Scharfenberg. Die Kita im Briloner Ortsteil Scharfenberg braucht dringend mehr Plätze. Mehrere Optionen bietet das Pfarrheim. Auch Gudenhagen hat Probleme.

Wird das Pfarrheim Scharfenberg für eine Kindertagesstätte abgerissen? Dahin jedenfalls geht die „klare Empfehlung“ des planenden Architekten Thomas Meier vom Büro KM in Kassel. Die Alternative: das Pfarrhaus um- und anzubauen. Das allerdings wäre - Stand heute - mit rund 2,9 Millionen Euro wesentlich teurer als ein Neubau. Der käme - und zwar inklusive des Pfarrheim-Abbruchs - auf ein Volumen von rund 2,4 Millionen Euro.

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Dass etwas getan werden muss, war dem gesamten Sozial-Ausschuss klar, als CDU-Stadtrat und Ortsvorsteher Lukas Wittmann die derzeitige Situation skizzierte. Die 58 „kleinen Besenbinder“, so der Name der Einrichtung, sind in zwei Gebäuden untergebracht: in der ganz alten Dorfschule, wo sich auch Wohnungen für Flüchtlinge befinden, und im Untergeschoss des Feuerwehrgerätehauses. Insgesamt stünden den Kinder gerade einmal 360 qm Platz zur Verfügung, sagte Wittmann. Erforderlich laut der einschlägigen Vorgaben seien jedoch 820 qm.

Pfarrheim in Scharfenberg ist „totes Gelände“

Man habe sich im Ort mehrere Grundstücke angeschaut und sei letztlich beim Pfarrheim hängen geblieben: „Das ist im Grunde totes Gelände“ sagte Witmann unter Hinweis auf die seltene Nutzung des Gebäudes. Mit Kirchenvorstand, Pastoralverbund und Paderborn habe man bereits Gespräche geführt, alle stünden den Plänen offen gegenüber: Für eine modern, funktionale und kostengünstige Kita würden sie „auf das Pfarrheim verzichten“.

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Das ist letztlich aber auch mit eine Frage des Preises. Heinz-Gerd Gehling, SPD-Ratsherr aus Scharfenberg, schlug vor, die Kirche doch einmal zu fragen, ob sie das Grundstück für den symbolischen Preis von einem Euro abgebe. SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber erinnerte an die „soziale Verantwortung der Kirche“ und daran, dass für sie aber auch das Nehmen genauso wichtig ist wie das Geben. Weber: „Wir müssen hart verhandeln und über Alternativen nachdenken. Es muss eine klare Linie geben.“

Erweiterung des Kindergartens und weitreichende Verbesserungen

Fachbereichsleiterin Karin Wigge sagte, dass es bei der Erweiterung des Kindergartens nicht bloß um das Auffangen einer Warteliste gehe, sondern um weitreichende qualitative Verbesserungen. Deshalb sei auch rund eine halbe Millionen Euro Zuschuss seitens des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zu erwarten. Ein kompletter Neubau hat gegenüber der Pfarrheim-Variante den Vorteil, dass der gesamte Komplex ebenerdig und somit barrierefrei aus einem Guss angelegt werden kann; zudem sei es einfacher, bei Bedarf weitere Räume anzudocken.

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Bei einem Umbau und der Erweiterung des Pfarrheims wäre der Platz auf zwei Etagen verteilt, womit zusätzliche Fluchtwege und ein Aufzug installiert werden müssten. Das Pfarrheim müsste energetisch und technisch auf das heutige Level gebracht werden. Es käme für die Funktionsräume in Betracht, der Anbau würde die Gruppenräume aufnehmen. Insgesamt, so der Architekt, sehe das Raumprogramm einen Flächenbedarf von 1400 qm vor. Das Pfarrheim verfüge aber nur über 400 qm.

Fehlende Kita-Plätze in Gudenhagen-Petersborn

Auch in Gudenhagen-Petersborn „brennt“ es, was die Kita-Plätze angeht. Dort müssten m Sommer wenigstens zehn Kinder auf die Warteliste kommen, „wenn wir nichts tun“, wie Fachbereichsleiterin Karin Wigge im Sozial-Ausschuss sagte. Deshalb soll auch das Obergeschoss der Grundschule Gudenhagen entsprechend ausgebaut werden. Damit entsprach der Ausschuss einem Antrag von Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat Wolfgang Diekmann aus dem vergangenen Sommer.

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2016 hatte die Stadt im Erdgeschoss der Schule erstmals zusätzliche Gruppenräume für die in unmittelbarer Nähe liegenden „Regenbogen“-Kita eingerichtet. Die neuen Räume sind für den U3-Bereich vorgesehen. Jeder zusätzlich geschaffene Platz wird mit 15.000 Euro gefördert und es gibt zudem 3200 Euro für die Ausstattung.

Stadt Brilon beantragt Fördergelder für Kita

Bedingung: Das beantragte Kontingent muss auch tatsächlich ausgeschöpft werden. Deshalb will die Stadt die Förderung nur für acht Plätze beantragen. Auch wenn der Umbau keine allzu große Sache sei: Das eigene Gebäudemanagement könne die Durchführung nicht stemmen, sagte Beigeordneter Reinhold Huxoll.

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Derzeit hat die Stadt mit dem Schulzentrum das größte und finanzintensivste Bauvorhaben der letzten 40 Jahre vor der Brust, außerdem laufen etliche weitere Hochbaumaßnahmen an Schulen und Feuerwehrhäusern. Huxoll glaubt nicht, dass angesichts der Beschaffungsprobleme beim Material und der Auslastung der Handwerker die Kita-Erweiterung in Gudenhagen bereits zum Sommer möglich ist. Falls man Ende des Jahres fertig sei, „hat es gut geklappt“.