Brilon. Ein Mädchen bricht auf der Briloner Kirmes zusammen. Verdacht: K.O.-Tropfen. Die Polizei und ein Arzt schlagen Alarm: „So etwas nutzen Täter aus“

Noch liegen keine Blutergebnisse vor, doch der Verdacht besteht: Während der Briloner Michaeliskirmes ist ein 16-jähriges Mädchen zusammengebrochen und in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Grund sollen K. O.-Tropfen gewesen sein, die im Getränk des Teenagers gewesen sein könnten. Pressesprecher der Polizei, Volker Stracke, betont, man müsse noch auf die finalen Ergebnisse der Blutuntersuchung warten, bis man klare Angaben machen könne. Diese sollen in den nächsten Tagen eintreffen. Doch: Sollte sich der Verdacht bestätigen, ist es nicht der erste Fall von K. O.-Tropfen auf dem Briloner Kirmesgelände.

Brilonerin schon 2016 Opfer von K. O.-Tropfen auf der Michaeliskirmes

2016, Kirmessamstag. Eine Brilonerin fühlt sich nach einem halben Glas Pils wie volltrunken. Nur kurz hatte sie zuvor ihr Glas aus den Augen gelassen, hinter sich auf den Stehtisch gestellt. Sie erzählt damals der WP, dass sie sich schwindelig gefühlt habe und von ihrem Mann heim gebracht worden sei. Später habe sie eine große Erinnerungslücke gehabt.

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K. O.-Tropfen oder andere betäubende Mittel sind häufig geschmacks- und geruchlos und werden von Tätern oft bei Großveranstaltungen in Becher gemischt. Wie oft das bisher im Hochsauerlandkreis der Fall gewesen ist, dazu kann die Polizei keine Auskunft geben. „Wir erfassen diese Fälle nicht in einer eigenen Statistik“, sagt Volker Stracke, der zuvor mit der Kriminalpolizei Rücksprache gehalten hat. Diese ist im Falle von nachgewiesenen K. O.-Tropfen auch die ermittelnde Behörde. Auch das Briloner Krankenhaus Maria Hilf kann keine genaue Angabe zu den Fällen in den letzten Jahren machen: „Eine genaue Zahl können wir aufgrund interner Prozesse und der kurzen Nachweisbarkeit nicht nennen; in den letzten Jahren gab es jedoch wenige Patienten bei denen der Verdacht auf Knockout-Tropfen im Raum stand“, so Dr. Marc Garbrecht, Chefarzt und Internist.

Tropfen sind nur schwer nachzuweisen erklärt der Chefarzt des Maria Hilf Brilon

Das Problem sei zudem, dass die Tropfen nur schwer nachweisbar sind. Die Substanzen bzw. die Metabolite sind laut Garbrecht in Urin und oder dem Blutserum nachweisbar. „Problem ist die kurze Halbwertszeit von 20 bis 45 Minuten: Nach wenigen Stunden sind wieder normale GHB-Spiegel erreicht, sodass keine Aussage mehr möglich ist“, erklärt er Arzt.

Auf der Michaeliskirmes soll es zu einem Vorfall mit K.O.-Tropfen gekommen sein, ein Teenager musste ins Krankenhaus.
Auf der Michaeliskirmes soll es zu einem Vorfall mit K.O.-Tropfen gekommen sein, ein Teenager musste ins Krankenhaus. © Joachim Aue | Joachim Aue

Garbrecht erklärt, dass bei einer geringen Dosierung der K. O.-Tropfen eine Verschiebung bzw. Intensivierung des Erlebens stattfindet, die Betroffenen können vermehrt Wohlempfinden spüren oder ein erhöhtes Kontaktbedürfnis. „In höheren Dosierungen: Benommenheit und Bewusstseinsverlust ggf. Amnesie für den Zeitraum der Intoxikation“, so der Chefarzt weiter. Symptome wie Schwitzen, Erregung und Übelkeit kommen hinzu. Die Behandlung nach der Einnahme hängt stark von den jeweiligen Einzelfällen ab. „Die betroffenen Personen sollten nicht allein gelassen werden und bleiben meist, nach Einweisung, über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus“, so Garbrecht. Den Betroffenen gehe es oft nach wenigen Stunden wieder besser. „Da K. O.-Tropfen aber oft von Kriminellen und bei jungen Frauen angewendet werden, sollten Verletzungen oder andere Schäden bei Verdacht sofort durch eine ärztliche Behandlung untersucht werden“, betont Marc Garbrecht.

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Volker Stracke von der HSK-Polizei erklärt, wie man sich vor K. O.-Tropfen schützen kann

Volker Stracke kann zudem Tipps geben, wie man ich vor K. O.-Tropfen schützen kann. „Ganz wichtig ist, dass man in Gesellschaft sein Glas nicht allein stehen lässt. Will man vor die Tür gehen, sollte man einen vertrauenswürdigen Begleiter bitten, auf das Getränk acht zu geben, wobei achtgeben heißt, das Glas in die Hand zu nehmen.“ Sollte ein Fremder ein Getränk ausgeben wollen, solle man sich gut überlegen, dieses anzunehmen. „Wenn man dann merkt, dass einem schlecht oder schwindelig wird, sollte man nicht allein nach Hause gehen. Hat man keine Begleitung, immer das Sicherheits- oder Barpersonal ansprechen, damit ein Krankenwagen gerufen werden kann.“ Es sei wichtig, in so einer Situation falsche Scheu und Angst vor Verurteilung abzulegen. „Nicht allein nach Hause gehen, nur weil man Angst davor hat, dass andere denken, man habe zu viel getrunken. So etwas nutzen Täter aus“, warnt Stracke.