Brilon. Horrende Energiepreise belasten das Tierheim Brilon. Es gibt aber Unterstützung. Was dem Team auffällt: Etliche Corona-Tiere kommen wieder zurück

Pro Einwohner und Jahr ist es gerade einmal der Preis für eine Zigarette, aber unterm Strich ein ganz schöner Batzen: Die Städte im Altkreis Brilon und die Gemeinde Willingen lassen den Tierschutzverein nicht hängen. Künftig zahlen sie dem Tierheim pro Einwohner und Jahr eine Betriebskostenpauschale von einem Euro. Bisher erhielt die Einrichtung 71 Cent. Die Stadt Brilon steuert künftig 25.5336 Euro für das Tierheim bei, 7347,44 Euro mehr als bisher.

25 Katzen befinden sich derzeit im Tierheim Brilon.
25 Katzen befinden sich derzeit im Tierheim Brilon. © Tierheim Brilon

Wie sehr der Verein das Geld nötig hat, macht Manfred Holzky, Vorsitzender des Tierschutzvereins, zum Beispiel an den Energiekosten deutlich. Als der Tankwagen im vergangenen Jahr im Flotsberg vorfuhr, kostete der Liter Heizöl 51 Cent, jetzt sind es 1,11 Euro - „Damit musst du erstmal klarkommen“, sagt Holzky. Zum Glück habe man jüngst noch „einiges an der Heizung“ gemacht.

Unterstützung von allen Städten im Altkreis Brilon

Der Haupt- und Finanzausschuss Brilon winkte die Erhöhung vergangene Woche ohne jedwede Diskussion einstimmig durch. Bei einem Treffen mit allen beteiligten Kommunen hatte der Vorsitzende des Trägervereins die angespannte finanzielle Situation nachvollziehbar dargestellt. Danach konnte Holzky tief durchatmen: „Mit keiner Stadt gab es ein Problem.“

Erweiterung im Tierheim Brilon erforderlich

Neben den explodierenden Energiekosten und der Anhebung des Mindestlohns kommen in naher und mittlerer Zukunft erhöhte Ausgabe für Umbau- und Renovierungsarbeiten auf den Tierschutzverein zu. Das 1985 errichtete Gebäude war in all den Jahren auch mit tatkräftiger ehrenamtlicher Unterstützung in Schuss gehalten und - wie jüngst die Werkstatt - ausgebaut worden. Jetzt, sagt Manfred Holzky, brauche man als nächstes eine Quarantäne-Station- Zudem müsse die Katzenstation um zwei Räume erweitert und ein Container angeschafft werden. Der soll als Lager für die vielen Sachspenden dienen, die dem Tierheim überlassen werden.

2018 haben die Hundezwinger im Tierheim Brilon neue Fenster und ein wärmedämmendes Dach bekommen. Einzelne Boxen wurden bereits 2016 vergrößert.
2018 haben die Hundezwinger im Tierheim Brilon neue Fenster und ein wärmedämmendes Dach bekommen. Einzelne Boxen wurden bereits 2016 vergrößert. © Nadine Przystow

Worauf das Team besonders angewiesen ist: Futterspenden, und zwar „in jeder Form“, sagt Milena Hoffmann. Sie ist ausgebildete Tierpflegerin und seit Februar stellvertretende Leiterin des Tierheims. Als zertifizierte Katzen-Verhaltenstherapeutin liegen ihr die Stubentiger besonders am Herzen. 25 befinden sich derzeit im Tierheim. Mehrere davon zum zweiten Mal. Corona-Rückläufer.

Corona-Katzen kommen zurück

Zu Beginn der Pandemiemit dem Lockdown und dem zunehmenden Home-Office, sei die Nachfrage nach Katzen extrem hoch gewesen - „Wir hatten gar nicht so viele.“ Aber nach einem dreiviertel Jahr hätten sich etliche wieder von ihnen getrennt. Pandemie-Stress, vermutet Milena Hoffmann In einigen Fällen seie es auch mit der Partnerschaft aus gewesen...

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Ein Rätsel sind der Katzen-Expertin Fundkatzen, die zwar gechipt, aber nirgendwo registriert sind: „Die sind alle zutraulich, sie haben also ein Zuhause. Wir können aber nicht herausfinden, wo.“ So bestehe keine Chance, sie wieder zurückzugeben. Milena Hoffmann: „Dann kann man sich das Geld für das Chippen ja eigentlich auch sparen.“

Aufnahmekapazitäten 1985 schnell erschöpft

Der Bau des Tierheims geht maßgeblich auf eine Initiative des ehemaligen Briloner Bürgermeisters und SPD-MdL Julius Drescher (1920 - 2015) zurück.

Bereits 100 Tage nach der Einweihung am 19. Oktober 1985 waren die Aufnahmekapazitäten erschöpft und der Bau eines Außenzwingers und einer Remise folgten.

Wenn Streunerkatzen im Tierheim abgegeben werden, kommen auf den Verein die Kosten für die Kastration zu. Dafür gibt es zwar vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) einen Zuschuss von 5000 Euro im Jahr, aber damit - so Milena Hoffmann - komme das Tierheim bei 130 und mehr Fällen nicht hin.

Spenden-Kampagne auf Betterplace

Neben den 25 Katzen befinden sich derzeit acht Hunde und ein Hamster in Obhut des Teams. Das besteht neben Tierheimleiterin Carolin Meerpohl und ihrer Stellvertreterin, die beide Vollzeitstellen innehaben, noch aus einer Teilzeit-Fachkraft und einer Teilzeit-Aushilfe sowie einer Auszubildenden. Willkommen sind ehrenamtliche Helfer jedweder Art - Gassigänger ebenso wie tierliebe und handwerklich geschickte Unterstützer.

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Aktuell hat das Tierheim auf der Internet-Plattform www.betterplace.org erneut einen Spendenkampagne gestartet. Diesmal geht es um die Anschaffung einer professionellen Industrie-Waschmaschine. Die kostet 7299 Euro. Etwas Geld ist bereits eingegangen - allerdings fehlen, Stand Monatswechsel, noch 5038,28 Euro. Da geht sicher noch was!