Winterberg. Auch die evangelische Kirche gerät immer stärker unter Druck. Warum eine Zusammenlegung der Gemeinden Medebach und Winterberg so wichtig ist:

Nach dem Gottesdienst am vergangenen Sonntag in der evangelischen Kirche in Winterberg blieben 30 der Gäste, um an einer Gemeindeversammlung teilzunehmen. Das Plakat dafür brachte das Thema kurz und knapp auf den Punkt: „Zukunft der Gemeinde“. Konkret sollte es um Überlegungen des Presbyteriums gehen, wie sich die Evangelische Kirchengemeinde Winterberg bestmöglich aufstellen kann, vielleicht sogar durch einen Zusammenschluss mit der Nachbar-Kirchengemeinde Medebach.

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Sandra Gintere, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Winterberg
Sandra Gintere, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Winterberg © Sandra Gintere

Keine falschen Hoffnungen

Hintergrund sind hier in der Diaspora-Situation wie in allen anderen Gemeinden sinkende Gemeindeglieder-Zahlen bei steigenden Bemessungszahlen der evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Medebacher haben derzeit etwa 1300, die Winterberger rund 1200 Gemeindeglieder, für eine Pfarrstelle braucht man heute schon 3000. Diese Zahl wird perspektivisch weiter steigen. Die Winterberger Pfarrerin Sandra Gintere zeichnete zunächst ein Bild der aktuellen Situation. Dabei erläuterte sie auch, dass verglichen mit den evangelischen Kirchengemeinden Gleidorf und Dorlar-Eslohe den Winterbergern die Medebacher Kirchengemeinde deutlich näher liege.

Die zwei erstgenannten Gemeinden gehören wie die Winterberger zum evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein, die Medebacher zum Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Wobei Medebach bei genauem Hinsehen eigentlich von den anderen Soest-Arnsberger Kirchengemeinden räumlich abgekoppelt ist, der Weg dorthin führt über Winterberger Gemeindegebiet. Insbesondere im Hinblick auf steigende Gemeindemitgliederzahlen, um eine Pfarrstelle zu besetzen, wollte Sandra Gintere keine falschen Hoffnungen machen: Es werde nicht alle Tage Sonnenschein geben, aber nach ihrer Einschätzung sei das Zusammengehen mit Medebach ein vielversprechender Weg.

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So ist die Stimmung

Auch Simone Conrad wollte als Superintendentin und damit Chefin des Wittgensteiner Kirchenkreises keine falschen Versprechungen machen, aber auf die direkte Nachfrage, dass es ja nicht einmal mehr für die aktuell zusammengerechnet 2500 Gemeindeglieder eine Pfarrstelle gebe, sprach sie über drei Stellen, die den Wittgensteinern wegen der weiten Wege in der ländlichen Struktur zusätzlich zugestanden werden. Eine dieser Stellen sei da, um die Situation in den Hochsauerländer Gemeinden des Wittgensteiner Kirchenkreises zu entzerren. Sie begrüßte, dass sich Winterberger und Medebacher schon jetzt Gedanken über die Zukunft machten, in Zeiten da die beiden Pfarrpersonen noch ein paar Jahre von ihrer Pensionierung entfernt seien.

Zur Klarheit unterstrich Simone Conrad, dass am Ende die Presbyterien miteinander entschieden: über die Vereinigung selbst, aber auch über die Kirchenkreis-Zugehörigkeit der neu entstehenden Kirchengemeinde. Ohne überbordende Begeisterung, aber mit unaufgeregter Vernunft wies die Stimmung bei der Versammlung in Richtung einer Vereinigung.

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Einen Auftrag erhielt das Leitungsgremium der Winterberger von vielen Gemeindeversammlungsgästen aber deutlich: Man möge sich einsetzen, dass die neu entstehende Kirchengemeinde zum Wittgensteiner Kirchenkreis gehöre. Dabei spielte es keine Rolle, dass auch dessen Tage gezählt sind. Ab 2023 gibt es den neuen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein. Viele Winterberger würden es begrüßen, Teil dieses neues Kirchenkreises zu sein.

Laut einer Pressemitteilung der Kirche flatterte während Gottesdienst und Gemeindeversammlung ein Schmetterling durch die Winterberger Kirche. So etwas habe sie in ihren zweieinhalb Jahren in der Gemeinde noch nie erlebt, sagte Pfarrerin Sandra Gintere: Das nehme sie jetzt einfach mal als ein gutes Zeichen der Hoffnung.