Winterberg. Dan Corcoran vom Irish Pub wird verklagt, weil er wirbt, das beste Steak der Stadt zu braten. Alle Fakten zur wilden Winterberger Steak-Fehde:
Dan Corcoran ist stinkwütend. Oder wie er es als Ire formuliert: „Ich bin „pissed“! Denn der bekannte Pubbesitzer des Blackwater Irish Pub in Winterberg hat eine Klage am Hals - am Mittwoch, 25. Mai, ist der Prozess. Der Kläger: Corcorans Nachbar und Mitbewerber Dirk Engemann, der direkt gegenüber das Hotel Liebesglück und das Steakrestaurant Ochsenwirt betreibt. Der Vorwurf: Wettbewerbsverzerrung.
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Das Vorgeplänkel ist vorbei
Corcoran zieht die Stirn in Falten: „Wettbewerbsverzerrung!“ Der Pubbesitzer lacht und zieht eine Grimasse. Schon lange brodelt es zwischen ihm und Engemann. Nun kommt es zum Äußersten: Showdown vor dem Landgericht in Bochum - Sitzungsraum A3.10. Die von Engemann beauftragte Kanzlei fordert Dan Corcoran auf, seine Werbung mit dem Slogan „Best Steaks in Town“ zu entfernen. Corcoran wirbt damit schon seit etlichen Jahren - unter anderem auf Bannern und Fahnen vor seinem Pub, in einem Schaukasten und im Internet. Der Vorwurf kurz zusammengefasst: bei der Werbung handele es sich um eine „Allein- und Spitzenstellungswerbung“. Der Spruch behaupte, dass man hier das beste Steak der Stadt bekomme. Dies sei aber nur zulässig, so Engemanns Anwalt, wenn das objektiv nachweisbar sei. Hier sei dies aber nicht der Fall.
Bereits 2019 flatterte beim Pubbesitzer die erste Unterlassung ein, die wiederum sein Anwalt zurückwies. Aus der juristischen Korrespondenz geht weiter hervor, dass Engemann zunächst seine Forderung zurückgestellt habe, da am Pub Umbaumaßnahmen stattfänden und man hoffte, dass danach die Werbung auch verschwinden würde. Doch diese Hoffnung zerschlug sich. Laut Kläger habe Corcoran diese Werbung 2021 sogar noch verstärkt. Nun ist das juristische Vorgeplänkel vorbei.
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Eine persönliche Abneigung
Der Gastronom schmunzelt. Engemann hege eine persönliche Abneigung gegen ihn, neide ihm den Erfolg. „Man muss ja nur seine Bewertungen mit meinen bei Tripadvisor und Google vergleichen. Da sieht man, zu wem die Kunden lieber gehen“, sagt Corcoran und schmunzelt. Ohnehin sei er sich keiner Schuld bewusst. Niemand in ganz Winterberg habe sich an diesem Spruch gestört, mit dem, laut Corcoran, er schon seit 2009 werbe.
Der Spruch „Best Steak in Town“ sei in keiner Weise irreführend, sagt er. Der englische Begriff „Best“ sei keine Alleinstellungswerbung, sondern eine „Anpreisung“. Man wolle nur deutlich machen, dass es sich um ein Spitzenprodukt handele, das man in einem irischen Pub so nicht erwarte. Dies bedeute auch keine Abwertung von Produkten anderer Anbieter. Vergleichen könne man dies auch, so der Anwalt von Corcoran, mit dem Slogan „Beste Weine“, der von der bisherigen Rechtssprechung als unbedenklich eingestuft worden sei. „Ich glaube, ich werde gewinnen“, sagt Corcoran.
Friedensgipfel mit der Stadt und verbale Scharmützel
Er hätte es sich auch leicht machen und den Slogan entfernen können. Doch ihm gehe es ums Prinzip. Und er sieht sich im Recht. Schon seit Jahren gebe es mit Engemann Zank und Streit. Immer wieder habe der ihm wegen angeblicher Ruhestörung die Polizei vorbeigeschickt - niemals sei er dabei verwarnt worden oder habe eine Strafe kassiert. „Weil es einfach nicht stimmt, dass mein Pub hier für Ruhestörung sorgt“, sagt Corcoran. Engemann habe, so der Gastronom, sogar die Polizei wegen Lärmbelästigung gerufen, als sein Pub geschlossen gewesen sei.
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Die Lage spitzte sich weiter zu. Immer wieder sei es zu verbalen Scharmützeln mit seinem Konkurrenten von der anderen Straßenseite gekommen. Schließlich habe es sogar einen Friedensgipfel zwischen ihm, dem damaligen Tourismuschef und heutigen Bürgermeister Michael Beckmann, dem Leiter des Ordnungsamtes, Joachim Sögtrop, und dem Chef des Hotels Brabander, Rob Meurs, gegeben. Der Pubbesitzer habe Engemann dort sogar „um des Friedens willen“ angeboten, die Fensterscheiben von dessen Hotel schalldicht erneuern zu lassen. Für die Kosten wäre er, Corcoran, aufgekommen. Außerdem habe er ihm weitere Kooperationen angeboten. Doch Engemann habe abgelehnt.
Die WP erreicht Dirk Engemann am Telefon. Er bestreitet, dass ihm so ein Angebot gemacht worden sei. Mehrfach habe er wegen der Lärmbelästigung die Polizei gerufen, doch es sei nichts geschehen. Auch die Verwaltung habe nicht reagiert. „Es gab keinerlei Rückenwind von der Stadt. Winterberg ist anscheinend der Meinung, dass Lärmbelästigung nach 22 Uhr zum guten Ton gehört“, wettert er. Corcoran scheue aus seiner Sicht Investitionen, um den Lärm zu dämmen. Außerdem wirft er ihm vor, dass er erst vor ein paar Wochen Türsteher eingestellt habe - und nicht deutlich früher. Dazu verweist Corcoran auf einen Zeitungsartikel, in dem bereits im Januar der Pub-Türsteher Julien Neumann porträtiert wurde.
„Aus Versehen“ Mahler gespielt
Das Schild „Best Steaks in Town“ in Winterberg sieht Engemann als „klare Verbrauchertäuschung“. Man habe innerhalb des Stadtmarketingvereins schon vor einiger Zeit entschieden, solche Werbung zu unterlassen. Nur der Pubbetreiber halte sich nicht daran. „Ich finde es nicht gut, dass er behauptet, dass alle anderen Kollegen schlechtere Steaks machen“, sagt Engemann. Natürlich handele er auch als Besitzer eines Steakhauses im eigenen Interesse, doch ihm gehe es auch um Solidarität zu anderen Gastronomen. „Ich will ein wenig Frieden in Winterberg herstellen“, sagt er. Dennoch sagt er, dass ihn das Werbeschild an sich nicht wirklich störe.
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Es sei vielmehr das ungebührliche Verhalten des Kollegen, wodurch sich im Laufe der Jahre so manche Dinge summiert hätten. Dass es um die Stimmung zwischen den beiden Streithähnen nicht gut bestellt ist, habe sich auch an einer weiteren Anekdote gezeigt, als Engemann, „aus Versehen“, wie er beteuert, über seine Stereoanlage nach 22 Uhr die Straße mit der dritten Sinfonie von Gustav Mahler beschallte. Da sei auch bei ihm die Polizei vorstellig geworden. Auch Corcoran berichtet von diesem Vorfall. Natürlich sei er es gewesen, der da die Polizei gerufen habe, sagt er. Auch er klingt unversöhnlich. Mehr als 800 Euro Anwaltskosten müsse er seinem Kontrahenten überweisen, falls er unterliegen sollte. „Wenn ich gewinne, packe ich noch einmal 200 Euro drauf und spende das Geld an die Ukraine“, sagt Corcoran.