Marsberg. Christine Pohle aus Marsberg ist Kräuterfachfrau und kennt sich mit Pflanzen aus. Sie erklärt, was sich für den Verzehr und als Medizin eignet.
Scharbockskraut, Giersch, Beifuß, Königskerze und vieles mehr klingt zunächst als wären die Worte ausgedacht. Tatsächlich handelt es sich aber um Pflanzen, die in der Umgebung wachsen. Mit ihnen lässt sich die Gesundheit aufwerten. Klingt vielleicht nach Hexenwerk, aber Kräuterfachfrau Christine Pohle aus Marsberg-Padberg kennt sich in der Flora aus und erklärt, welche Pflanzen und Kräuter in verschiedenen Situationen helfen können.
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Die Marsbergerin ist gelernte Floristin und hat daher schon seit ihrer Lehre im Jahr 1989 mit Blumen und Pflanzen zu tun. Kräuter fingen 2010 an, sie noch mehr zu interessieren, als ihr damals dreijähriger Sohn mit kleineren Erkältungskrankheiten zu tun hatte. „Ich dachte mir, dass vielleicht nicht die starken Medikamente notwendig sein müssen. Es gibt sicher auch was in der Natur“, erinnert sie sich. In einem Buch über Kinderheilkunde stieß sie auf begleitende Möglichkeiten. Die heute 49-Jährige war begeistert von all den Schätzen, die auch in der Umgebung wachsen und wollte fortan mehr über das Thema wissen. An der Heilpflanzenschule PhytAro in Dortmund meldete sie sich ein Jahr später zu einem Kurs an. Circa 100 Stunden arbeitete sie sich immer tiefer in die Materie ein.
Marsbergerin macht Ausbildung zur Kräuterfachfrau
Kräuter bestimmen können, wie werden Bachblüten selbst gemacht? Welche Kräuter und Pflanzen eignen sich zum kochen? Wie können Salben und Wickel selbst hergestellt werden? Alles Fragen auf die Pohle die Antworten kennt. Dank Fortbildungen kennt sie sich auch im Bereich der Kinderheilkunde und Aromatherapie aus. „Kräuterfachfrau, Kräuterdiplom, Kräuterexpertin. Die Namen sind vielfältig, bedeuten aber das gleiche. Mir geht es darum altes Wissen weiterzugeben. Früher nannte man uns Kräuterhexen“, sagt Pohle und lacht.
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Gegen viele körperliche Sorgen ist ein Kraut gewachsen, aber nicht gegen alle. Bei schweren Krankheiten würde die Expertin nur begleitend Kräuter einsetzen und nicht behaupten, dass sie das Allheilmittel sind. Aber Bärlauch fördert die eigene Gesundheit ebenso wie beispielsweise Scharbockskraut. Eine gute Quelle für Vitamin C. Aber Vorsicht: „Wenn er blüht, sollte er nicht mehr gegessen werden, denn dann enthält er ein paar Giftstoffe. Daher sollte man ihn nur vor der Blühte verzehren.“
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Auch beim Bärlauch ist ein gutes Auge gefragt, damit er nicht mit dem Aronstab verwechselt wird. Der ist ebenfalls giftig. Einfach drauf los pflücken und etwas kochen ist also nicht die beste Idee. Pohle rät unter anderem zu Giersch, wenn Pflanzen auch in Speisen Anwendung finden sollen, denn er wächst in vielen Gärten. Allerdings wird er oft als Unkraut weggeworfen. Die Kräuterfachfrau macht daraus gerne eine leckere Suppe. Sie ist im Frühjahr gerne unterwegs, um die Pflanzen zu pflücken, die zu der Zeit am saftigsten sind.
Heilkräuter für verschiedene Beschwerden
Im Sommer hingegen ist sie für Heilkräuter unterwegs. Johanniskraut verarbeitet sie dann zum Beispiel zu Tinkturen oder einem Rotöl. Letzteres hat äußerlich angewendet eine entzündungshemmende und wundheilende Wirkung. Aber auch aus Beifuß, Königskerze, Wasserdost und vielem mehr macht die 49-Jährige Tinkturen jeder Art. Die Wirkungsweisen reichen von der Immunstärkung bis hin zum Mittel gegen Haarausfall, Muskelbeschwerden oder der Behandlung von Warzen.
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„Wildkräuter bezeichnen fast alle als Unkraut. Aber ob Brennnesseln, Gänseblümchen oder Löwenzahn, alles kann eine Wirkung haben.“ Gänseblümchen werden unter anderem in der Homöopathie gegen Kindheitstraumata eingesetzt, schmecken aber laut Pohle auch hervorragend auf dem Butterbrot. Löwenzahn eigne sich gut für eine Frühjahrskur. 10 Tage lang drei bis fünf Stängel täglich essen und Schadstoffe werden aus dem Körper gespült. „Das ist aber nur für hartgesottene. An den Geschmack muss man sich erst gewöhnen.“
Marsbergerin ist auf Erkältungen vorbereitet
Die Marsbergerin ist vorbereitet auf die kalte Jahreszeit. Brustbalsam aus Thymian, Tinkturen, Hustensirup, etherische Öle. Ihr Zuhause könnte eine kleine Apotheke sein. Auch Desinfektionsmittel kann sie selbst machen. Besonders in derPandemie ein wichtiges Hilfsmittel. Mit hochkonzentriertem Alkohol, Mandelöl, damit die Hände nicht austrocknen, etherischen Ölen und Zitronen lässt sich auch selbst helfen. „Aber davon brauchte man so viel.“ Entsprechend greift sie weiterhin auch auf herkömmliches Desinfektionsmittel zurück.
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Christine Pohle wird im Mai wieder viel unterwegs sein, um für den nächsten Winter vorbereitet zu sein. Mehrere Wochen dauert es bis eine Tinktur fertig ist. „Ich bin ohnehin mit dem Hund draußen. So kann ich das Sammeln der Pflanzen gut verbinden.“