Brilon. Condensator Dominit aus Brilon kündigt wegen des Ukraine-Kriegs Russland-Verträge. Dr. Christian Dresel sagt: Jeder kann etwas gegen Putin tun.

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hat die Condensator Dominit aus Brilon-Wald, einem Ortsteil von Brilon, die Verträge mit russischen Kunden gecancelt. Das Geschäftsvolumen sei, so Firmenchef Dr. Christian Dresel, mit „mehreren zehntausend Euro“ zwar eher überschaubar, aber: „Je früher die Verträge aus den Büchern raus sind, umso besser.“ Und zwar nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus politischen - und privaten. Denn der 56-Jährige ist mit einer Russin verheiratet.

Empathie und Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk in Russland

„Die Verwandtschaft in Moskau ist genauso irritiert und perplex wie wir“, sagt er. Das gelte aber für weite Teile des russischen Volkes. Die Stellung Putins in der russischen Gesellschaft sei nicht so einfach zu beschreiben, wie man das aus dem Westen oft erwarten würde. Viele Russen hätten unter den Umwälzungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wirtschaftlich und emotional gelitten und schätzten den ‘starken Mann’. Dr. Dresel: „Viele erkennen aber auch sein Hegemonialstreben, seinen Machthunger und seine Korruption.“

Christian Dresel, Chef von Condensator Dominit.
Christian Dresel, Chef von Condensator Dominit. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

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Die Russen, die er persönlich kenne, unterschieden sich dabei nicht vom Rest der Bevölkerung und auch der Informationsstand sei nicht anders als der des Rests der Bevölkerung. Bei der Beurteilung des Krieges erlebe er „weniger eine bedingungslose moralische Entrüstung als vielmehr Empathie und Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk. Dr. Dresel: „Kriegsbegeisterung schaut mit Sicherheit anders aus.“

Eine Barrikade aus Straßenbahnen, Bussen und Sandsäcken ist durch das Fenster eines Autos im nördlichen Teil von Kiew zu sehen.
Eine Barrikade aus Straßenbahnen, Bussen und Sandsäcken ist durch das Fenster eines Autos im nördlichen Teil von Kiew zu sehen. © dpa | Ricrad Garcia Vilanova

Für den Umgang mit Putin hat der Unternehmer eine klare Ansage: „Jedes nicht gebaute Windrad ist ein Panzer für Putin und jede Kilowattstunde, die wir in Deutschland noch aus Öl oder Gas erzeugen, eine Patrone.“ Will sagen: Deutschland muss seine Abhängigkeit von russischem Erdgas beenden und jetzt alles auf erneuerbare Energien setzen.

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Mit PV-Anlagen „Putin einen Tritt in den Hintern geben“

Das sei durchaus möglich, sagt der Physiker und Experte in Sachen Stromnetzstabilität. Schon jetzt müssten für den Strom, den vor allem die Klimaanlagen in den Ballungsräumen verbrauchen, Gaskraftwerke zugeschaltet werden - und dieser Verbrauch werde sich mit fortschreitendem Klimawandel fortsetzen. Dr. Dresel: „Durch die Abschaltung der Braunkohle und der Kernkraftwerke ist Deutschlands Abhängigkeit von russischem Öl und Gas direkt und indirekt gestiegen.“

Dabei könne jeder Privatmann mit einer PV-Anlage auf seinem Dach „Putin einen Tritt in den Hintern geben“, sagt er. Ohne die Einnahmen aus dem Gasgeschäft hätte Putin pro Jahr „40 Milliarden Euro weniger auf dem Konto“.

Angesichts der steigenden Strompreise rechne sich die Solaranlage auf dem Dach der eigenen vier Wände allemal, auch wenn die Einspeisevergütung aktuell nur noch 6,73 Cent pro Kilowattstunde betrage. Denn mit Erzeugungskosten von etwa zehn Cent liegt er - je nach Vertrag und Anbieter - 20 und mehr Cent pro Kilowattstunde unter dem Marktpreis. Bei einem Eigenverbrauch von 30 bis 40 Prozent habe sich eine Anlage in zwölf Jahren amortisiert. Bei der KfW-Bank gebe es für diese Investitionen Kredite quasi zum Nulltarif. Dr. Dresel: „Selbst hier im Sauerland rechnet sich das.“

Auf seinem neuen Firmengebäude in Brilon-Wald installiert Dr. Dresel in diesem Tagen bereits seine zweite PV-Anlage. Auch sie liefert 100 kWpeak wie die erste. Das wären dann die nächsten 100.000 Patronen weniger für Putin. Und der neue Standort auf der alten Industriebrache ist defacto CO2-neutral