Marsberg. Der Lionsclub Marsberg hat eine große Spendenaktion für die Ukraine auf die Beine gestellt. Ein Lkw-Fahrer hat nach der Lieferung eigene Pläne.

Verbandskästen Mangelware: Wer in diesen Tagen in Marsberg ein Erste-Hilfe-Set kaufen wollte, stand vermutlich vor leeren Regalen. Die Taschen, Kisten, Boxen oder Kästen mit Verbandsmaterialien, Pflastern und Wundauflagen waren im Einzelhandel und auch in Autohäusern vielerorts vergriffen. Der Grund: Viele, viele Marsberger waren dem Aufruf des Lionsclubs Marsberg gefolgt und hatten gespendet: Verbandskästen, Lebensmittel, Hygieneartikel: „Ich bin überwältigt von der Spendenbereitschaft und danke allen, die mitgemacht haben“, so Dr. Simone Schütte-Leifels vom Vorstand der Lions. Sie hatte die Idee zu dieser Aktion, hatte einen Kontakt nach Medebach genutzt und alles Weitere in die Wege geleitet.

WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick

Binnen weniger Stunden ging die Nachricht von dem geplanten Hilfstransport am Dienstagabend wie ein Lauffeuer um. Jeder Whats-App-Status war mit dem Hinweis zur Hilfsaktion versehen und auf den Ortsteilen legten die Spender ihre Waren vor den Haustüren der knapp 30 Lions-Mitglieder ab. Am Ende waren es allein über 1500 Verbandskästen und mehrere Tonnen Lebensmittel, die zusammenkamen.

Lesen Sie auch: Firmenchef aus Brilon: Jeder Deutsche kann Putin bekämpfen

Donnerstagnachmittag: der blaue Mercedes-Lkw mit dem ukrainischen Kennzeichen fährt auf das Gelände der Metallwarenfabrik Schmidt „Unterm Ohmberg“. Dort ist kurzerhand eine Sammelstelle eingerichtet worden. „Wir vom Lionsclub haben allein für 10.000 Euro im Großhandel palettenweise Lebensmittel wie Mehl, Öl und Konserven, aber auch Windeln, Medikamente und Verbandsmaterial eingekauft“, sagt Friedhelm Schwicker. Das Geld stammt u.a. aus den Weihnachtsbaumverkäufen. Bis zum Abend werden es 25 Palettenplätze sein, mit denen der Lkw in Richtung polnisch-ukrainische Grenze fährt. Auf der Ladefläche auch Rucksäcke, Taschenlampen, Schlafsäcke, Thermoskannen, chirurgisches Besteck und ein Sonografiegerät, das das Marsberger Krankenhaus zur Verfügung gestellt hat.

Kyrillische Beschriftung an Hilfsgüter aus Marsberg aufgebracht

Damit der Lkw nicht mit einem chaotischen Haufen an Hilfsgütern am Zielort ankommt, haben die Helfer alle Hände voll zu tun. „Die Sachen mussten nicht nur thematisch sortiert werden. Wir mussten die Kartons und Kisten ja auch beschriften – und das mit kyrillischen Buchstaben. Anfangs haben wir den Google-Übersetzer zur Hilfe genommen. Aber dann haben wir eine Marsbergerin hinzugeholt, die aus der Ukraine stammt und später einen Mitarbeiter der Firma Schmidt, die das konnten“, sagt Friedhelm Schwicker. Die spontane Hilfsbereitschaft an allen Ecken und Enden ist beeindruckend. Ursprünglich wollte die Holzhandlung Tusche einen Lkw zur Verfügung stellen, dann kommt aber der ukrainische Transporter ins Spiel, sodass die Marsberger die Spritkosten übernommen haben. Und so greift ein Rädchen ins andere.

Lesen Sie auch:So emotional waren die Friedenswachen in Olsberg und Brilon

Am Steuer des Lkw sitzt ein Ukrainer, der den Wagen nach seiner Ankunft dort stehen lassen und anderweitig in sein Heimatland vordringen will: um zu kämpfen…„Man hört die Nachrichten, sieht die Bilder im Fernsehen, aber als der Lkw-Fahrer uns das erzählt hat, wurde uns doch ganz anders“, berichtet Schwicker. Die Marsberger stehen in Kontakt mit dem Lkw-Fahrer, der auf dem Weg in seine Heimat ist und sich auf jeden Fall melden will, sobald er an der Grenze angekommen ist. Alle, die mit angepackt haben, hatten ein Gefühl des Zusammenhalts. So beschreibt es Friedhelm Schwicker. Ob die Lions noch einmal eine solche Aktion startet, muss die weitere Entwicklung zeigen.

Über 1500 Verbandskästen und mehrere Tonnen Lebensmittel kommen durch die vielen Spenden zusammen.
Über 1500 Verbandskästen und mehrere Tonnen Lebensmittel kommen durch die vielen Spenden zusammen. © Friedhelm Schwicker

Alle hoffen aber, den Lkw-Fahrer wieder zu treffen – gesund und mit der Botschaft, dass die Hilfe angekommen ist.