Brilon/Marsberg/Olsberg. Noch reicht der Wohnraum für Ukraine-Flüchtlinge. Aber wie lange? Bald gibt es erste Zuweisungen. Die Lage in Brilon, Olsberg und Marsberg.
Die Flüchtlingswelle rollt. Wie groß sie noch wird, ist angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine überhaupt noch nicht absehbar. Stand Donnerstag haben sich in den Rathäusern der sechs Städte des Altkreises Brilon 346 Menschen gemeldet, die auf der Flucht vor dem Krieg in ihrem Land sind. Das hat eine Umfrage unserer Zeitung bei den Kommunen ergeben.
Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings viel höher sein, weil viele Ukrainer direkt Verwandte und/oder Bekannte aufgesucht und sich noch gar nicht wohnungssuchend gemeldet haben. Das wird sich aber in der nächsten Woche ändern. „Dann werden die ersten Flüchtlinge, die keine Bezugspersonen in Deutschland haben und die in zentralen Unterbringungseinrichtungen wie Bochum oder Soest aufgenommen wurden, erstmals nach und nach an die Städte verteilt“, sagt Anna Carla Springob, Sprecherin der Bezirksregierung in Arnsberg.
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Welche Bundesländer beziehungsweise welche Kommune wie viele Menschen aufnehmen müssen, ist durch einen Verteilungsschlüssel nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz geregelt. Der setzt sich aus vielen Parametern zusammen. Für die Bundesländer gelten zum Beispiel das Steueraufkommen und die Bevölkerungszahl als Gradmesser. Berlin kommt dadurch auf eine Verteilungsquote von 5,18 und NRW auf 21,07. Auch für die jeweiligen Kommunen gibt es ganz speziell berechnete Schlüssel nach komplizierten Berechnungen. Stand dieser Woche hätte nach aktueller Berechnung vom 13. März zum Beispiel Brilon die Verpflichtung, insgesamt 102 Flüchtlinge (nicht nur aus der Ukraine) in der Stadt zu beherbergen. Medebach wäre bei 32, Hallenberg bei 18. Einige Kommunen haben ihr Soll noch nicht erreicht, einige sind schon weit darüber. „Aber die Zahlen sind einer großen dynamischen Entwicklung unterworfen und sehen schon nächste Woche ganz anders aus“, so Sprecherin Springob.
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Der Schlüssel ändert sich nicht, aber die Zahl der Flüchtlinge wird weiter steigen. Und damit auch die Zahl der Menschen, die den Kommunen nach eben jener Berechnungszahl zugewiesen werden. Und hinzu werden die Menschen aus der Ukraine kommen, die ohnehin für 90 Tage frei einreisen dürfen und sich bei der einen oder anderen Stadt melden. So ist die derzeitige Lage:
53 Personen in Brilon
53 Personen aus der Ukraine, davon 21 Kinder, haben hier bislang eine neue Bleibe gefunden. Dringend wird darum gebeten, freien Wohnraum zu melden. „Überall da, wo wir Platz finden, werden Menschen untergebracht. Dabei ist es unser Ziel, sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen Personen gleichmäßig unterzubringen. Allerdings müssen dann auch überall Plätze verfügbar sein“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Wohnraum kann bei Heike Gemming, 02961 794 293 oder h.gemming@brilon.de, gemeldet werden. Die Stadt bittet darum, grundsätzlich von Sachspenden abzusehen; es sei denn, es gibt einen gesonderten Aufruf. Wer helfen will, sollte lieber Geld auf das bekannte Konto der Stadt mit dem Vermerk „Ukraine“ überweisen. Personen, die sich als Integrationspaten engagieren wollen, können sich an Sabine Volmer wenden unter 02961 794 296 oder s.volmer@brilon.de
Auf die Frage, ob im schlimmsten Fall Sammelunterkünfte z.B. in Turnhallen eingerichtet werden müssten, antwortet die Stadt: „Wir bemühen uns nach Kräften, weiteren geeigneten Wohnraum zu akquirieren.“
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Marsberg nimmt 65 Flüchtlinge auf
Stand gestern sind dort 65 Flüchtlinge angekommen. Etwa 30 Marsberger Familien haben Wohnraum zur Verfügung gestellt. Darüber ist Bürgermeister Thomas Schröder erleichtert und froh. Etwa 45 Kinder und 42 Erwachsene aus einem komplett zerstörten Kinderheim in der Ukraine sind vorübergehend im Freizeitheim „Gottes Wort und Leben“ der Baptistengemeinde in der ehemaligen Nato-Siedlung in Essentho untergebracht. 200 Betten hat die Stadt geordert. Damit sollen Sammelunterkünfte und leerstehende Wohnungen ausgestattet werden. Wer entsprechenden Wohnraum zur Verfügung stellen kann, sollte sich an den Leiter des städtischen Sozialamtes wenden: Michael Becker, 02992 602265 oder per Email: m.becker@marsberg.de.
Olsberg erwartet erste Zuweisung
Im Stadtgebiet Olsberg sind bis Mittwoch 55 Vertriebene aus der Ukraine untergekommen - alle bei Angehörigen. Die Hilfsbereitschaft von privater Seite sei beeindruckend, sagt Pressesprecher Jörg Fröhling. In den kommenden Tagen seien Termine für die Aufnahme von Asylanträgen für elf weitere Personen vereinbart. Zudem hat die Bezirksregierung der Stadt Olsberg die Zuweisung einer vierköpfigen Familie für den 22. März angekündigt. Dies wäre dann die erste Zuweisung aus der Landeserstaufnahme-Einrichtung im Zusammenhang mit der Ukraine.
Für diese Familie wird die Stadtverwaltung Olsberg eine Unterkunft aus der Vielzahl freiwilliger Angeboten aussuchen. Aktuell liegen der Stadtverwaltung Olsberg Wohnungsangebote für diesen Personenkreis für 55 Erwachsene und 60 Kinder vor. Die Wohnungen liegen nicht nur im Kernbereich, sondern auch in den Stadtteilen.
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Für Hilfsangebote hat die Stadt Olsberg die E-Mail Adresse ukrainehilfe@olsberg.de eingerichtet. Dort gehen zahlreiche Hilfsangebote ein – nicht nur bezüglich Wohnraum, sondern auch für persönliche Hilfsangebote wie Fahrdienste, Begleitung bei Behördengängen oder Dolmetscherfunktionen. Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, die sich bereits 2015 mit großem Engagement eingebracht haben, sind aktuell dabei, sich wieder zusammenzufinden. Aktuell scheint die Einrichtung von Sammelunterkünften nicht notwendig zu werden.