Altkreis Brilon. In Winterberg kann eine Eigentumswohnung bis zu 5400 Euro pro Quadratmeter kosten. Weitere interessante Zahlen aus dem HSK-Immobilien-Gutachten.

Ist es die weltpolitische Lage? Ist es die Sorge vor einer weiter steigenden Inflation? Oder ist der Markt leer gefegt? Fakt ist: Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in den sechs Altkreisstädten mit insgesamt 722 Kaufverträgen 12 Prozent weniger Immobilien verkauft als im zweiten Halbjahr 2021. Das geht aus dem Halbjahresbericht zum Immobilienmarkt des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im HSK hervor. Der Umstand, dass zwar weniger Häuser verkauft wurden, die Erlöse aber fast das Niveau gehalten haben, lässt nur den Schluss zu: Die Preise für Wohneigentum sind gestiegen. Das zeigt auch die Grafik, die die Zahlen für den Gesamt-HSK (ohne Arnsberg) darstellen.

So sieht der Immobilienmarkt für den HSK aus.
So sieht der Immobilienmarkt für den HSK aus. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Kreissprecher Martin Reuther: „In dieser Bilanz tauchen – entgegen manchen Veröffentlichungen von Bausparkassen – wirklich alle Verkäufe auf, weil eine Kopie aller anwaltlichen Verträge an den Ausschuss gehen.“ Von den 722 Kaufverträgen im Altkreis wurden 593 im gewöhnlichen Geschäftsverkehr abgeschlossen. Das heißt: Es waren keine Schenkungen oder Verwandtschaftskäufe. Der Geldumsatz ist mit 104 Millionen Euro (insgesamt) – bzw. 89 Millionen Euro (ohne die Schenkungen) nur rund 10 Prozent niedriger, als im Vergleichszeitraum. Knapp 60 Prozent des Geldumsatzes entfallen auf bebaute Grundstücke, davon wiederum rund ein Drittel auf Ein- und Zweifamilienhäuser.

Im Schnitt 220.000 Euro

Im ersten Halbjahr 2022 wurden mit 150 Ein- und Zweifamilienhäusern 10 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum gehandelt. Die Preise sind in diesem Halbjahr für Ein- und Zweifamilienhäuser im Altkreis Brilon wie auch im gesamten Zuständigkeitsgebiet um 5 bis 10 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt wurden 222.000 Euro erzielt, aber die Spanne der Preise reichte in diesem Halbjahr in Winterberg sogar bis 615.000 Euro und in Brilon bis knapp 500.000 Euro. Hermann-Josef Vedder vom Fachbereich 4 für Bauen, Kataster und Umwelt beim HSK: „In Winterberg wurde auch schon mal für ein Objekt die Million-Grenze überschritten. Solche Extreme nehmen wir aus der Berechnung heraus; sie würden das Ergebnis verfälschen.“

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Währenddessen wurden in Marsberg und Brilon in kleineren Ortsteilen Einfamilienhäuser auch schon für knapp 30.000 Euro erworben. Stark gefragt sind Häuser der Baujahre 1946 bis 1975.

Der Markt gibt nicht mehr her

5400 Euro pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung in Winterberg: das muss man auf sich wirken lassen. So ein Preis macht auch deutlich, wie schwierig es auf Dauer für den Normalsterblichen sein wird, in Winterberg-Stadt noch Eigentum zu erwerben. Wo wohnen dann eigentlich die Servicekräfte, die in der Gastronomie so dringend benötigt werden? Müssen die pendeln wie auf Sylt?

In Zeiten, in denen die Auftragsbücher der Handwerker pickepacke voll sind, wird der Trend vermutlich immer mehr zum Hauskauf statt zum -bau gehen. Ist die Substanz noch gut, macht man erstmal nichts. Denn sonst geht das Problem ja weiter: Wer repariert alte Leitungen, deckt das in die Jahre gekommene Dach oder zieht zwei Wände neu ein?

Dass die Verkaufszahlen der Immobilen im HSK zurückgehen, kann viele Ursachen haben. Die Fachleute beim Kreis sind nur für die Datenaufbereitung zuständig, nicht für deren Interpretation. Aber vermutlich gibt der Immobilien-Markt einfach nicht mehr her. Und das wird zu weiteren Preisanstiegen führen. Viel Bares für Rares. Thomas Winterberg

Bei den Eigentumswohnungen wurden rund vier Prozent weniger weiterverkauft. Von diesen 118 Kaufverträgen wurde fast zwei Drittel in Winterberg abgeschlossen. Die Preise lagen teilweise erheblich über den Werten des Vergleichszeitraums. Im Mittel wurde ein Preis von 2.100 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche erzielt. In Winterberg waren es sogar im Durchschnitt 2.400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für gebrauchte Eigentumswohnungen und die teuerste wurde dort für 5.400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche veräußert. Das ist für das gesamte Sauerland schon ein sehr stolzer Preis - im Vergleich zu München oder Sylt aber immer noch nahezu ein Schnäppchen. In der bayerischen Landeshauptstadt soll der Preis bei 10.800 Euro liegen, an der Nordsee bei 14.300 Euro - wohlgemerkt: pro Quadratmeter.

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Die günstigste Eigentumswohnung wurde in einem kleinen Ortsteil der Stadt Marsberg mit 200 Euro pro Quadratmeter gekauft.

87 Bauplätze

Es wurden 87 Bauplätze für den individuellen Wohnungsbau erworben. Die Anzahl ist um ein Fünftel zurückgegangen. Der durchschnittliche Preis ist mit 55 Euro pro Quadratmeter moderat gestiegen. Die teuersten Bauplätze wurden in Brilon mit 190 Euro, gefolgt von Winterberg und Olsberg mit 180 Euro je Quadratmeter gekauft, während in den kleineren Ortsteilen einiger Städte Bauplätze bereits für unter 20 Euro pro Quadrat gehandelt wurden. Der günstigste Bauplatz wurde in einem Ortsteil der Stadt Hallenberg mit 13 Euro gehandelt.

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Der Gutachterausschuss ist für den gesamten HSK mit Ausnahme des Bereichs der Stadt Arnsberg, für den ein eigener Gutachterausschuss gebildet wurde, zuständig. Der Gutachterausschuss führt eine Kaufpreissammlung und wertet sie aus. Auf dieser Grundlage werden die Bodenrichtwerte ermittelt, die u.a. für die Grundsteuerreform genutzt werden, aber auch Informationen über den Immobilienmarkt in jährlichen und unterjährigen Grundstücksmarktberichten veröffentlicht. Bodenrichtwerte findet man im Internet unter www.boris.nrw.de Der Halbjahresbericht mit Infos zum Gutachterausschuss steht unter www.gaa.hochsauerlandkreis.de