Brilon/Winterberg/Olsberg. Händler in Brilon, Winterberg und Olsberg raten Eltern, vor dem Weihnachtsfest schnell zu handeln – denn bei manchem Spielzeug gibt es Engpässe.

In allen Branchen wird von Lieferschwierigkeiten und Engpässen gesprochen, sei es auf dem Bau oder in der Apotheke. Für Familien mitunter aber vor der Weihnachtszeit am wichtigsten: Was ist mit Spielzeug? Mit den Geschenken, die gerade allernorts im Hochsauerlandkreis auf die Wunschzettel gemalt und gekritzelt werden? Die WP hat nachgefragt – und die Einzelhändler geben Tipps, um noch rechtzeitig an das Gewünschte zu kommen.

Arbeitskräfte fehlen: Lieferzeiten für Spiele werden länger

„Ja, es gibt große Probleme bei importierten Spielen“, sagt Stefan Scharfenbaum, Inhaber der Schatzkiste in Brilon. Schon jetzt, noch vor der Weihnachtszeit, hätten einige Produkte, insbesondere von Coppenrath / Die Spiegelburg Lieferzeiten von drei bis vier Wochen. „Und das innerhalb Deutschlands“, so Scharfenbaum. Das Unternehmen liefert nicht nur Spielzeug, sondern auch Kinderbücher und passenden Merchandise. Eine Spurensuche nach Recherchen der WP ergibt, dass es nicht an Material mangelt, sondern an Arbeitskräften. Die Container mit den Waren würden zwar geliefert, es seien aber weder genug Mitarbeiter da, um diese auszupacken, noch um die Waren einzupacken und sie an die Händler zu verschicken. Zwischen Packen und Ausliefern hätten vor kurzem sogar Wochen gelegen. Auch Fahrer, die die Waren an den Zielort bringen, sind Mangelware.

Ernsting’s Family, das zwei Filialen in Brilon und Winterberg betreibt, sagt: „Tatsächlich kommt es aktuell sowohl bei Spielzeug als auch bei Kinderbekleidung teilweise zu kleineren Lieferengpässen. Allerdings bewegen sich diese bei weitem nicht auf dem Niveau des Vorjahres, da wir aus der Erfahrung des Jahres 2021 heraus reagiert und in Abstimmung mit unseren Lieferant*innen Sicherheitspuffer bei den Lieferterminen vereinbart haben.“ Bei Ernsting’s kommt eine Preissteigerung hinzu, wie ein Sprecher gegenüber der WP äußert. „Es ist leider auch richtig, dass auch wir unsere Preise in einigen Bereichen anpassen mussten. Neben den gestiegenen Kosten für Energie spielen hierbei weitere Faktoren eine Rolle wie deutlich gestiegene Transportkosten, höhere Rohstoffpreise beispielsweise für Baumwolle oder die allgemeine Inflation der vergangenen Monate.“ Man stelle das Sortiment daher permanent auf den Prüfstand und nehme – wenn nötig – Anpassungen vor, um Kunden auch weiterhin Artikel zu günstigen Preisen anbieten zu können.

Probleme wie Arbeitskräftemangel und Inflation treffen also auch die Spielzeugbranche – allerdings nur bedingt. Sowohl Scharfenbaum, als auch die Spielzeugläden „Pfiffikus“ in Winterberg sowie das Briloner Kaufhaus „Feldmann“ bestätigen auf WP-Anfrage, dass es größtenteils kein Problem darstellen sollte, an das passende Geschenk für Kinder zu kommen.

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Händler raten: So schnell wie möglich bestellen

Die Händler raten jedoch, dass jetzt schnell zu sein. „Ab Dezember wird es schwer sein, etwas zu bestellen, damit rechne ich fest“, sagt Stefan Scharfenbaum. Er werde zwar alle Hebel in Bewegung setzen, eine Garantie für pünktliche Lieferung zum Fest kann er nicht geben. Seitens Feldmann heißt es dazu: „Das unterscheidet sich aber nicht von den anderen Jahren zuvor, jedes Weihnachten ist gleich und doch anders. Und am besten bestellt man frühzeitig die Geschenke.“ Einen besonderen Trend können die Händler gerade nicht beobachten. Stefan Scharfenbaum: „Wichteltüren sind gerade sehr beliebt. Wir setzen in diesem Jahr ohnehin auf Klassiker wie das Kasperle-Theater oder das Großthema Feuerwehr.“ Gerade die klassischen Spielzeuge, die den Hype um Figuren von Paw Patrol und co. nicht mitmachen, seien für die Kinder pädagogisch sinnvoll. „Beim Kasperle-Theater wird das Rollenspiel und die Kommunikation der Kinder gefördert“, erklärt Scharfenbaum. Doch das Bestellen ist seit der Corona-Pandemie nicht mehr so leicht wie früher. „Es gab immer so sechs oder sieben Kataloge, die ich den Eltern mit nach Hause geben konnte und aus dem die Kinder ihre Wünsche bestellt haben. Diese Auswahl gibt es seit der Pandemie nicht mehr.“ Was nicht nur an der Pandemie, sondern auch an den teuren Papierpreisen liegen dürfte.

Kinderkleidung als Alternative – manche Hosen vergriffen

Der Kinderladen „Raßmus“ in Brilon kann manche Hose nicht mehr innerhalb weniger Tage nachbestellen.
Der Kinderladen „Raßmus“ in Brilon kann manche Hose nicht mehr innerhalb weniger Tage nachbestellen. © WP
Ute Hammer betreibt den Laden „Kleine Strolche“ und schaut zuversichtlich Richtung Weihnachten.
Ute Hammer betreibt den Laden „Kleine Strolche“ und schaut zuversichtlich Richtung Weihnachten. © WP | Jana Naima Schopper

Neben Spielzeug wird gerade durch Großeltern gerne Kinderkleidung unter den Baum gelegt. Verena Rieger vom Kinderladen „Raßmus“ in Brilon bestätigt, dass auch hier lange Lieferzeiten Schwierigkeiten bereiten. „Ja, wir haben ein bisschen damit zu kämpfen. Manche Hosen sind nicht auf Lager und können nicht wie gewohnt nachbestellt werden.“ Gerade für Eltern, die oft auf dieselben Marken und das schon seit Jahren setzen, ist das ein Problem. „Alternativen können wir immer bieten, aber wenn es die eine Hose sein soll, kann es sein, dass wir die eben nicht innerhalb von zwei oder drei Tagen nachbestellen können“, sagt Rieger. Das liege teils nur an einer Art von Reißverschlüssen, die zurzeit nicht lieferbar seien. Ute Hammer, die im ihrem Laden „Kleine Strolche“ in Olsberg Kinderkleidung verkauft, beobachtet keine Lieferschwierigkeiten. „Es gibt immer einen Weg und ich arbeite schon lange mit gewissen Firmen zusammen. So kann man manchmal Einzellösungen finden“, sagt sie. Dennoch müssten die Kunden eben manchmal etwas Flexibilität mitbringen. „Meistens kann die Ware aber kurzfristig nachgeliefert werden.“ Da es beim Spielzeug manchmal Lieferprobleme gäbe, würden zahlreiche Großeltern auf Kleidung als Geschenk umsteigen. Schon jetzt kommen viele Kunden in Ute Hammers Laden und wollen Kleidung in Weihnachtspapier gepackt haben. „Auch in diesem Jahr werden wir gut durchkommen, mit unseren treuen Kunden und einer wirklich schönen Atmosphäre“, zeigt sich die Olsbergerin zuversichtlich.