Altkreis. Motorradlärm und Raser: Am Wochenende ist es im Sauerland oft heftig. Warum auch die heimischen Biker selbst dagegen etwas tun wollen:

Viel Landschaft, kurvige Bergstrecken, tolle Ausflugsziele, Ausblicke und Einkehrmöglichkeiten – für viele Motorradfahrer/innen bietet das Sauerland super Möglichkeiten. Doch leider gibt es auch immer wieder schwere Motorradunfälle, Anwohner/innen, die unter massivem Motorradlärm leiden und rücksichtslose Biker, die sich Rennen liefern. Dafür, dass Motorradfahren zu einem positiven Erlebnis für alle wird, setzten sich die Motorradfreunde Sauerland e.V. ein.

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Vroni Neumann mag kurvige Strecken, appelliert aber an alle, mit Verstand zu fahren.
Vroni Neumann mag kurvige Strecken, appelliert aber an alle, mit Verstand zu fahren. © Privat | Privat

„Rennfahrer gehören nicht auf die Straße“

Eine von ihnen ist Veronika Neumann aus Petersborn. Sie ist im Vorstand des Vereins aktiv und vertritt die Motorradfahrer/innen im östlichen Teil des Sauerlandes. Für alle Raser hat sie eine klare Ansage: „Leute, die gut ausgebaute Straßen als Rennstrecken nutzten, verurteilen wir aufs Schärfste. Rennfahrer gehören nicht auf die Straße.“ Als Bikerin, die selbst das Kurvenfahren liebt, weiß sie, dass ein Motorrad eine gewisse Schräglage braucht, um gut durch eine Kurve zu kommen, aber: „Das, was da teilweise passiert, ist lebensgefährlich.“

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Forderung: Mehr Kontrollen

Besonders ärgerlich findet es die 53-Jährige, wenn als Folge solchen Verhaltens dann Strecken für Motorradfahrer gesperrt werden, wie zum Beispiel die B236 zwischen Schmallenberg/Oberkirchen und dem Albrechtsplatz (Winterberg). Die Strecke ist in den Sommermonaten an Wochenenden und Feiertage in eine Richtung für Motorradfahrer gesperrt, nachdem es zu schweren Unfällen und Beschwerden wegen Motorradlärms und Rennen gekommen war. Verstehen kann Veronika Neumann es gut, wenn sich Anwohner von beliebten Routen über übermäßigen Motorradlärm beschweren. Statt Streckensperrungen wünscht sie sich allerdings mehr Kontrollen: „Würden mehr Kontrollen gemacht – und zwar auch in unregelmäßigen Abständen – das würde viel mehr bringen und würde helfen, Unfälle zu vermeiden. Problem sind ja nur die, die fünfmal rauf und runter rasen und richtig aufdrehen. Nicht jedes Motorrad ist laut. So eine manipulierte Auspuffanlage ist einfach nur nervtötend laut.“ Man könne schon Lärm vermeiden, wenn man einfach mal einen Gang hochschalte. Dann sei man automatisch deutlich leiser. Gerade an touristisch beliebten Orten und Routen wünschen sich das sicher viele Anwohner. Stark im Fokus sei das Thema Lärmbelästigung zum Beispiel am Sorpesee oder Richtung Diemelsee an Hoppecke vorbei.

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Kampagne: „Leis’ ist kein Scheiß“

Die Motorradfreunde Sauerland appellieren an alle Biker vernünftig zu fahren: „Geschwindigkeitsüberschreitungen auf beliebten Streckenabschnitten, die so manch sportlich ambitioniertem Fahrer als Renn- und Teststrecken dienen, sind für uns ebenso wenig hinnehmbar wie das Fahren mit einer manipulierten Auspuffanlage.“ Das passt auch zur Kampagne des Vereins gegen Streckensperrungen und unnötigen Motorradlärm: „Leis’ ist kein Scheiß. Fahre mit Verstand durch das Sauerland.“ Dabei gehe es im Verein nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger zu mahnen, sondern auf Augenhöhe „mit offenem Visier“ an die Eigenverantwortung der motorradfahrenden Kollegen zu appellieren. Veronika Neumann: „Schließlich teilen wir die gleiche Leidenschaft, deren Akzeptanz in der Öffentlichkeit wir - umindest ein Stück weit - selbst in der Hand haben.“

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Sicherheit wichtiges Thema

Der Verein wurde 2018 gegründet und hat seinen Sitz in Werdohl. Die Mitglieder kommen allerdings aus dem ganzen Sauerland. Zu der Vereinsgründung kam es vor dem Hintergrund vieler Motorradunfälle. Dementsprechend spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle für die Biker. So wird zum Beispiel zu Saisonbeginn ein kostenloses „Warm Up“ und eine „Safety Sauerland Motorradtour“ angeboten. Es gibt gemeinsame Aktionen mit Behörden, Kommunen und Anwohnern und bei Biker-Treffs und an beliebten Motorradstrecken gibt es Infos. Ein wichtiges Ziel ist es auch zur Verständigung zwischen Polizei und Bikern beizutragen. Weitere Infos: www.motorradfreunde-sauerland.de