Brilon. Im Hochsauerlandkreis sind viele Filialen von Sparkassen und Volksbank auf den Dörfern verschwunden. Es gibt auch Kritik an den Alternativen.
In Brilon und den umliegenden Ortschaften gibt es nur wenige Sparkassen- und Volksbankfilialen. Auch die Zahl der SB-Automaten, an denen Geld eingezahlt oder abgehoben und Kontoauszüge gedruckt werden können, ist in den letzten Jahren geschrumpft. Das belastet vor allem die Menschen, die in den kleineren Orten rund um Brilon leben und immer weitere Anfahrten in Kauf nehmen müssen, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen und Bargeld abheben zu können.
Vor allem ältere Menschen, die in den kleineren Dörfern leben, fühlen sich als Bankkunden häufig nicht gut versorgt. Dabei spielen vor allem Erreichbarkeit und Mobilität eine große Rolle. Heinz Bickmann, ehemaliger Ortsvorsteher von Madfeld, bringt die Problematik auf den Punkt: „Wenn ältere Leute einen Kontoauszug holen wollen, müssen sie nach Brilon oder Thülen fahren. Da sind die fast zwei Stunden unterwegs und müssen mehr als vier Euro für ein Busticket bezahlen.“
Früher Angebot mit einem Fahrdienst, der die Kontoauszüge vorbeibringt
Bis 2019 habe es in Madfeld eine Volksbankfiliale gegeben, die geschlossen werden musste. Danach sei lediglich ein SB-Automat der Sparkasse erhalten geblieben, der nach einigen Verhandlungen mit der Volksbank in einen geteilten SB-Terminal der Sparkasse und der Volksbank umgewandelt wurde. Dieser befindet sich nun nach einem Standortwechsel am Holzweg 14 in Madfeld und kann von Kunden beider Bankinstitute zum Abheben von Bargeld genutzt werden. Auch Kontoauszüge lassen sich dort ausdrucken, allerdings nur für Sparkassenkunden. „Für die Volksbankkunden gibt es hier wenig Möglichkeiten. Da werden die Menschen in den Dörfern vergessen,“ berichtet Heinz Bickmann, „Früher gab es zumindest noch das Angebot mit einem Fahrdienst, der die Kontoauszüge vorbeibringt. Aber den gibt es jetzt auch nicht mehr.“
Immer weniger Filialen und Automaten – die Begründung
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Nach Informationen der Deutschen Bundesbank wurden im Jahr 2020 bis zu 1500 Automaten abgebaut, gleichzeitig gab es nur noch halb so viele Bankfilialen wie noch 15 Jahre zuvor. Durch die zunehmende Nutzung des Online-Angebots für Bankgeschäfte und Beratung lohnt sich für viele Bankunternehmen das Betreiben von Filialen an manchen Orten nicht mehr. Selbst in der Altersgruppe der über 60-Jährigen nutzt greift etwa die Hälfte der Kunden lieber auf das Online-Angebot zurück, als eine Filiale aufzusuchen. Die Ursachen für den Abbau vieler SB-Automaten liegen in den hohen Kosten begründet, die das Bereitstellen der Automaten verursacht. Diese setzen sich zum einen aus den hohen Wartungskosten der Betriebssysteme und den steigenden Kosten für Geldtransportunternehmen zusammen, zum anderen sorgt der Tatbestand vermehrter Automatensprengungen dafür, dass die Versicherungen für Geldautomaten stark verteuert werden.
„Das Kundenverhalten hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert“, berichtet Daniel Dach, stellvertretender Bereichsleiter Vertriebsmanagement der Sparkasse Hochsauerland, „Die Corona-Pandemie hat hierbei einen großen Beitrag geleistet. Nicht nur die Frequenz der Filialbesuche hat abgenommen, sondern auch Transaktionen an unseren Geldautomaten sind flächendeckend um 25 % deutlich zurückgegangen.“ Einen weiteren Grund für die Anpassung des Automatenangebots stellt ihm zufolge der Trend zum bargeldlosen Bezahlen von Kleinstbeträgen dar: „Hier hat sich die Nutzung in den letzten Jahren vervierfacht. Viele Geschäfte haben bereits darauf reagiert und bieten diese Funktion an.“ Damit seien in der Vergangenheit viele Automaten nicht mehr ausgelastet worden, weshalb deren Betrieb wirtschaftlich nicht mehr zu rechtfertigen ist.
Banken: Standorte auch eine Sicherheitsfrage
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Auch in Hinblick auf die Sicherheit sind die Möglichkeiten an vielen potenziellen Standorten eingeschränkt. Jutta Hanke, Pressesprecherin für Unternehmenskommunikation der Verbund-Volksbank OWL e.G., verweist auf Einschränkungen durch die Polizei: „Viele Standorte sind aus Sicherheitsgründen nicht realisierbar. Die Gefahr von Automatensprengungen ist häufig sehr hoch. Um Hausbewohner und Nachbarn nicht zu gefährden, dürfen Automaten an manchen Standorten nicht aufgestellt werden.“ Eine Maßnahme, um trotz hoher Betriebskosten für SB-Automaten eine Bargeldversorgung zu gewährleisten, stellen die kombinierten Standorte in Kooperation von Sparkasse Hochsauerland und der Verbund-Volksbank OWL dar. Solche SB-Terminals finden sich laut Daniel Dach in Alme, Bigge, Hoppecke, Madfeld, Oberschledorn, Velmede und Züschen. „Damit bieten wir den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam mit den Volksbanken das dichteste Filial- und Geldautomatennetz in der Region.“