Willingen/Brilon. Die Partyhochburg Willingen möchte ihr Image verändern. Der extreme Partytourismus soll raus aus der Stadt im Sauerland. Doch es gibt Probleme.

Im Januar soll es fertig sein und präsentiert werden, das neue Willinger Tourismusmarketingkonzept. Bis dahin gibt es noch eine Menge Arbeit. Einen großen Schritt weiter gekommen sind die Verantwortlichen durch die aktive Beteiligung Willinger Unternehmer. Im Rahmen von Workshops haben sie gemeinsam daran gearbeitet, die vier Hauptthemenfelder mit konkreten Inhalten und kreativen Ideen zu füllen. Doch was ist mit den vielen Betrieben, die bislang sehr gut vom Partytourismus lebten?

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Neue Anforderungen und Trends

Pandemie, Digitalisierung und Klimawandel werden den Tourismus künftig prägen, neue Anforderungen stellen und neue Trends setzen. Der Gast von morgen möchte seinen Urlaub nachhaltiger, erlebnisreicher, spontaner, individueller und gesünder als bisher. Preise, Qualität, Service und Entschleunigung spielen weiterhin eine große Rolle. Alles wird digitaler, doch die Kommunikation muss ihren persönlichen Charakter behalten. Zudem: „Wer sich jetzt mit nachhaltigen Angeboten positioniert, hat jetzt die Chance, einen Marktvorteil zu erarbeiten“, betont Bürgermeister Thomas Trachte. Mittelfristig aber werden die nachhaltige Ausrichtung der Betriebe und ihrer Angebote zur Pflichtaufgabe. All dies erfuhren die anwesenden Unternehmer – und, dass in Willingen besonders vieles von dem was Gäste wünschen bereits vorhanden ist.

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Vorhandene Grundlagen optimal nutzen

Eine gute Basis für das neue Tourismuskonzept, doch es gibt auch Optimierungsbedarf. Insbesondere der extreme Partytourismus steht vielen positiven Entwicklungen im Wege. Wie dem zu begegnen sei, damit hat sich ein Workshop befasst. So soll ein Leitfaden für Vermieter definiert werden, eine verbesserte Datenerfassung soll die Prüfung der Gäste vor der Anreise ermöglichen. Ausuferndem Verhalten müssten klare Grenzen gesetzt werden, so die Teilnehmer.

Ski Abfahrtsstrecke mit Sessellift und Hochheideturm Ettelsberg, Willingen,
Ski Abfahrtsstrecke mit Sessellift und Hochheideturm Ettelsberg, Willingen, © www.blossey.eu | Hans Blossey

Auch eine Besucherlenkung könne in der Anfangszeit Probleme lindern. „Da gibt es keinen Schalter, den wir umlegen können. Das ist ein dynamischer Prozess. Betriebe, die vom Partytourismus leben, müssen unterstützt werden, neue Gäste zu bekommen“, so einer der Unternehmer. Zur Ansprache der definierten Zielgruppen haben die Willinger Unternehmen in Einzelworkshops Chancen und Möglichkeiten zusammengetragen. Für am Outdoorsport interessierte, genussorientierte oder ambitionierte Gäste sei es besonders wichtig, das Bild des „neuen Willingens“ zu transportieren. Dabei räumen die Teilnehmer der Nachhaltigkeit der Angebote, der Wiederaufforstung der Wälder und dem Ziel der Co2-Neutralität einen besonderen Raum ein. Die Weiterentwicklung der digitalen Kommunikation in alle Richtungen sei weiterhin von besonderer Bedeutung.

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Hinweise und Ideen fließen in das neue Konzept ein

Für Familien wünschen sich die Workshopteilnehmer beispielsweise ein Zertifikat, das Gästen bei der Wahl ihrer Unterkunft Orientierung bietet, besondere Familienangebote und -pakete, barrierefreie Wege, Mehrgenerationenangebote oder einen digitalen Ortsplan mit allen Freizeiteinrichtungen. Langfristig müsse das Ziel sein, den starken Verkehr aus dem Ortskern heraus zu bekommen. Die Optimierung des ÖPNV könne zusammen mit einer guten Positionierung eine Chance für den einen oder anderen Gastgeber in einigen Willinger Dörfern sein. „Wir hatten sehr intensive und sehr gute Diskussionen. Alle Hinweise, Wünsche und Ideen werden nun gebündelt, priorisiert und ins Gesamtkonzept eingearbeitet“, weiß Tourismusdirektor Norbert Lopatta. Bis zur Präsentation des neuen Tourismusmarketing-Konzepts wird sich die Lenkungsgruppe ein weiteres Mal treffen und die Ausarbeitung diskutieren. Weitere Infos: Hauptthemen des Tourismuskonzeptes sind Wandern, Radfahren, Mountainbike, Naturerlebnisse, Wintersport und Freizeitangebote. Ergänzende Angebote sind Veranstaltungen, Wellness, Einkaufen und Tagungen. Damit will sich die Destination für alle vier Jahreszeiten positionieren. Insbesondere an der Profilierung der Sommerangebote soll noch gearbeitet werden. Das Tourismuskonzept fügt sich ein in die Ausrichtung des Sauerland-Tourismus e.V. für die Gesamtregion. Leitgedanke ist „Willingen - Der lebendige Outdoor-Spot im Sauerland für die ganze Familie“