Brilon. Das Ordnungsamt steht oft in der Kritik. Doch die Arbeit besteht aus mehr als Knöllchen verteilen. Ein Blick ins Innerste der Behörde in Brilon.

Im Rahmen der Serie „Zahlen bitte“ der Westfalenpost wird der kommunale Haushalt transparent gemacht - und zusammen mit Klaus Wrede, Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen vom Ordnungsamt Brilon. Das Ordnungsamt ist eine Institution, die mit vielen Vorurteilen und Unverständnis zu kämpfen hat - doch hinter Strafzetteln und Parkverboten stecken ein wichtiger Versorgungsauftrag und das Engagement vieler Menschen, das häufig übersehen wird.

Bisher im Rahmen der Serie erschienen

- Winterdienst in Winterberg nach strenger Prioritätenliste

- Millionenbeträge: So teuer ist Brandschutz für HSK-Städte

Der kommunale Haushalt für das Jahr 2022 sieht für den Produktbereich Sicherheit und Ordnung einen Etat von mehr als 1,7 Millionen Euro vor. Davon sind allein 981.850 Euro für Personalaufwendungen und 347.650 Euro für Sach- und Dienstleistungsaufwendungen vorgesehen, vergleichsweise kleinere Posten stellen bilanzielle Abschreibungen, Transferaufwendungen und sonstige ordentliche Aufwendungen dar.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Flourish, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Mensch hinter dem Amt

Mit dieser Aufzählung wirkt das Ordnungsamt wie ein äußerst sachlicher Verwaltungsapparat, der dem Alltagsbürger auf den ersten Blick wenig Berührungspunkte bietet und auf den zweiten meistens als einschränkend und lästig wahrgenommen wird. Dabei verordnet das Ordnungsamt keineswegs nur Bußgelder: Hinter den Paragrafen stecken Menschen, die sich mit viel Engagement dafür einsetzen, dass Brilon eine sichere und einwohnerfreundliche Stadt ist. „Dahinter steht ein Mensch. Das ist es, was es ausmacht“, erzählt Klaus Wrede. Auch in einer kleinen Stadt wie Brilon ist Sicherheit ein relevantes Thema: „Das ist in einer kleinen Stadt genau so relevant wie in einer großen, nur eben proportional angepasst. Grundsätzlich arbeitet das Ordnungsamt da eng mit der Polizei zusammen.“ Das Ordnungsamt sei unter anderem für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr zuständig. Dazu gehöre zum Beispiel die Sicherheit von Wegen bei Nacht, die Kennzeichnung und Absperrung von Gefahrenquellen und Schäden auf der Straße oder die Sicherstellung von Brandschutzmaßnahmen für die ganze Stadt.

Lesen Sie auch: Lieferengpass bei Spielzeug: Darum müssen HSK-Eltern handeln

Mit insgesamt 13 Kollegen geht das Ordnungsamt gemeinsam mit Einwohnermeldeamt und Standesamt aber noch einer Vielzahl von anderen Aufgaben nach, die sich über ein breites Themenspektrum erstrecken. Die Zuständigkeit reiche von Straßenverkehr und Sicherheit über Gewerbe und Gaststätten bis hin zum Landschafts- und Umweltschutz und Tierhaltung. „Wir kümmern uns um alles, was potenziell Probleme macht“, sagt Klaus Wrede und lacht. Deshalb sei es auch schwierig, einen typischen Dienstalltag zu skizzieren: „So etwas wie einen normalen Ablauf gibt es nicht. Die Aufgaben ergeben sich sehr spontan, die Probleme sind selten vorhersehbar.“ Vor allem für die nächtliche Rufbereitschaft ist das eine große Herausforderung: „Da ist dann immer nur ein einziger Mitarbeiter dort, der schnell handeln und rechtlich sichere Entscheidungen treffen muss.“

Man braucht ein dickes Fell

Aus diesem Grund gehören für Klaus Wrede vor allem Spontanität und Flexibilität zu den Voraussetzungen, die man als Mitarbeiter beim Ordnungsamt mitbringen muss: „Man muss mit ganz vielfältigen Tätigkeitsfeldern zurechtkommen und in der Lage sein, zu improvisieren.“ Zwar erhalte man vorher eine Verwaltungsfachausbildung, um eine präzise Kenntnis der Rechtslage gewährleisten zu können: „Viele Entscheidungen stellen notwendige Eingriffe in die Rechte der Menschen dar, die müssen dann aber absolut rechtssicher sein.“ Solche Maßnahmen seien aber immer nur das mindeste Mittel, so Klaus Wrede. Rechtssichere Eingriffe in die Rechte der Menschen dürften nur dann erfolgen, wenn es unbedingt nötig ist.

Lesen Sie auch: Brilon: Durchgedrehte Krimikomödie steht in den Startlöchern

Wichtig sei für Mitarbeiter auch die Fähigkeit, mit Menschen umgehen und auf sie zugehen zu können. „Man darf keine Berührungsängste haben“, meint Klaus Wrede, „Ich muss schon jemand sein, der mit Menschen umgehen kann.“ Nicht immer reagieren die Menschen verständnisvoll auf die Handlungen des Ordnungsamts: „Da benötigt man schon auch ein dickes Fell und darf nicht alles persönlich nehmen.“ Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Belastbarkeit. Viele Aufgabenbereiche seien emotional für die Mitarbeiter sehr belastend: „Man ist auch oft in schweren Situationen involviert, zum Beispiel bei der Versorgung von Menschen nach einem Suizidversuch. Da ist die Belastung dann sehr groß.“ Aus diesem Grund gebe es nachhaltige Strukturen zur Nachsorge für Mitarbeiter, vor allem durch die psychosoziale Unterstützungsarbeit der Feuerwehr: „Das ist ein sehr wichtiges Thema, häufig gibt es da viel Gesprächsbedarf.“ Letztlich seien es immer Menschen, die hinter den Aufgaben stehen.