Marsberg. Für das Museum der Stadt Marsberg steht bei der Ratssitzung viel auf dem Spiel: Gibt es Finanzmittel für eine große Ausbaulösung oder nicht?

Im Museum der Stadt Marsberg in Obermarsberg läuft momentan die Sonderausstellung „Mit Schwert und Kreuz – Karl der Große“ zum 1250-jährigen Stadtjubiläum. Die Konzeption und Durchführung der Sonderausstellung hat das ehrenamtliche Museumsteam um Museumsleiter Heiner Duppelfeld vor eine große Herausforderung gestellt. Nicht nur finanziell. „Wir haben in die Ausstellung sehr viel Herzblut, Eigeninitiative und Eigenmittel investiert“, so Duppelfeld. Was sich durch die hohen Besucherzahlen allerdings auch ausgezahlt habe.

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Mit genau so viel Herzblut, Eigeninitiative und Eigenmittel geht das Museumsteam die Zukunftssicherung des Museums an und wird dabei, wie berichtet, durch das LWL-Museumsamt für Westfalen, den Westfälischen Heimatbund und den Arbeitskreis Museumslandschaft HSK unterstützt.

Viele Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung bestaunen die vielen Exponate aus der Karolingerzeit in Vitrinen und lesen interessiert die Texte auf den Wandtafeln.
Viele Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung bestaunen die vielen Exponate aus der Karolingerzeit in Vitrinen und lesen interessiert die Texte auf den Wandtafeln. © wp | Christine Zeitler

Der LWL hatte zusammen mit den beiden Gremien einen Wettbewerb ausgelobt. Das Museum der Stadt Marsberg mit seinem Museumsleiter Heiner Duppelfeld hatte sich beworben und wurde einer von zwei Preisträgern. Wie berichtet, hat der LWL inzwischen ein umfangreiches Konzept zur Neuausrichtung erstellt und auch im Rat vorgestellt.

400.000 Euro bereitgestellt

Für eine Erweiterung des Museums in der ehemaligen Grundschule Obermarsberg hatte sich dann auch der Stadtrat ausgesprochen. Wie ebenfalls berichtet, hat der Stadtrat dafür 400.000 Euro bereitgestellt für dieses und nächstes Jahr. Damit sollte vorerst lediglich das Erdgeschoss des Museums vollständig für die Museumsarbeit und das Obergeschoss künftig als vollwertige Lagerfläche ertüchtigt werden. Falls weitere Bedarf sei, sollte zusätzlich die Nachrüstung auf Ausbauvariante A (Ertüchtigung des ersten Obergeschosses für den Museumsbetrieb) als spätere Möglichkeit offengehalten werden. Damit würden sich aber die Kosten verdoppeln.

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Die kostengünstigere Ausbauvariante kam aber weder beim LWL noch beim Museumsteam besonders gut an. Inzwischen hatte ein Architekt eine erste Bestandsaufnahme vorgenommen und Ende August im Stadtrat vorgestellt. Auch er sprach sich dafür aus, das ganze Gebäude in die Erweiterung einzubeziehen.

Jetzt stand die Erweiterung des Museums erneut zur Diskussion im Ausschuss Schule, Kultur, Jugend, Familie und Soziales. Der sprach sich dafür aus, dass die Stadtverwaltung eine Kostenschätzung für die Variante A (Ertüchtigung des Erdgeschosses und des 1. Obergeschosses) durch einen externen Architekten mittels Honorarvertrag erstellen lassen soll. Die Kostenschätzung soll das baulich Notwendige für die Weiterentwicklung des Museums der Stadt Marsberg enthalten. Das Ergebnis soll der Politik dann erneut vorgelegt werden. Wenn der Stadtrat dem zustimmt in seiner Jahresabschlusssitzung am heutigen Donnerstag.

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Vor der Ausschusssitzung fand ein Gespräch mit der Rathausspitze, der Politik, Mitgliedern des Museumsteams, Vertretern des LWL und des HSK statt. Wie aus dem Gesprächsprotokoll hervorgeht, hatte die Leiterin des LWL Museumsamtes Dr. Ulrike Gilhaus klar Stellung bezogen und betont, dass aus ihrer Sicht die bisherigen politischen Beschlüsse nicht zu dem Konzept des LWL passen würden, das auf die Nutzung von zwei vollwertigen Geschossen für die Museumsarbeit ausgerichtet sei. Das Konzept spiegele auch die Vorstellungen des Museumsteams wider.

Quadrat-Lösung

Dr. Gilhaus bezeichnete das gesamte Konstrukt der Weiterentwicklung als „Quadrat“, wobei die vier Seiten in Einklang gebracht werden müssten. Die vier Seiten umfassen das Gebäude des Museums (baulich), die inhaltliche Ausrichtung (muss auf die baulichen Gegebenheiten abgestimmt sein), die Finanzen und politische Beschlüsse und das Museumsteam (ehrenamtliche Führung des Museums.)

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Dr. Gilhaus hat den Gestalterwettbewerb antragsfertig vorbereitet, jedoch aufgrund des fehlenden Konsenses vorerst „auf Eis gelegt“. Für die Durchführung des Gestalterwettbewerbes hat die Stadt 10.000 Euro im Haushalt 2022 bereitgestellt. Dr. Gilhaus empfahl, nun ein Gestalterbüro zu beauftragen, die inhaltliche Konzeption in einer Skizze auszuarbeiten.

Wie aus dem Gesprächsprotokoll weiter hervorgeht, stellte Museumsleiter Heiner Duppelfeld klar, dass das Museum der Stadt aus Sicht des Teams keine weitere Überlebenschance habe, wenn nicht Veränderungen in baulicher Art und eine Umstrukturierung der inhaltlichen Schwerpunkte erfolge.

Als dauerhafte Perspektive sehe das Museumsteam für die Zukunft lediglich die Perspektive in der hauptamtlichen Museumsführung, da eine Nachhaltigkeit des jetzigen Museumsteams nicht geklärt sei und eine ehrenamtliche Leitung aufgrund der Vielzahl an Arbeitsstunden etc. kaum noch leistbar sei. Er sieht die Stadt für die Gewinnung von Nachfolgern zum Einsatz in der Museumsarbeit verantwortlich.