Olsberg. Malermeisterin Martina Eickler aus Olsberg spricht über die Situation der Frauen im Handwerk, Fachkräftemangel und Rollenklischees.
„Den Gesprächstermin hätte ich jetzt glatt verschwitzt“, sagt Martina Eickler, „aber ich bin gerade im Auto und muss von Meschede nach Olsberg fahren, also habe ich ein bisschen Zeit.“ Sie ist Malermeisterin und hat ihren Betrieb in Olsberg. Gerade habe sie eine Großbaustelle in Züschen hinter sich gebracht, erzählt sie. „Da muss ich aber auch nochmal hin, da sind sind noch ein paar Kleinigkeiten zu machen.“ Sie ist ein Beispiel dafür, dass es heute mehr Akzeptanz für Frauen in handwerklichen Berufen gibt, auch wenn Vorurteile noch immer nicht ganz verschwunden sind. „Früher hat man bei Mädels auf der Baustelle häufiger mal gehört: Schaffen die das denn?“, erinnert sich Martina Eickler.
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Seit 1996 hat die 55-Jährige ihren heutigen Betrieb, Meisterin ist sie seit 1994. Dass sie Malerin werden wollte, wusste sie schon in jungen Jahren. „Mein Vater hat zu Hause immer die Arbeiten gemacht, die anfielen. Dabei habe ich immer geholfen und bin dadurch darauf gekommen“, erinnert sie sich. „Das Büro ist nichts für mich. Handwerk - das ist das Richtige.“ Nach elf Jahren Schule beginnt sie 1985 ihre Ausbildung. Dabei war es nicht immer leicht, in diesem von Männern dominierten Beruf. Alleine einen Ausbildungsplatz zu finden, war für sie nicht ganz einfach: „Zu der Zeit war das eher schwierig. Mädchen wollte eigentlich keiner und es gab Ausreden, warum das nicht funktioniert. Über das Arbeitsamt hat es dann mit einem Betrieb geklappt. Heute ist das zum Glück anders“, sagt Eickler.
Auf der Baustelle akzeptiert
Früher sei sie teilweise schon eine kleine Sensation gewesen, beschreibt sie selbst. „Wenn ich dann auf die Baustelle kam, waren die Kunden und auch die anderen Handwerker sehr überrascht. Aber ich glaube, das hat denen mal ganz gut getan“, erinnert sich Eickler und lacht. Was sie tun musste, um auf der Baustelle akzeptiert zu werden? „Sich durchsetzen und Leistung bringen muss man natürlich. Aber wenn man anpackt wie so ein Bursche, dann wird man schnell akzeptiert“, sagt sie und lacht. Durchsetzungsvermögen braucht Martina Eickler auch, denn sie ist eine von immer noch sehr wenigen Handwerksmeisterinnen im Altkreis. Nach ihrer Ausbildung übernahm sie schon 1990 den Betrieb ihres damaligen Chefs. „Ich habe zwei Tage überlegt und dann recht spontan meinem Chef den Vorschlag gemacht. Dann stand schon fest, dass ich den Betrieb übernehme, ich musste dann aber zuerst einmal noch meinen Meister machen“, erinnert sich Eickler.
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Trotz fortschrittlicherer Zeiten: in den Innungen sind immer noch kaum Obermeisterinnen zu finden. „Im Vorstand der Maler- und Lackiererinnung Brilon-Meschede sind wir momentan zwei Frauen“, sagt Eickler. Einen Posten als Obermeisterin könne sie sich aber nicht vorstellen. „Das wäre mir zu zeitintensiv“, meint sie. „Nein, das mach ich nicht. Dafür ist auch mein Betrieb zu klein.“
Personalmangel im Handwerk
Sie sehe aber auch, dass es immer noch insgesamt wenig Bauhandwerkerinnen gebe. „Aber bei uns wiegen die Klamotten ja auch schon einiges“, sagt sie. Immerhin gehört zum Beruf des Malers nicht nur der Pinsel, sondern auch das Tragen von schweren Säcken und Eimern sowie das Aufbauen des Gerüstes. „Bei uns muss man schon viel schleppen und körperlich ist das bei anderen Handwerken nochmal eine andere Hausnummer.“ Wie lange sie diese körperliche Arbeit nach nun über 35 Jahren noch machen will? „Sobald ich in Rente darf, geh ich“, sagt sie und lacht. „Zehn Jahre muss ich noch ungefähr.“ Momentan habe sie nur einen Gesellen. Mehr Stellen bekomme sie einfach nicht besetzt. Wie fast überall fehle es auch bei ihr an Personal. „Zu Bewerbungen sage ich nicht Nein“, sagt Eickler. „Wir kriegen unsere Sachen zwar gemacht, aber im Moment sind wir nur zu zweit unterwegs.“