Hochsauerland. Die Warenkörbe für bedürftige Menschen im Großraum Brilon stoßen an ihre Grenzen. Wir bitten unsere Leser im Advent um Spenden für die Warenkörbe.

Sie heißen „Warenkörbe“ oder „Tafeln“. Aber der Name tut eigentlich nichts zur Sache. Viel wichtiger und schlimmer: Die Ausgabestellen, an denen Bedürftige gegen einen geringen Bargeldbetrag Lebensmittel und Hygieneartikel bekommen, stoßen an ihre Grenzen. Daher bitten wir im Advent unter dem Motto „WP-Weihnachtskorb“ um Spenden für die Tafel.

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In Brilon Medebach, Olsberg und Winterberg kümmern sich Ehren- und Hauptamtliche des Caritasverbandes Brilon regelmäßig um diese Warenausgabe. In Brilon, Winterberg und Olsberg herrscht seit Anfang Oktober sogar Aufnahmestopp. Auch wenn der Bedarf noch so groß ist, es dürfen keine weiteren, neuen Personen kommen. „Das Problem hat eine besondere, bisher nie dagewesene Dimension erreicht. Wir müssen etwas tun“, sagt Caritasvorstand Hans-Georg Eirund. Er denkt offen über die Gründung eines Sozialfonds nach: „Es ist jetzt an der Zeit, einen weiteren Schritt zu gehen.“

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Armutsbewältigung

Immer wieder wird Kritik laut am System der Warenkörbe und Tafeln: „Das eigentliche Problem – die Armut in einem reichen Land – können sie nicht bekämpfen. Staatliche Hilfe wird durch private Mildtätigkeit ersetzt. Es geht um Armutsbewältigung statt Armutsbekämpfung.“ All das sind mitunter berechtigte Kritikpunkte. Doch momentan scheint nicht die Zeit zu sein für Grundsatzdebatten. Eirund: „Die Not der Menschen ist jetzt da. Und nicht zuletzt stehen die Kommunen in der Verantwortung, für ihre Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Natürlich kann man sagen: ,Wir haben ja die Caritas‘. Das stimmt. Aber hier zu helfen, ist eine Verantwortung für alle. Und nicht zuletzt geht es hier um den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft“, sagt Eirund.

So können Sie spenden:

Ab sofort können Sie Ihre Spenden montags bis freitags in der WP-Redaktion in Brilon (10 bis 17 Uhr, Derkere Straße 4) und in Winterberg im Haus am Nordhang (ganztägig, Am Hagenblech 53) sowie in unserem WP-Büro in Marsberg (10 bis 12 Uhr, Bahnhofstraße 4) vorbeibringen.

Wir sammeln die Lebensmittel und Hygieneartikel (neben Windeln auch Damenbinden) und leiten Sie dann direkt an die jeweiligen Warenkörbe weiter, damit sie rechtzeitig zum Weihnachtseinkauf dort ankommen. Auch die heimischen Warenkörbe, die nicht in Trägerschaft der Caritas stehen, partizipieren von den Spenden.

Obst, Brot und Gemüse sind Waren, die relativ schnell verderblich sind und nicht in großen Mengen gelagert werden können. Aber Zucker, Mehl, Nudeln, Konserven, H-Milch oder Reis gehen immer. Das sind Waren, die in der Regel eine lange Haltbarkeit haben und daher auch nicht in so großen Mengen von den freiwilligen Zulieferern bereitgestellt werden. Aber auch Hygieneartikel wie Duschgel, Windeln oder Wasch- und Putzmittel können die Helfer vom Warenkorb jederzeit gut gebrauchen.

Gerade in der Vorweihnachtszeit wird natürlich gerne mal genascht. Stollen, Schokolade oder Marzipan landen aber in der Regel erst nach Weihnachten bei den Warenkörben. Die Geschäfte geben sie verständlicherweise erst dann ab, wenn das Geschäft gelaufen ist. Wer den bedürftigen Menschen aber auch vor oder zu Weihnachten eine Freude machen möchte, kann auch gerne mal zu Süßigkeiten greifen.

Generell gilt: Alle Waren sollten original verpackt sein. Und auch wer es gut meint: Bitte bringen Sie keine selbstgebackenen Plätzchen oder Stollen vorbei, sondern lieber die Zutaten!

Mit den Städten im Altkreis Brilon, mit den Kirchen, christlichen Verbänden aber auch mit anderen Institutionen wie Rotes Kreuz oder Sozialdienst katholischer Frauen sei man im Gespräch, um eine Art Trägergemeinschaft zu gründen, erläutert Eirund. Man spreche hier von einer mittelfristigen, eher langfristigen Herausforderung, deren Dimensionen noch gar nicht absehbar seien. Das Thema weltweite Flucht werde unsere Gesellschaft noch länger beschäftigen.

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Ein zu gründender Sozialfonds könne Gelder akquirieren und daraus strukturelle Hilfen anbieten und verteilen. „Es geht hier nicht um ideelle Hilfen. Das muss Geld sein, das fest in den Haushalten der Städte für diese Zwecke verankert ist.“

Zahl der Hilfesuchenden hat sich mehr als verdoppelt

Allgemein hat sich die Zahl derer, die das Angebot der Warenkörbe in Anspruch nehmen, im Laufe dieses Jahres mindestens verdoppelt. Allein in Brilon sind es 70 Prozent mehr geworden, weiß Caritas-Koordinator Uli Schilling. Das bedeutet in Zahlen: aktuell 578 Kunden in Brilon, 365 in Winterberg, 254 in Medebach und 419 in Olsberg. Zu der Steigerung, die zum Großteil im Zustrom ukrainischer Flüchtlinge begründet ist, kommt hinzu: „Die Zahl der Lebensmittel, die wir aus den Geschäften bekommen, ist leicht rückläufig.“ Dies sei aber noch nicht problematisch. Schwieriger sei es beim Zukauf von zum Beispiel Öl oder Margarine: „Wenn wir plötzlich 100 Packungen oder Flaschen kaufen wollen, kann es sein, dass die Läden selbst sagen: Solche großen Mengen können wir nicht abtreten, wir haben selbst nicht so viel.“ Die Ehrenamtlichen, so Schilling weiter, hielten den Warenkörben treu die Stange und seien weiterhin sehr engagiert. „Auch wenn die Gesamtsituation und die emotionale Lage mitunter etwas schwieriger geworden ist.“

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Mit Spannung verfolgt die Caritas die Entwicklung bei der Spendenbereitschaft: „Alle Menschen halten sich finanziell zurück. Das gilt auch bei Spenden für die Warenkörbe. Wir merken das aber auch zum Beispiel beim Essen auf Rädern, wo wir den Preis leicht erhöhen mussten. Es gibt Leute, die früher an sieben Tagen das Essen bestellt haben und jetzt auf fünf reduziert haben“, sagt Hans-Georg Eirund.

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Auch die Warenkörbe selbst erleben bei ihren Betriebskosten enorme Steigerungen: Die Energie für Strom, Kühltruhen und -schränke, die nicht nur zu den Öffnungstagen in Betrieb sind, ist teurer geworden. Fahrtkosten, Verpackungsmaterial (es sind allein 400 Papiertüten pro Woche für die Warenausgabe) oder Hygiene- und Schutzmaterial schlagen zu Buche. Kosten, die auf Dauer aufs Budget drücken. Hier ist dringend Hilfe nötig!