Winterberg/Hallenberg. Julien Naumann kontrolliert an der Tür des Irish Pub in Winterberg. Der Türsteher spricht über seinen Job und wie Corona seine Arbeit verändert.
Wer feiern gehen will, macht in Winterberg fast zwangsläufig die Bekanntschaft mit Julien Naumann. Der 29-Jährige aus der Nähe von Frankenberg fungiert bereits seit mehr als zehn Jahren als Kontrolleur in der Diskothek Tenne oder aktuell am Eingang des Blackwater Irish Pub. Türsteher? Den Begriff hört der freundliche Mann nicht gerne. Schließlich bestehe seine Funktion eigentlich immer darin zu Kontrollieren. „Es ist eigentlich immer eine kontrollierende Funktion gewesen“, sagt Naumann. Vor der Pandemie habe er hauptsächlich geschaut, ob jemand zu betrunken ist oder noch nicht volljährig.
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Sogar die Temperatur der Gäste gemessen
Nachdem die Tenne dann wieder öffnen durfte, habe sich das verschoben, so Naumann. „Wir haben ja sogar die Temperatur der Gäste gemessen“, sagt der muskulöse Mann. Nun seien besonders die 2G-Regeln im Fokus. Gemeinsam mit einem Kollegen kontrolliert er Personalausweise und Impfnachweise. „Besonders nach Ende des Lockdowns waren die Leute freundlich und einfach froh, wieder mal etwas Spaß haben zu können“, sagt Naumann.
Doch mit der nicht enden wollenden Krise sei auch die Stimmung bei ein paar Partygästen ins Negative gekippt. Einige hätten sich über Kleinigkeiten beschwert und Naumann kritisiert, dass dieser sie überhaupt kontrollieren würde. Dabei hätten manche auf den Datenschutz gepocht oder auf ihre Persönlichkeitsrechte hingewiesen. „Die Gesamtstimmung ist ja durch Corona sehr angespannt. Das haben wir da auch gemerkt“, sagt Naumann.
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Ertappte Gäste reagieren ausfallend
Teilweise hätten Gäste auch einfach einen alten Testnachweis vorgelegt, um in die Tenne zu gelangen. Manche hätten dann einfach gefragt: „Ach komm, dieser eine Tag. Kannst Du mich nicht trotzdem reinlassen?“. Dabei habe er, als die Tenne noch offen war wie jetzt auch am Irish Pub, eine klare Nulltoleranzpolitik gefahren. „Wir hatten bisher in den beiden Betrieben keine positiven Fälle“, sagt Naumann, der gemeinsam mit einem Geschäftspartner das Fitnessunternehmen Fun Fitness 24 führt und acht Fitnessstudios unter anderem in Medebach und Hallenberg betreibt.
Deshalb könne er die Diskussionen rund um die Corona-Schutzverordnungen und die Kontrollen nicht wirklich nachvollziehen. Ärger habe es natürlich auch gegeben, wenn Gäste einen falschen Impfpass oder Testnachweis vorgelegt hätten. „Die fühlen sich dann natürlich ertappt, artikulieren ihren Frust und werden ausfallend“, sagt Naumann. Sein Ansatz: „Ich versuche die Situation immer deeskalierend zu lösen. Das ist die richtige Vorgehensweise“, sagt er.
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Menschenkenntnis ist sehr wichtig
Naumann selbst hat sich für seine Aufgaben sogar extra qualifizieren lassen und eine so genannte 34-a-Sachkundeprüfung abgelegt. In dieser Unterrichtung werden die im Bewachungsgewerbe tätigen Personen mit den notwendigen Rechtsvorschriften, fachspezifischen Pflichten und Befugnissen sowie deren praktischer Anwendung in einem Umfang vertraut gemacht „Besonders wichtig ist die eigene Menschenkenntnis“, sagt Naumann, der alleine durch seine vielfältige Karriere einiges davon aufgebaut haben sollte.
So machte er zunächst eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und kurz darauf sogar den Meister dazu. „Ich wollte unbedingt den Kundenkontakt, außerdem hatte ich dann so auch die Verantwortung für mehrere Mitarbeiter und Auszubildende“, sagt er. Doch bald darauf wechselte er in die Fitness-Branche. Da er schon als Jugendlicher viel in einem Fitnessstudio trainiert habe, sei der Kontakt zu seinem Geschäftspartner entstanden, mit dem er jetzt gemeinsam das Unternehmen Fun Fitness führt. Alleine darüber habe er, trotz seiner erst 29 Jahren, schon einiges an Menschenkenntnis aufgebaut, die ihm dann an der Tür helfe.
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Pub ist der letzte Anlaufpunkt
Aktuell kontrolliert er nun, nachdem die Tenne wegen der neuen Corona-Bestimmungen schließen musste, zusätzlich zu seinem fordernden Job das Blackwater Irish Pub. Hier sei besonders herausfordernd, dass das Lokal noch eine der letzten offenen Anlaufpunkte für viele Party-orientierte Skigästesei. Vor Corona habe sich das in Winterberg noch verlaufen. „Die Leute bleiben nun länger und trinken deutlich mehr“, sagt Naumann. Da würden natürlich einige auch mal aufbrausend reagieren. Viel könne er dann auch alleine über seine Präsenz regeln. Denn das der 29-Jährige tagtäglich trainieren muss, sieht man ihm deutlich an. Neben einer guten Organisation sei Disziplin besonders wichtig, sagt Naumann. Er trinke keinen Alkohol und habe seine Termine immer im Blick.