Brilon. Katastrophen wie die Flut im letzten Jahr erfordern von Hilfskräften hohen Einsatz. So ist das THW Brilon auf den Krisenfall vorbereitet.

Die Bilder der Flut-Katastrophe, die sich im Sommer 2021 nach dem Unwettertief „Bernd“ ereignete, sind den meisten noch lebhaft in Erinnerung. Dieses Ereignis hat sehr deutlich gemacht, dass funktionierende Strukturen zur Krisenbewältigung notwendig sind - dazu gehören auch die Unterbringung und Verpflegung der Einsatzkräfte, die vor Ort sind und Hilfestellung leisten. Das Technische Hilfswerk (THW) hat für derartige Situationen ein überregionales Konzept entwickelt, mit dem in einem Katastrophenfall Notfallunterkünfte bereitgestellt werden können. Ein Teil der dafür nötigen Materialien lagert in Brilon - Stephan Dohle vom THWBrilon erklärt, was dahinter steckt.

Materialvorräte für Notfallunterkünfte

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„Die Notwendigkeit solcher Konzepte beruht auf den Erfahrungen, die man bei früheren Katastrophenfällen gewonnen hat“, erzählt Stephan Dohle bei einem Gang durch die großen Lagerhallen des THW Ortsverbands Brilon. Die Einsatzkräfte seien häufig über längere Zeiträume vor Ort: „Da gab es dann häufig eine Unterbringung in Hallen, wo verschiedene Einsatzteams unterkommen. Die konnten sich dort aber nicht richtig ausruhen, da ständig jemand an- oder abreist, die Verpflegung war schlecht, die Hallen konnten nicht richtig temperiert werden. Das zehrt an den Kräften.“ Damit Hilfskräfte an den Einsatzorten besser untergebracht und verpflegt werden können, wurde der „Bereitstellungsraum 500“ - kurz BR 500 - ins Leben gerufen. Dieser beinhaltet alle notwendigen Materialien, um kurzfristig Unterkünfte und die notwendige Infrastruktur für 500-1000 Einsatzkräfte aufzustellen. „Dazu gehören Materialien für Zeltunterkünfte, die Ausstattung zur Verpflegungszubereitung und Elektro- und Wasserversorgung, aber auch zur Abwasserentsorgung“, erläutert Stephan Dohle, „Es geht auch um die Zubereitung von Mahlzeiten, dort muss Wäsche gewaschen werden können und es muss intakte Sanitäranlagen geben.“

In vier großen Teilkonzepten, aufgeteilt in Nord, Ost, Süd und West, steht der BR 500 bundesweit zur Verfügung. Auch im THW Ortsverband Brilon lagern Materialien für den BR 500, er gehört zum Teilbereich West. Stephan Dohle zeigt auf zwei große blaue Container mit einer Nummer und dem Logo des THW: „Hier in Brilon haben wir die Materialien für die Führungsstelle, den Betrieb und die Entsorgung gelagert. Die Helfer des Technischen Hilfswerks, die in dem Modul mitwirken, sind für den Aufbau geschult und kennen ihre Aufgaben genau. Im Ernstfall wissen sie, was zu tun ist.“ Auch Waschmaschinen, Kühlschränke und Stromaggregate stehen bereit, um kurzfristig in Betrieb genommen zu werden.

Einsatz bei Krisensituationen

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Die Situationen, in denen der BR 500 zum Einsatz kommt, seien Großeinsätze in Krisengebieten, bei denen die Strukturen vor Ort ausgereizt sind: „Wenn es zum Beispiel eine Krisensituation in Sachsen-Anhalt gibt und die Einsatzkräfte dort am Limit sind, kann das Land auf den BR 500 West zurückgreifen. Das THW leistet technische Unterstützung im Zivil- und Katastrophenschutz.“ Die Unterkünfte, die durch den BR 500 bereitgestellt werden, seien jedoch nicht für die Unterbringung der Zivilbevölkerung gedacht: „Dort müssen die Einsatzkräfte untergebracht werden, die die Helfer vor Ort unterstützen müssen, z.B. die Feuerwehr.“

Zur Veranschaulichung des Prozesses spielt Stephan Dohle für die WP ein Katastrophenszenario durch, am Beispiel Hochwasser: „Im ersten Schritt sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr von den vom Hochwasser betroffenen Landkreisen und Städten im Einsatz. Die kommen, wie zum Beispiel bei der Flutkatastrophe im letzten Jahr, irgendwann an ihre Grenzen. Dann wird die Hilfe von anderen Organisationen angefordert, zum Beispiel das THW oder die DLRG. Als nächstes erfolgt das Angebot des THW, den BR 500 für die Unterbringung der angeforderten Hilfskräfte bereitzustellen.“ Die Entscheidung darüber werde bei der Landesregierung des betroffenen Gebietes gefällt, woraufhin das Modul BR 500 dann alarmiert werde. „Dann wird aber erst einmal ein Erkundungsteam losgeschickt, dass die Begebenheiten vor Ort sondiert. Gleichzeitig wird vom Einsatzteam alles vorbereitet. Sobald die Ergebnisse des Erkundungsteams da sind, wird eine Entscheidung über den Aufbau getroffen. Dann werden die Einheiten in Marsch gesetzt und bauen die Unterkünfte auf.“ Im Idealfall könne die Unterkunft innerhalb von 24 Stunden nach Beginn des Aufbaus in Betrieb genommen werden. „In einem solchen Katastrophenfall müssen die Strukturen schnellstmöglich stehen, damit die Einsatzfähigkeit der Helfer gewährleistet ist.“