzunterricht hinaus. Durch ihr Kursangebot „Atmen und Spüren“ hilft sie Menschen dabei, einen Zugang zu ihrem Körper und ihren Emotionen zu erhalten. Ab Dezember gibt es mit „Mama in Marsberg“ ein neues Programm, bei dem sie Beratung und Trainings rund um das Thema Wohlbefinden von Mutter und Kind anbietet und Eltern bei der bindungsorientierten Begleitung ihrer Kinder unterstützt.
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Ballett für Groß und Klein
Ballett für Kinder und Erwachsene, Modern Dance, Zumba, Pilates und Yoga - das Kursangebot für Tanz, Sport und Entspannung ist vielfältig. Die 38-Jährige ist jedoch nicht nur Tanzpädagogin: Unter dem Stichwort „Körpergefühl“, zu dem sie Podcasts und Blogs veröffentlicht, hat sie ein besonderes Beratungsangebot entwickelt: „Viele Menschen haben Hemmungen, sich tänzerisch zu bewegen und fühlen sich im eigenen Körper unwohl. Das hängt auch mit dem Selbstwertgefühl und den eigenen Emotionen zusammen.“ Ein wichtiger Einflussfaktor sei das internalisierte Bedürfnis, sich anzupassen, nicht anzuecken. „Dabei unterdrückt man viele Gefühle, die da nicht reinpassen: Wut oder das Bedürfnis, sich abzugrenzen. Dieses Anpassungsverhalten, seine eigenen Empfindungen zurückzustellen, lernt man oft schon im Kindesalter.“ Diese Gefühle seien aber trotzdem da, sie auf Dauer zu unterdrücken hinterlasse emotionale Wunden im Körper.
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Körpergefühl verstehen
Dort greift ihr Ansatz: Sie möchte Menschen helfen, einen Zugang zu Körper und Gefühlen zu finden. „Ich finde es wichtig, hineinzuhorchen: Welche Gedanken und Gefühle habe ich, welche Gefühle unterdrücke ich vielleicht auch, woher kommen sie?“ Ziel sei es, zu lernen, seine Gedanken zu fokussieren und seiner Intuition zu vertrauen. „Der Körper sendet uns die ganze Zeit Signale, auch Warnsignale, wenn etwas nicht stimmt. Stressempfindung oder Erschöpfung gehören auch dazu. Sich das bewusst zu machen und auf seine Bedürfnisse zu hören, steigert die Lebensqualität.“ Auch das Selbstvertrauen werde dadurch positiv beeinflusst: „Wenn man das Gefühl hat, dass es nicht reicht oder nicht angepasst genug ist, schlägt sich das auch im Körpergefühl nieder. Man muss sich bewusst erlauben, etwas nicht zu mögen, Nein zu sagen, seinen Willen kundzutun. Selbstwertgefühl hängt vor allem damit zusammen, sich zu erlauben, man selbst zu sein.“
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In ihrem Kurs können Teilnehmende in Gruppen oder auch einzeln an ihrer Körper- und Emotionswahrnehmung arbeiten - online oder vor Ort. Sara Theile hat dazu verschiedene Herangehensweisen: „Ich arbeite gerne mit Atmung und Meditation, aber auch in Gesprächen oder tänzerisch kann man einen Zugang erhalten. Da kann grundsätzlich jeder erst mal gucken, womit er sich wohlfühlt.“ Sie betont jedoch, dass sie keine Therapeutin ist: „Ich stehe da als Beraterin zur Seite und kann Anleitung und Hilfestellung geben.“
Neues Angebot für Eltern
Daran knüpft auch ihr neues Angebot an, das im Dezember 2022 starten soll: „Mama in Marsberg“. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Beratung und Training rund um das Thema Gesundheit von Mutter und Kind erhalten, es gibt z.B. eine Stillgruppe, Trageberatung oder auch Beckenbodentraining. Einen besonderen Stellenwert nimmt die bindungsorientierte Familienbegleitung ein: „Auch da geht es um das Verstehen von Emotionen und Bedürfnissen, vor allem das Verständnis von Eltern für das Verhalten ihrer Kinder. Es ist wichtig, Kindern dabei zu helfen, einen Grundstein für die Entwicklung ihres Selbstwertgefühls zu legen. Als Erwachsener trägt man die Verantwortung für die emotionale Bindung zu seinem Kind. Ich will dabei helfen, Emotionen richtig zu deuten und angemessen damit umzugehen. Zum Beispiel beim richtigen Umgang mit Wut - mit meiner und auch der meines Kindes.“
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Erfahrungen als Mutter eingebracht
Ihre eigene Erfahrung als Mutter habe dafür die Basis gelegt: „Ich war nie so richtig wütend, bevor ich Kinder hatte. Ich war zu angepasst und habe meine Wut nicht zugelassen. Durch meine Kinder habe ich mich mit meinen unterdrückten Gefühlen auseinanderzusetzen.“ Für das Selbstwertgefühl von Kindern sei es wichtig, dass Eltern die Gefühle des Kindes akzeptieren: „Wenn das Kind durch ein Gefühl seine Bedürfnisse kundtut, darf man es nicht dafür bestrafen. Wenn man zum Beispiel ein Kind rausschickt, wenn es einen Wutausbruch hat, vermittelt man ihm: Sei anders, erst dann hab ich dich wieder lieb und du darfst wieder bei mir sein. Sowas verinnerlichen Kinder schnell und lernen dann, dass sie ihre Gefühle unterdrücken und anpassen müssen. Das schadet ihrem Selbstwertgefühl enorm.“
Sich mit den eigenen Bedürfnissen und denen von Kindern auseinanderzusetzen, ist heilsam: „Wer sich dafür öffnet und zu seinem Körpergefühl findet, wird merken: Was tut mir gut? Was brauche ich für mich? Das macht das Leben ein bisschen schöner und leichter.“