Hochsauerlandkreis. Banken ziehen sich aus der Fläche zurück. Die Gründe sind vielfältig. Kunden aus dem HSK erzählen, wo sie es problematisch finden und wo nicht.

Die Banken ziehen sich aus der Fläche zurück. Wegen der zunehmenden Digitalisierung, aber auch weil zahlreiche Kunden nicht mehr den Besuch in die Filiale antreten sondern auf Online-Banking wechseln. Dennoch vermissen auch zahlreiche Menschen die Geldautomaten oder andere Vorzüge vom persönlichen Bankgeschäft vor Ort. In einer Online-Frage erzählen sie, wo Geldautomaten im Hochsauerlandkreis am meisten vermisst werden – und wofür.

Kein Bargeld für den Krankenhausaufenthalt

Ulrike Willecke aus Brilon fällt als erstes der Geldautomat am Briloner Krankenhaus Maria Hilf ein, der abgebaut wurde. „Gerade dort sind die Menschen, die sich dort nicht umsonst aufhalten, darauf angewiesen. Gerade wenn sie nur eingeschränkt beweglich sind“, argumentiert sie. Inge Tegeler aus Brilon gibt ihr recht: „Warum man ausgerechnet im Krankenhaus den Automaten abbaut, verstehe ich schon mal gar nicht. Da weniger Besuch kommt, besteht nun nicht mal die Möglichkeit, die Telefonkarten zu kaufen.“ Bargeld für Parkkarten oder das Café kann ebenfalls nicht abgeholt werden.

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Kein Bargeld auf dem Dorf

Jasmin Wolters vermisst die Gelegenheit, Bargeld abzuholen auf dem Dorf: „In Scharfenberg wird er vermisst. Da ich kein Auto habe, kann ich natürlich nicht mal so gerade eben Geld abholen gehen. Da war es mit dem Automaten hier viel besser. Und jetzt? Ältere Leute müssen auch mittlerweile für Kontoauszüge nach Brilon fahren.“ In Marsberg hält Michaela Linnemann dagegen. „Ich habe 20 Jahre auf einem Dorf gewohnt. In Heddinghausen gibt es überhaupt nichts, weder ein Bäcker, einen kleinen Tante Emma Laden oder geschweige ein Geldautomat. Aber auf dem Dorf wird Nachbarschaft ganz anders gelebt.“ Es werde aufeinander aufgepasst, man bringe – wenn man in die Stadt fahre – dem Nachbarn etwas mit oder nehme den Nachbarn mit in die Stadt. „Kein Mensch der auf dem Dorf lebt, wird von der Dorfgemeinschaft einfach vergessen, man kümmert sich ganz selbstverständlich darum. Das ist das, was ich seit ich wieder in der Kernstadt wohne, vermisse.“

Kein Bargeld von der richtigen Bank

In Marsberg sind zahlreiche Kunden der Commerzbank enttäuscht, keine Beratung oder weitere Möglichkeiten mehr vor Ort zu haben. Ann-Kathrin Vogel sagt: „Wir sind noch bei der Commerzbank. Für jede Kleinigkeit müssen wir nach Korbach oder Warburg fahren. Geld abheben kostenlos geht auch in Marsberg nicht mehr. Es ist nur noch ätzend.“ Patrick Tobin pflichtet ihr bei: „Ja, ein Geldautomat von der Commerzbank wäre gut, weil ich gezwungen werde, erst einmal einmal einkaufen zu müssen, um an mein Geld zu kommen. Er sagt, knappt 3000 Kunden in Marsberg seien von der Commerzbank und wären jetzt gezwungen, jedes mal für zehn Euro einzukaufen bevor man Geld abheben könne. In Winterberg wird zwar keine konkrete Bank vermisst, aber Gertrudis Hirsch denkt ähnlich: „Was auch nicht gut ist: wenn dann nur noch die andere Bank der Konkurrenz da ist kostet es richtig Gebühren. Sehr gut ist aber, dass man sich in den Supermärkten Geld auszahlen lassen kann.“

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Kein Bargeld für ältere Menschen

Anzhelika Sergej aus Marsberg betont, dass Geldautomaten in Marsberg gerade am Rennufer oder in der Nähe fehlen würden. „Auch für ältere Leute wäre das bestimmt eine große Erleichterung.“ Peter Werneke aus Winterberg argumentiert ähnlich für den Erhalt der Geldautomaten. „Das ist schon traurig, dass die Banken ihren Service und die Geldautomaten abbauen und die Kunden damit zum Online-Banking zwingen – und zum Bargeldlosen wirtschaften. Wie soll denn die ältere Generation oder unsere Senioren in den kleinen Orten an Geld kommen?“

Kein Bargeld in der Nacht

Lisa O. aus Winterberg vermisst den Automaten am Oversum – damit ist sie nicht allein. Viele schreiben, dass es praktisch gewesen sei, dort eben – wie bei einem Drive In – Geld abzuholen. „Die am Oversum und der Aral waren praktisch, besonders weil es seit Corona ab 23 Uhr nirgends mehr Bargeld gibt“, schreibt M. aus Winterberg. Auch Filialen, wo es sie noch gibt, seien oft geschlossen in der Nacht.

Kein Bargeld einzahlen

Susanne Brockmann aus Winterberg denkt indes ganz andersherum: „Genauso unpraktisch finde ich, dass es nirgendwo mehr diese Münzzählgeräte gibt. Die Kids sparen das Kleingeld im Schweinchen und nirgends kann man es hin bringen.“

Kein Bargeld? Nein, Verständnis für die Bank

Michaela Linnemann aus Marsberg betont: „Vielleicht bin ich zu altmodisch, ich verwende bis heute kein Onlinbanking. Ich bin mit meiner Bank und der Kundenbetreuung zufrieden. Wenn ich nicht mobil wäre, würde ich meine Kinder bitten mir Geld abzuheben und Überweisungen zu tätigen.“ Es sei auch immer eine Kostenfrage für die jeweiligen Banken, ob sich die Automaten rentieren. „Wie oft sie genutzt werden zum Beispiel. Das sollte man auch immer aus der Sicht der Bank betrachten, warum die schließt oder Gespräche führen und nach einer, für beide Seiten gute Lösung suchen.“

Kein Bargeld – brauche ich auch nicht!

Florian Michel aus Marsberg findet die Entwicklung nicht schlimm: „Meiner Meinung nach, sollte der Fortschritt des bargeldlosen Bezahlens noch viel schneller vorangetrieben werden. Ich ärgere mich heutzutage eher darüber, wenn ich noch wo Bargeld benötige, oder gar Münzgeld. Habe vor ca. zwei Jahren auf die Smartphonebezahlung umgestellt und vermisse nichts. Kein Kramen im Portemonnaie nach Kleingeld...“ Er regt an, auch an Parkuhren, Zapfsäulen, oder in Parkhäusern NFC Kartenleser zu installieren. „Geldautomaten nur noch, wenn man nicht mehr weiterkommt mit mobilen Bezahlungen.“