Hochsauerlandkreis. Die Zahl der Bankfilialen und Geldautomaten im HSK nimmt ab. Sparkasse und Volksbank erklären warum das so ist und sagen, was zu erwarten ist.

Vera Kahlenberg vermisst ihren Geldautomaten in Scharfenberg. „Hier in Scharfenberg gibt es seit dem 1. Oktober keinen Bankautomaten mehr. Das kleine Bäckergeschäft gegenüber lebt aber von Kunden, die ja teilweise nur ein Brötchen kaufen und dies nicht mit Karte zahlen wollen.“ Das gehe zwar, sei aber für den kleinen Laden auch wieder mit Mehrkosten verbunden. „Außerdem bekomme ich mit, dass viele einfach vergessen, Geld mitzubringen und spontan ist dann gar nichts mehr möglich. Also reist man für teuren Sprit und zu Lasten der Umwelt wieder nach Brilon.“

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Ein Problem, dass es ähnlich in vielen Dörfern im Hochsauerlandkreis gibt. Es fehlt immer mehr an Geldautomaten und Filialen für persönliche Bankgeschäfte. Banken im HSK erklären, woran das liegt und welche Alternativen es gibt.

Sparkasse Hochsauerland

„Als Sparkasse Hochsauerland sind wir unseren Kunden gegenüber verpflichtet, unser Leistungsspektrum an das wandelnde Kundenverhalten ständig anzupassen“, sagt Bernhard Hohmann, Leiter des Marketings bei der Sparkasse Hochsauerland. Zehn Filialen und 19 SB-Standorte gebe es von der Sparkasse Hochsauerland noch. Seit Jahren kooperiert sie mit örtlichen Volksbanken an sieben gemeinsamen Standorten, um die Bargeldversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. „In die Standortwahl fließen nicht zuletzt auch sicherheitsrelevante Aspekte aufgrund der zugenommenen Sprengversuche ein“, betont Hohmann. Präventionsmaßnahmen seien aufgrund der aktuellen Bedrohungslage umgesetzt worden. Doch nicht nur wegen der Sprengversuche habe man sich aus der Fläche zurückgezogen. Die Frequenz der Filialbesuche habe deutlich abgenommen, auch die Transaktionen an Geldautomaten seien flächendeckend um 25 Prozent deutlich zurückgegangen.

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„Die Corona-Pandemie hat diese Wandlung noch mal deutlich beschleunigt. Beschleunigt wurde allerdings auch der Trend zum kontaktlosen Bezahlen von Kleinstbeträgen, was sich mittlerweile hoher Beliebtheit erfreut“, so Hohmann. Hier habe sich die Nutzung in den letzten Jahren vervierfacht. Die Auslastung einiger Geldautomaten sei in keiner Weise mehr gegeben und der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr zu rechtfertigen. „In Einzelfällen, in denen keine Bargeldversorgung über Verwandte oder Freunde durch den Kunden organisiert werden kann, finden wir individuelle Lösungen in enger Absprache mit dem Kunden.“ Hohmann betont: „Die klassische Telefonzelle vermisst auch keiner mehr. Auch wenn diese jetzt wieder aufgestellt würden, wäre eine Nutzung nicht automatisch gegeben.“

Mit der zunehmenden Sprengung von Geldautomaten argumentieren einige Institute im HSK.
Mit der zunehmenden Sprengung von Geldautomaten argumentieren einige Institute im HSK. © dpa | Patrick Pleul

Voba Brilon-Büren-Salzkotten

13 Filialen und 18 SB-Standorte stellt die Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten eG zur Verfügung. „Um die Bargeldversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, sind wir bereits mehrere Kooperationen mit der Sparkasse Lippstadt, der Sparkasse Hochsauerland, der Sparkasse Paderborn-Detmold und der Volksbank Bigge-Lenne eingegangen“, sagt Iris Stockfleth, Leiterin Marketing und Kommunikation. Im vergangenen Jahr hat sich der Trend zur Nutzung der digitalen Angebote noch einmal spürbar beschleunigt - „unter anderem war das Wachstum im Online-Banking mit 35 Prozent überproportional hoch. Die Frequenz der Filialbesuche hat deutlich abgenommen.“

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Deshalb wurden fünf kleinere Filialen in SB-Standorte umgewandelt. „Die Bargeldversorgung ist also weiterhin gewährleistet. In den größeren Standorten haben wir dagegen unsere Öffnungszeiten erweitert.“ Die Transaktionen an den Geldautomaten seien im letzten Jahr um 20 Prozent zurückgegangen. Iris Stockfleth: „Beispielsweise wurde unser Bargeldservice am Krankenhaus Brilon sehr wenig in Anspruch genommen, da mittlerweile im kompletten Krankenhaus per Karte oder Rechnung bezahlt werden kann.“ Geldautomaten unterliegen einem sehr hohen Sicherheitsstandard, daher werde laut Stockfleth insbesondere bei einem erforderlichen Gerätetausch der Standort besonders analysiert, da eine Neuanschaffung eines Geldautomaten sehr hohe Investitionskosten verursacht. Aber: „An Standorten mit hoher Publikumsfrequenz, wie zum Beispiel an Supermärkten, können auch neue Standorte entstehen.“ Für die älteren Kunden würden weiterhin etliche Geldautomaten vor Ort vorgehalten. In Einzelfällen werde auch mit Kunden eine individuelle Lösung gefunden.

Sparkasse Paderborn-Detmold

„In der Tat verändert sich das Geschäft der Banken und Sparkassen und diese Veränderungen haben auch Auswirkungen auf die Filialstrukturen und das Angebot an SB-Standorten“, sagt Oliver Bekiersch, Unternehmenskommunikation. „Wir haben im Frühjahr dieses Jahres auf diese Veränderungen reagiert und unsere Filialstruktur angepasst“, so Bekiersch. 56 Filialen gebe es derzeit im Geschäftsgebiet, vorher waren es 75. Die Anzahl der Filialen mit Selbstbedienungsmöglichkeiten, dazu gehört immer mindestens ein Geldausgabeautomat, wurden von 18 auf 27 aufgestockt.

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„In jeder der 19 Kommunen, die zu unserem Geschäftsgebiet gehören, gibt es mindestens eine personenbesetzte Sparkassenfiliale.“ Sollte es für Kunden nicht möglich sein, sich mit Bargeld zu versorgen, bietet die Sparkasse Paderborn-Detmold den Bargeldbringservice an. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass die bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten im Handel in der Zukunft deutlich zunehmen, als dass weitere Geldausgabeautomaten in der Fläche einen Platz finden“, so Bekiersch.

Volksbank Sauerland

„In unserem Bereich Olsberg haben wir keine Geldautomaten in den vergangenen Jahren abgebaut. In Brilon haben wir unsere Filiale im Jahr 2019 an die Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten verkauft und uns aus dem Bereich Brilon zurückgezogen“, sagt Jörg Werdite, Pressesprecher. Im September dieses Jahres sei die Filiale in Wiemeringhausen von einer personenbesetzten Filiale in eine SB-Stelle umgewandelt worden. Dass Geldautomaten abgebaut werden, liege vor allem daran, dass viele Bankkunden bargeldlos zahlen. „Selbst beim Bäcker ist es mittlerweile problemlos möglich das belegte Brötchen mit EC-Karte zu bezahlen.“