Altkreis. Für die Kitas wird es immer schwieriger, genügend Personal zu bekommen. Das kann dazu führen, dass das Betreuungsangebot eingeschränkt wird.

Die Personaldecke in den Kitas im HSK ist so dünn, dass es in einzelnen Einrichtungen durch krankheitsbedingte Ausfälle im Laufe des Kita-Jahres vorübergehend zur Reduzierung des Betreuungsangebotes kommen kann. Passiert das in der eigenen Kita, stellt das Eltern natürlich vor eine besondere Herausforderung.

Lesen Sie auch:So geht es im ehemaligen Schwesternwohnheim in Thülen weiter

Fehlendes Personal

Eine im Oktober dieses Jahres 2022 veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass allein in Nordrhein-Westfalen 24.394 Fachkräfte in den Kitas fehlen. Für den HSK Jugendamtsbezirk bedeutet das nach Angaben des HSK umgerechnet einen Fehlbedarf von ca. 170 Erzieherinnen und Erziehern. Folge: Im Jugendamtsbezirk des HSK musste schon in einigen Kindertageseinrichtungen zumindest vorübergehend das Betreuungsangebot auf 25 Wochenstunden reduziert werden. Außerdem werden, so die Kreisverwaltung, die Mittel zur Flexibilisierung der Betreuungs- und Kita-Öffnungszeiten wegen Personalmangels nicht ausgeschöpft und teilweise könne für Kinder aus Familien mit Fluchthintergrund eine Betreuung nicht in dem erforderlichen Umfang angeboten werden, weil keine Fachkräfte vorhanden seien. Dieser Mangel zeige sich, so die Kreisverwaltung, flächendeckend in allen neun Jugendamtskommunen. Besonders trete er in den Kernstädten Brilon, Marsberg und Meschede zutage.

Lesen Sie auch: WP-Leser unterstützen bedürftige Menschen im Altkreis Brilon

Michael Stratmann, Geschäftsführer katholische Kitas Hochsauerland-Waldeck
Michael Stratmann, Geschäftsführer katholische Kitas Hochsauerland-Waldeck © Kath. Kitas Hochsauerland-Waldeck

Bei Engpass eingeschränktes Angebot

Michael Stratmann, Geschäftsführer der kath. Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck, bestätigt die Grundproblematik und die generell schwierige Personalsituation. Eine Ursache sei, dass der Personalbedarf durch den Ausbau der U3-Betreuung und den Offenen Ganztag deutlich gestiegen sei, auf dem Arbeitsmarkt aber nicht ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Michael Stratmann betont aber auch, dass sich Betreuungsengpässe nicht flächendeckend zeigen, sondern, dass es punktuell in einigen Kitas im Laufe eines Kita-Jahres personell so knapp werden kann, dass das Betreuungsangebot eingeschränkt werden muss. Das geschehe dann in Absprache mit dem HSK Jugendamt und dem Landesjugendamt in Münster.

Lesen Sie auch: Warum die „Briloner Chronik“ eine ganz besondere Ausgabe ist

Schwierige Situation für Eltern und Einrichtungen

Natürlich sei allen Kits und Trägern bewusst, wie schwierig die Situation in solchen Fällen für die betroffenen Eltern sei. Umso wichtiger sei eine gute Kommunikation mit allen Beteiligten. In der Regel sei das Verständnis der Eltern grundsätzlich da, wenn es zum Beispiel durch eine Grippewelle zu zeitlich befristeten Einschränkungen komme. Schwieriger sei es allerdings, wenn es zu einer längerfristigen Reduzierung des Betreuungsangebotes komme wie im Februar dieses Jahres in der Kita St. Agatha in Oberschledorn. Die Eltern waren dort aufgrund eines längeren personellen Engpasses aufgefordert worden, ihren Bedarf möglichst zu reduzieren, um eine Gruppenschließung zu vermeiden.

Kath. Kitas haben „Flex-Pool“

Mit Beginn des laufenden Kita-Jahres haben die kath. Kita-Einrichtungen reagiert und erstmals einen sogenannten „Flex-Pool“ eingerichtet. „Dadurch sind wir aktuell im Altkreis Brilon gut aufgestellt“, erklärt Michael Stratmann. In jeder Kita seien pro Gruppe mehr Stunden besetzt als es die gesetzliche Vorgabe vorsehe. Außerdem haben sich, so der Geschäftsführer, die kath. Kitas in den einzelnen Orten vernetzt und unterstützen sich, wenn Engpässe auftreten. Als langfristige Maßnahme würden außerdem, so Michael Stratmann, alle 22 Kitas in den sechs Altkreis-Städten ausbilden und alle Azubis würden nach erfolgreicher Ausbildung übernommen. Und: Auch tarifliche habe sich sowohl für die Auszubildenden als auch für die Erzieher/innen sehr vieles verbessert. „Sie verdienen inzwischen besser als zum Beispiel Auszubildende zum Industriekauffrau/man.“ Unbefristete Arbeitsverträge seien heute selbstverständlich.

Lesen Sie auch: Stadt Olsberg kauft Gebäude, um Flüchtlinge unterzubringen

Herausforderung für alle

Ein weiterer großer Arbeitgeber im Kita-Bereich ist die DRK Brilon KiTa gGmbH, die fünf Kindertageseinrichtungen und zwei Großtagespflegen mit Tagesmüttern im Altkreis Brilon betreibt. Beschäftigt sind dort rund insgesamt 100 Erzieher und Erzieherinnen. Thorsten Rediger, Hauptamtlicher Vorstand des DRK-Kreisverbandes Brilon, erklärt auf Anfrage der WP, dass es in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Corona-Ausfällen einige Probleme gegeben habe, was eine Herausforderung für alle bedeute, für Eltern, Erzieher/innen, die Kinder und den Träger. Er sagt: „Da wir mit Menschen für Menschen arbeiten, geht im Bereich der KiTa vieles nur gemeinsam, auch wenn hier und da der Träger Entscheidungen treffen muss, die Einschnitte in der möglichen Betreuung bedeuten.“

Thorsten Rediger Vorstand DRK Brilon
Thorsten Rediger Vorstand DRK Brilon © DRK | DRK

Fachkräfte-Markt hart umkämpft

Bei den Ausfällen werde immer nur über Krankheit geredet, so Rediger. Aber es gebe weitere Faktoren: „Schaut man sich generelle Zeiten an, wo das Personal nicht anwesend ist wie z.B. genehmigter Urlaub, genehmigte Fortbildungen und kommt jetzt noch ungeplante Krankheit hinzu, kommt jede Einrichtung an ihre Grenzen. Wir planen daher frühzeitig den Urlaub und auch Fortbildungen für das jeweils kommende Jahr. Dieses regeln wir über eine Betriebsvereinbarung um einen Überblick zu bekommen.“ Bedenken müsse man aber auch, dass die Kitas ein Bereich seien, in dem das Beschäftigungsverbot für Schwangere greife. „Das ist für den Träger eine Herausforderung, da unterjährig nicht sofort Ersatzpersonal eingestellt werden kann. Es gibt die Bewerbungen schlicht nicht mehr in der Anzahl wie früher“, so Thorsten Rediger.

Grundsätzlich seien die DRK-Kitas derzeit gut mit Personal ausgestattet. Für das nächste Kita-Jahr ab August 2023 habe man sich mit den Einrichtungsleitungen sehr viele Gedanken gemacht. 12 Ausbildungsplätze seien bereits für August 2023 besetzt. „Wir nutzen auch den maximalen Personalschlüssel aus, um eine Kontinuität für unsere Eltern und Kinder zu bieten. Allerdings muss man klar sagen, dass der Markt um Fachkräfte hart umkämpft ist“, so Thorsten Rediger.