Winterberg. Fast eine halbe Million Euro kostet Winterberg der Winterdienst. In welcher Reihenfolge geräumt wird und wo Winterdienst dann doch Grenzen hat.

Man kann ihn ja nicht einfach anstecken – dafür ist aktuell das Gas auch viel zu teuer. Es geht um den Schnee. In Winterberg freuen sich Liftbetreiber, Gastronomen und Hoteliers über jede Flocke. Auch Alexander Vonnahme liebt den Winter und fährt begeistert Ski. Trotzdem sind er und sein Team dafür zuständig, dass die weiße Pracht nicht zur Plage und gebändigt wird. Der 45-jährige Diplom-Bauingenieur leitet den Winterberger Bauhof. Rund 460.000 Euro stehen im Haushalt der Stadt unter dem Posten „Winterdienst“. Eine wichtige Aufgabe und gut angelegtes Geld.

Zahlen-Geschichten

Erst hielt Corona Städte und Gemeinden in Atem, nun sorgt der Ukraine-Krieg bei vielen Kämmerern für Kopfzerbrechen. Was sich nicht nur in einem subjektiven Gefühl äußert, macht sich an Haushaltsplänen deutlich. Mancherorts müssen Städte auf jeden Cent achten. Mit unserer neuen Serie „Zahlen bitte“ wollen wir zeigen, was hinter den hunderte Seiten umfassenden Zahlenwerken steckt – und was Sie für Ihre Steuern und Abgaben zurückbekommen.

Der besondere Blick geht auf die Bereiche Sicherheit und Ordnung, Schulträgeraufgaben, Verkehrsflächen und ÖPNV, Sportförderung, Kinder- und Familienförderung.

Winterdienst in Winterberg ist die Quadratur des Kreises

Winterdienst – das ist eine Art Quadratur des Kreises. Denn es jedem Fußgänger und Autofahrer recht zu machen, wird nie funktionieren. „Warum ist noch nicht geschoben, warum liegt der Schneeklumpen vor der Garage, wieso ist jener Weg schon geräumt und meiner nicht?“ Alexander Vonnahme hört so etwas immer wieder mal. „Ja, das Anspruchsdenken hat in den letzten Jahren zugenommen. Aber: Schnee ist nicht gleich Schnee. Lockere Flocken bei kalten Temperaturen lassen sich ganz anders beiseite räume als klumpig-feuchte Massen. Und wer einmal so ein Räumfahrzeug mit seinen Ausmaßen, seiner Trägheit und bei zugeparkten Straßen gefahren hat, der wird manches ganz anders beurteilen.“

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Dennoch sind die Winterberger mit ihren Winterdienstlern sehr zufrieden und Dissonanzen werden – wie der Schnee – beiseite geräumt. „Schon mal gibt es auch was Süßes als Dankeschön oder mal eine Flasche Bier – aber natürlich wird die erst nach Feierabend getrunken.“

Winterdienst in Winterberg: Für 146 Kilometer Straße zuständig

Der Baubetriebshof in Winterberg ist für alle Gemeindestraßen im Stadtgebiet (146 Kilometer) sowie für öffentliche Plätze und Gehwege vor städtischen Gebäuden zuständig. „Wir haben acht größere Winterdienstfahrzeuge im Einsatz und werden in den Ortsteilen und in Bereichen der Kernstadt von fünf Fremdunternehmen unterstützt“, erklärt Vonnahme. In diesen Tagen hat er die Einsatzpläne, die vom 5. November bis 28. April gelten, fertiggestellt und darauf geachtet, dass es bei den Feiertagsdiensten wie Weihnachten und Silvester reihum gerecht zugeht und jeder einmal in den sauren Apfel beißen muss. An neuralgischen Punkten sind inzwischen die Schneebegrenzungspfähle und die Schneefangzäune gesetzt worden; die Streukästen sind gefüllt. „Meistens geht es in der zweiten Novemberhälfte das erste Mal los.“ Der Räumdienst ist gewappnet.

Zum Thema:Wo in Winterberg zuerst Schnee geräumt wird und wo zuletzt

Winterberg macht seinem Namen im Winter alle Ehre. Der Räumdienst ist oftmals pausenlos im Einsatz.
Winterberg macht seinem Namen im Winter alle Ehre. Der Räumdienst ist oftmals pausenlos im Einsatz. © wp | Ralf Hermann

Wann der Winterdienst tatsächlich raus muss und die damit einhergehende Rufbereitschaft aktiviert wird, entscheidet der Bauhofleiter immer je nach Wetterlage. „Sind Glätte oder Schneefall angesagt, schauen sich die eingeteilten Mitarbeiter um 2.30 Uhr an prägnanten Stellen an, ob ein Einsatz erforderlich ist und ob weitere Kollegen und die Fremdunternehmer kontaktiert werden müssen. So verfahren wir auch um 5 Uhr und um 18.30 Uhr. An Wochenenden gelten noch einmal andere Zeiten. Wir müssen ja auch schauen, dass die Ruhezeiten der Fahrer eingehalten werden und dass das System nicht überreizt wird. Wir können nicht bei jedem leichten Schneefall sofort ausrücken.“

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Wann wo geräumt wird, unterliegt einem genauen Plan, der nach Prioritäten sortiert ist. Vonnahme: „Zur Dringlichkeitsstufe eins zählen Hauptverkehr- und Durchgangsstraßen, Straßen, die für den ÖPNV wichtig sind und natürlich die Zufahrtstraßen zum Krankenhaus, zu Seniorenheimen, Schulen, Polizei, Feuerwehr und Gewerbegebieten. Verbindungsstraßen gehören zur zweiten Dringlichkeitsstufe, gefolgt von Wohnstraßen und den übrigen Verkehrsflächen. Nach Rechtslage müssen wir wichtige und gefährliche Stellen räumen. Wir leisten oftmals mehr, als wir eigentlich müssten.“

Winterdienst in Winterberg: Auch Parkbuchten frei halten

Die Stadt hat ihrem Baubetriebshof auf ihrer Homepage ein eigenes Kapitel gewidmet. Dort heißt es u.a.: „Neben dem normalen Winterdienst muss bei entsprechend viel Niederschlag auch der Schnee von Parkbuchten entfernt werden. Neben den eigenen Fahrzeugen werde im Extremfall Unternehmer mit Lkw und Schleppern zur Unterstützung hinzugezogen. Ebenso muss Schnee von den Dächern an einigen Städtischen Gebäuden entfernt werden, damit die Lasteinwirkung nicht zu groß wird.“

Alexander Vonnahme liebt seinen Job: „Jeder Tag ist anders und im Frühjahr, Sommer haben wir vom Bauhof ja noch ganz andere Aufgaben.“ Am liebsten ist es ihm, wenn die Wetterlage eindeutig und auf längere Sicht kalkulierbar ist. „Als ich 2008 angefangen habe, da hatten wir einen durchgehenden Winter mit viel Schnee bis in den März. Die vergangenen Jahre waren eher durchwachsen, so dass man oft kurzfristige Entscheidungen treffen musste.“ Obwohl ihm und seinen Mitarbeitern die weiße Pracht viel Mühe macht, erfreut er sich bis Mitte März daran. Dann ist es aber auch irgendwann mal gut. Winterdienst muss nun mal sein und der Schnee muss von den Straßen, denn anstecken kann man ihn ja nun mal nicht…