Winterberg. Eine Ferienwohnung im Winter vermieten - das bedeutet im Sauerland sehr viel höhere Energiekosten. Worauf Urlauber sich einstellen können.
Vor einem harten Winter stehen die Betreiberinnen und Betreiber von Hotels und Ferienhäusern angesichts der hohen Energiepreise. Der Deutsche Tourismusverband (DTV) rechnet bereits mit Betriebsschließungen und fordert staatliche Hilfe. Denn die stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas lassen sich nicht mal eben Eins zu Eins auf die Vermietungskosten umlegen. Zumal viele Buchungen längst verbindlich abgeschlossen sind.
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„Alle unsere Vermieter/innen stehen vor derselben Herausforderung. Wie können wir die gestiegenen Kosten im Energiebereich in Kombination mit der Inflationsrate und höheren Personalkosten gegebenenfalls auf Übernachtungspreise oder Ähnliches umlegen? Dabei sind alle hochsensibel und wollen das Preisgefüge nicht überreizen. Urlaub darf nicht zum Luxusgut werden, da haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung. Erholung und Freizeit sind immens wichtige Güter im Leben eines jeden Einzelnen“, sagt Christian Klose, Tourismusförderer der Stadt Winterberg.
Immer neue Herausforderungen
Erst war es Corona, dann kommt das gesamte Spektrum an Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine. Die Tourismusbranche muss sich immer neuen Herausforderungen stellten. Vergangene Woche hatte die Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW) eigens eine Vermieterversammlung organisiert, bei der ein Fachanwalt intensiv über Möglichkeiten einer Preisanpassung referierte. An der Versammlung nahmen mehr als 60 Vermieter/innen aus der Ferienregion Winterberg mit Hallenberg teil. Fazit von Christian Klose: „Wir haben erfahren, dass grundsätzlich bestehende Beherbergungsverträge für beide Vertragsparteien, also für Gastgeber und Gast, bindend sind. Die höheren Energiekosten können also nicht ohne Weiteres ad hoc umgelegt werden. Denn hier gibt das Gesetz nur einen geringen Spielraum vor. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen spielen hier eine wichtige Rolle.“
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Verbrauchsabhängig berechnen?
Daraus resultierend könnten Vermieter von Ferienwohnungen auf die Idee kommen, die Energiekosten verbrauchsabhängig in Rechnung zu stellen. Das ist mancherorts schon lange üblich. Klose: „Da, wo das rechtlich und tatsächlich möglich ist, bietet es sich womöglich vor dem Hintergrund der Energiepreisentwicklung an. Das könnte auch ein zusätzlicher Anreiz für Gäste sein, sich noch energiesparender zu verhalten. Voraussetzung ist allerdings, dass der Verbrauch per eigenem Zähler nachvollziehbar ermittelt werden kann.“ Das bedeutet Investitionen und einen Handwerker, den man erstmal so schnell bekommen muss, um entsprechende Veränderungen vorzunehmen.
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Eine pauschale Kosten-Erhöhung beim Winterurlaub könnte in Zeiten, in denen südliche Länder zum kostengünstigen Überwintern einladen, das falsche Signal sein. Dennoch die Frage an den Fachmann: Wird Winterurlaub wegen der höheren Energiekosten künftig die teuerste Form von Urlaub im Sauerland sein? Christian Klose: „Diese Frage kann derzeit nicht grundsätzlich und betriebsübergreifend beantwortet werden, da es aktuell viele Faktoren gibt, die letzten Endes Auswirkungen auf die Preisgestaltung der Übernachtungsbetriebe haben werden.“ In die Kalkulation fließe zum Beispiel die vertragliche Situation des jeweiligen Betriebs mit seinem Energieversorger ein. Die Laufzeiten der vorhandenen Verträge spiele dabei eine große Rolle. Bei dem einen laufen die Verträge aus und müssen neu verhandelt werden, andere haben langfristige Verträge und sind nicht so arg betroffen von der Preisspirale. „Hinzu kommen politische Unwägbarkeiten. Wir können alle noch nicht sagen, wie sich das 200 Milliarden Euro-Paket konkret auswirken wird auf die Kostensituation der Unternehmen. Es gibt also viele Fragezeichen, die dazu führen, das aktuell keine seriöse Aussage darüber getroffen werden kann, ob und wie sich das Preismodell bei den Beherbergungsbetrieben ausgestalten wird“, so Klose.
Entwicklung abwarten
Es gelte, nicht zu spekulieren, sondern die Entwicklungen abzuwarten. „Klar ist, die touristischen Betriebe stehen unverschuldet vor großen Herausforderungen, bei deren Bewältigung wir tatkräftig unterstützen. Klar ist auch, dass die Betriebe wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft verantwortungsbewusst kalkulieren und Angebote machen, die einen erholsamen und erlebnisreichen Urlaub für alle Generationen in unserer schönen Ferienregion möglich machen werden.“
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Und da hat sich auch das Buchungsverhalten noch nicht grundlegend geändert: Analog zu den letzten Jahren verspürt die WTW verstärkt Buchungen in den Zeiträumen rund um Weihnachten und Jahreswechsel sowie zu den Karnevalszeiten. „Weiterhin bemerken wir aber auch ein Last-Minute-Verhalten. Viele Menschen sind nach Corona und verstärkt durch die aktuellen Energiekrise verunsichert. Auch sogenannte Flextarife sind weiterhin gefragt. Aus Sicht des Gastes ist das nachvollziehbar, für unsere Betreiber bedeutet dies aber auch Planungsunsicherheit, was die eigene wirtschaftliche Aufstellung schwierig macht“, erklärt Klose
Es geht um Existenzen
Bleibt noch die Frage, ob in Anbetracht der Energiekrise und des Stromausfall-Szenarios noch andere Konsequenzen - zum Beispiel Schließungen von Schwimmbädern oder Saunen in Hotels - denkbar sind? Klose: „Das wird es aus unserer Sicht nicht geben. Wir können uns keine weiteren Schließungen erlauben. An jeder touristischen Einrichtung hängen Arbeitsplätze und damit auch Familienexistenzen. Ob ein jeweiliger Hotelier für sich entscheidet, gewisse Leistungen einzusparen für eigenen Kostenreduzierung, obliegt den jeweiligen Häusern.“