Hochsauerlandkreis. Die Energiekrise bedroht den Tierschutz - Tierschutzvereine und Tierheime im Hochsauerland tun alles, damit die Tiere nicht darunter leiden.
Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm. Die prekäre Lage von Tierheimen, die schon vor der Pandemie mit großen finanziellen Herausforderungen zu kämpfen hatten, hat sich durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Energiekrise dramatisch verschlechtert - auch im Hochsauerlandkreis. Das TierheimBrilon und der TierschutzvereinMarsberg berichten von einer problematischen Situation.
Mit der Energiekrise kommen auch auf den Tierschutz hohe Belastungen zu, enorme Kostensteigerungen für Strom und Gas, für Futtermittel und Tierarztgebühren - Kosten, die viele Tierheime und Tierschutzvereine bereits jetzt nicht mehr stemmen können. Nach Einschätzungen des Deutschen Tierschutzbundes wird eine durchschnittliche Gesamtkostensteigerung von 23 Prozent erwartet, was für viele Einrichtungen eine existenzielle Bedrohung darstellt. Schon durch die Pandemie ist die Belastung von Tierheimen in Deutschland enorm gestiegen, da durch sie all die Haustiere aufgefangen werden mussten, die während der bisherigen Pandemiezeit unüberlegt angeschafft und kurz darauf wieder abgegeben wurden. Die Kostenentwicklung für Energie und Futtermittel droht mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Aufnahme und die Versorgung von Tieren. „Sollten die Heizkosten für die Tierheime weiter steigen, könnte dies den Zusammenbruch des praktischen Tierschutzes in Deutschland bedeuten“, äußerte sich Lea Schmitz von Deutschen Tierschutzbund gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Tierschutzvereine sind in Sorge
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Das Tierheim Brilon sieht den Kostenentwicklungen mit Besorgnis entgegen. „Bereits vor vielen Wochen haben wir Öl getankt, da wir nicht wussten, wie hoch die Preise noch gehen. Der Liter Öl hat das Dreifache gekostet als letztes Jahr um diese Zeit. Wir konnten nur halbvoll tanken, da es sonst den finanziellen Rahmen gesprengt hätte“, erzählt Carolin Meerpohl, Leiterin des Tierheims Brilon. Als privat geführte Einrichtung sei das Tierheim Brilon auf Zuschüsse der Gemeinden, Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen. „Wir mussten den Beitrag der Gemeinden erhöhen, um die Betriebskosten einigermaßen zu decken. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben die Gemeinden dem auch zugestimmt. Dies deckt jedoch nur einen Bruchteil unserer Kosten.“ Nach der langen Pandemie-Phase, in der das Tierheim für Besucher geschlossen war, werden die steigenden Ausgaben für Energie, Benzin und Tierarztbesuche zu einer enormen zusätzlichen Belastung. „Wir hoffen, dass es bald einen Stopp der Preiserhöhungen gibt und man Kosten vorausschauender einplanen kann.“ Natürlich versuche man, Strom zu sparen, aber das sei in Hinblick auf die Versorgung der (zum Teil auch kranken) Tiere nur bedingt möglich: „Wir haben die Verantwortung, auch weiterhin die Tiere bestmöglich zu versorgen - auch medizinisch. Wir können und möchten dort keine Abstriche machen. Nicht auf Kosten der Tiere, das ist gegen unsere Überzeugung und unseren Beruf.“
Auch für den Tierschutzverein Marsberg sind die steigenden Kosten ein großes Problem. Der Verein kümmert sich um mehr als 50 besitzerlose Hunde im In- und Ausland und kommt für ihre Unterbringung in Hundepensionen auf, bis sie vermittelt werden können. „Kosten haben wir ohne Ende“, berichtet Elke Heinemann, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Marsberg, „trotzdem wird kein Hund abgewiesen, der Hilfe braucht.“ Vor allem die Benzinkosten und die steigenden Unterbringungskosten machen dem Verein Sorgen. Der Verein trüge auch die Kosten für den Transport der Tiere zu den Pensionen, die deutschlandweit und teils auch in den Herkunftsländern vieler Tiere angesiedelt sind. Außerdem komme der Verein für die Einfuhrgebühren und die Tierarztkosten auf, die für die geretteten Hunde anfallen. „Wir finanzieren uns vor allem über Spenden“, erzählt Elke Heinemann. Weil die Spendenbereitschaft in der aktuellen Situation kontinuierlich zurückgehe, habe sie große Bedenken. Hoffnungen setzt sie auf die kommende Advents- und Weihnachtszeit: „Da ist die Spendenbereitschaft immer etwas größer. Aber ich bin auch grundsätzlich immer positiv gestimmt, irgendwie hat es bisher immer geklappt.“
Bundesregierung muss schnell handeln
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Von der Politik wird schnelles Handeln gefordert. Die Liste der Anliegen des Deutschen Tierschutzbundes ist lang, vor allem ist aber eine schnelle und umfangreiche Verbrauchsstiftung für den Tierschutz und eine finanzielle Unterstützung der Tierheime durch die Kommunen nötig. „Viele halten sich seit Jahren gerade so über Wasser“, erzählt Carolin Meerpohl, „Die Energiepreise müssen für alle tragbar sein. Es darf kein Luxusgut werden, in der die Schwächsten benachteiligt werden. Uns macht das große Sorgen und wir hoffen, dass die Aussichten bald positiver sind.“ Auf eine baldige und effektive Entlastung durch die Politik setzt Elke Heinemann vom Tierschutzverein Marsberg allerdings nicht, das hat sie die langjährige Erfahrung gelehrt: „Im Tierschutz muss jeder für sich selbst sorgen. Von den Behörden kommt da nichts.“ Dadurch lässt sie sich aber nicht entmutigen, der Tierschutz ist für sie ein übergeordnetes Anliegen: „Tierschutz geht nicht ohne Emotionen. Der Tierschutz frisst einen mit Haut und Haaren. Da muss man helfen, das wird zu einer persönlichen Verpflichtung.“
Für die Vermittlung ihrer Schützlinge setzen sich der Tierschutzverein Marsberg und das Tierheim Brilon stark ein. Einige Hunde des Tierschutzvereins Marsberg werden am Sonntag den 16. Oktober bei der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ vorgestellt, um so ihre neuen Besitzer zu finden. Die Sendung ist um 18:00 Uhr im WDR zu sehen.
Das Tierheim Brilon veranstaltet Tierheimfeste, bei denen Spenden gesammelt werden und die Menschen, die sie unterstützen, das Tierheim und seine Bewohner kennenlernen können. Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich am 12. November, wenn das Tierheim Brilon herzlich zum Winterfest am Tierheimgelände einlädt. Beginn ist um 14 Uhr, die Besucher werden mit Waffeln, Kuchen und warmen Getränken versorgt, es gibt ein Glücksrad, einen Flohmarkt für Tierbedarf und Führungen durch das Tierheim.
Infobox: Hier können Sie den Tierschutzverein Marsberg e.V. und das Tierheim Brilon durch Spenden unterstützen:
TSV Marsberg:
Spendenkonto:Sparkasse Paderborn-Detmold
IBAN: DE30 4765 0130 0000 0409 23
Paypal: info@tierschutz-marsberg.de
Tierheim Brilon:
IBAN: DE79 4165 1770 0000 0055 46
Auch Sachspenden werden gerne angenommen. Welche Dinge benötigt werden, können Sie auf der Website nachlesen: https://tierheim-brilon.de/news/sachspenden/