Brilon. Doreen Berlinger ist Sterbebegleiterin aus Brilon und bemalt unter anderem Särge. Sie erklärt, warum sie sich für den Job entschieden hat.
In Würde sterben - das wünschen sich die meisten Menschen, die sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Viele schieben den bloßen Gedanken jedoch ganz weit von sich weg und verdrängen ihn, bis sie zwangsläufig damit in Berührung kommen. Sterbebegleiter machen das genaue Gegenteil: Sie stellen sich dem Tod bewusst und begleiten Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Doreen Berlinger aus Brilon ist eine von ihnen und verrät, wieso ihr dieser Beruf so wichtig ist.
WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick
Als vor einigen Jahren ein guter Freund starb, war Doreen Berlinger wie gelähmt. Ihr fehlten die Worte und sie sah sich nicht im Stande, über den Verlust zu sprechen. Sie fühlte sich völlig aus der Bahn geworfen. „Das war der Auslöser, dass ich gesagt habe, es kann so nicht weitergehen“, erklärt sie und fing daraufhin an, sich viel mit dem Tod zu beschäftigen. Die gelernte Krankenschwesterfasste einen Entschluss: Sie begann 2014 eine Schulung zur Sterbebegleiterin, um Alte und Todkranke von da an zur Seite zu stehen.
Für die Freiberuflerin mehr als nur ein Beruf
Seither hat sie viele Erfahrungen dazu gewonnen - als Sterbeamme war sie sowohl im ehemaligen Schwestern-Altenheim in Thülen als auch in einem Hospiz tätig. Dabei merkte sie schnell, dass es sich für sie um mehr als nur einen Beruf handelt. „Ich stecke mein ganzes Herz in die Arbeit und weiß genau, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe“, so Doreen Berlinger. Aktuell ist sie Freiberuflerin und bietet neben dem Sterbebeistand auch häusliche Pflege an, sodass sie von der Diagnose bis zum Tod an der Seite ihrer Klienten sein kann. „Das kann Tage, Monate oder Jahre dauern. Genau wie jeder Mensch individuell ist, ist es auch sein jeweiliger Sterbeprozess“, verrät sie.
Lesen Sie auch:Sprenggefahr: Volksbank Brilon sperrt diesen Geldautomaten
Am wichtigsten ist der gelernten Krankenschwester jedoch, den Sterbenden die Angst zu nehmen. Jeder müsse eines Tages gehen, deshalb wolle sie den Tod begreiflich machen und den Abschied erleichtern. Auch für die Angehörigen sei das letzte Lebewohl von Bedeutung: „Viele Familien sind mit so einer Situation überfordert und wenn sie den Tod eines geliebten Menschen nicht richtig verarbeiten, wird die Trauer schnell zur Qual“, erklärt Doreen Berlinger. Ohne die Hilfe von Außenstehenden könne ein Verlust auch psychische Folgen mit sich ziehen.
Gemeinsam Abschiedsbriefe schreiben
Um zu helfen, nutzt die Sterbeamme daher ganz verschiedene Rituale. Nach dem Motto „Leben bis zum Schluss“ werden gemeinsam Abschiedsbriefe geschrieben und Särge bemalt, natürlich immer in Zusammenarbeit mit den Familien. Daher legt sie auch großen Wert auf klärende Gespräche, in denen noch einmal alles ausgesprochen wird. „Wir versuchen, den Sterbenden gemeinsam Wünsche zu erfüllen - zum Beispiel nochmal einen bestimmten Ort zu besuchen oder zum letzten Mal das Lieblingsessen der Person zu genießen“, so die Brilonerin. Wenn dann alles erledigt ist, würde es den Sterbenden ihrer Erfahrung nach leichter fallen zu gehen.
Lesen Sie auch:Wie können Vereine im HSK auch noch in 20 Jahren existieren?
Im Umgang mit dem Tod empfiehlt Doreen Berlinger, sich auch mal mit dem eigenen Ableben auseinanderzusetzen und zum Beispiel eine Patientenverfügung zu schreiben. Wenn ein Freund oder eine Freundin jemanden verloren hat, solle man ebenfalls Hilfe anbieten: „Man darf nicht aufdringlich sein, aber man kann vermitteln, dass man für die Person da ist, wenn sie reden will“, betont die Sterbebegleiterin. Im Gegenzug für ihre Unterstützung erfährt sie große Dankbarkeit und Wertschätzung, die sie immer weiter antreiben. Daher leitet sie ab Mitte August eine Betreuungsgruppe für ältere Menschen. Interessierte können sich über ihre Website https://www.engelsfluegel-pflege.de/ informieren und sich unter der Nummer 02991-908173 bei ihr melden. Getreu dem Motto „Gemeinsam statt einsam“, um auch hier das Lebensende in Würde zu gestalten.