Hochsauerlandkreis. Gesundheitsminister Jens Spahn schlug die Reaktivierung der Impfzentren vor. Der HSK schafft lieber neue Aktionen, die KVWL reagiert verärgert.

„Wir brauchen kein Impfzentrum mehr!“ Das sagt Martin Reuther als Sprecher des Hochsauerlandkreises – und reagiert damit auf die Forderungen aus der Bundespolitik, Impfzentren zu reaktivieren oder kleinere Impf-Stationen in den Kommunen zu errichten. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hält ebenso wenig von den Vorschlägen. „Unsere niedergelassenen Ärzte schaffen das“, sagt Vanessa Pudlo, Pressesprecherin bei der KVWL. Beide Sprecher sind sich einig: Die jetzigen Angebote sind wirksam.

Impf-Stationen werden im HSK nur tageweise eingerichtet

Was die Berliner Politik fordert

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte gefordert, dass Auffrischungsimpfungen breit verteilt und die Länder ihre Impfzentren aus dem Stand-by-Modus „wieder aktivieren und dort Auffrischungsimpfungen anbieten“ sollen. Mehrere Länder reagierten schon reserviert darauf.

Bund und Länder hatten vereinbart, die zeitweise mehr als 400 Zentren zum 30. September zu schließen oder Kapazitäten zurückzufahren.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte betont, man werde die „Impfzentren alter Form“ nicht mehr reaktivieren, da sie „überdimensioniert“ wären. Um mehr Tempo bei den Auffrischungsimpfungen hatte das Ministerium am Dienstag aber angekündigt, Kreise und kreisfreie Städte sollten eigenständig stationäre Impfstellen schaffen.

„Für den Impfbus wird es zu kühl“, sagt Pressesprecher Martin Reuther. Also hat der Kreis reagiert und das Gespräch mit Städten und Gemeinden gesucht. „Wir bieten nun immer noch Impfaktionen an, zwar außerhalb des Busses aber an zentralen Stellen in den Städten.“ So fänden beispielsweise in Schmallenberg am 11. November sowie am 17. Dezember Aktionen im Alexanderhaus statt. „Das ist barrierefrei, es gibt Toiletten – auf diese Infrastruktur müssen wir bei Angeboten dieser Art natürlich achten“, sagt Martin Reuther. Termine für den Altkreis Brilon sind aktuell herausgegeben worden (siehe unten).

„Wir haben mehr 7,8 Stellen, die sich um die Koordinierung der Impf-Aktionen kümmern. Diese sind stetig im Gespräch mit den Städten um den Bedarf abzufragen. Wir sind in der Planung und werden bald mehr Termine anbieten können, im besten Fall in Kombination mit Wochenmärkten und co, um die Laufkundschaft dort zu erreichen.“

Nachfrage nach Erstimpfungen im HSK nach wie vor hoch

Der Bedarf ist weiterhin hoch. So habe man bei einem Termin mit dem Impfbus vor einem Supermarkt erst vor kurzem einen zweiten Arzt rufen müssen. 223 Impfungen wurden an diesem Tag verteilt. „Es fragen auch weiterhin Menschen nach den Erstimpfungen, aber wir verteilen auch Zweit- und Booster-Impfungen.“ Reuther bekräftigt: „Die Nachfrage ist nach wie vor da.“

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Die Vorstöße aus der Berliner Politik, Impfzentren zu reaktivieren, wie es Jens Spahn formulierte, kann er nicht verstehen. „Wir können unser Impfzentrum in der Konzerthalle schlicht nicht mehr aufbauen. Und wir brauchen es auch nicht. Die niedergelassenen Ärzte bekommen die Impfungen gut hin und wir as Kreis bieten eben ergänzende Aktionen an. Die Zusammenarbeit läuft gut.“ Impfstationen in verschiedenen Städten einzurichten sei ebenso unnötig. „Ich denke, das Modell, dass wir fahren, ist besser. Wir merken, dass unser Angebot gut genutzt wird und ich denke, dass es sinnvoller ist, weiterhin verschiedene Städte anzufahren statt in wenigen eine dauerhafte Station einzurichten.“

Vorstand der KVWL verärgert über Vorstoß aus Berlin

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ist ganz bei Martin Reuther – auch sie vertraut darauf, dass die niedergelassenen Ärzte die Impfungen bewältigen können. „Dank wenig hilfreicher Vorschläge der Berliner Politik, die ein sortiertes Vorgehen analog der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission konterkarieren, debattiert die Öffentlichkeit wieder wild über das richtige Vorgehen bei der Booster-Impfung. Dabei haben unsere Ärztinnen und Ärzte längst mit dem Impfen begonnen und legen ein beachtliches Tempo vor“, erklärt der Vorstand der KVWL Dr. Dirk Spelmeyer, Dr. Volker Schrage und Thomas Müller in einem verärgerten Statement. Alleine in der vergangenen Woche wurden in Westfalen-Lippe rund 46.000 Auffrischungsimpfungen durchgeführt, eine Woche zuvor waren es noch rund 26.000.

KVWL weiterhin von Impfungen bei den Hausärzten überzeugt

Dieser anhaltende Aufwärtstrend dürfe nicht wieder unterbrochen werden: „Gerade jetzt,wo das Impfgeschehen in den Praxen rund um die Booster-Impfung an Fahrt gewinnt, fordert man mit der Wiedereröffnung der Impfzentren nach nur vier Wochen eine erneute Kehrtwende. Das ist unverhältnismäßig und es besteht auch absolut keine Notwendigkeit für ein solches Vorgehen. Unsere Praxen können boostern und tun es auch!“, erklärt Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL. Dr. Volker Schrage drängt bekräftigend darauf, ein klares und gezieltes Vorgehen beizubehalten. „Wir haben es immer befürwortet, dass die Corona-Impfungen in die regulären Strukturen der ambulanten Versorgung überführt werden, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Mit Schließung der Impfzentren war dies der Fall und wir sind weiterhin überzeugt davon, dass unsere Praxen auch diesen Kraftakt hinbekommen werden – wenn man sie lässt. Sollten sich dennoch regionale Engpässe abzeichnen, können und werden wir frühzeitigunterstützend eingreifen und zusätzliche Angebote etablieren“, betont Thomas Müller, KVWL-Vorstand.

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„Wir sind in Gesprächen mit dem Ministerium für Gesundheit, den Kommunen und den Ärzten und wir sind weiterhin davon überzeugt, dass unsere niedergelassenen Ärzte das schaffen“, sagt Vanessa Pudlo, Sprecherin der KVWL auf Nachfrage der WP Brilon. „Natürlich, sollte politisch anders entschieden werden, dann helfen wir bei der Umsetzung und werden konstruktiv zusammenarbeiten.“

Die Termine der Impf-Stationen im HSK:

11.11.2021 Schmallenberg, Alexanderhaus, Kirchplatz 1, 11-17 Uhr

16.11.2021 Sundern, DRK-Heim, Rathausplatz 1, 12-18 Uhr

18.11.2021 Winterberg, Oversum, 12-18 Uhr

19.11.2021 Meschede, Gemeindehaus, Schützenstr. 4, 8:30-14:30 Uhr

24.11.2021 Arnsberg-Hüsten, St. Petri-Haus, 9-15 Uhr

3.12.2021 Brilon, Gemeindehaus, Kreuziger Mauer 2, 11-17 Uhr

9.12.2021 Winterberg, Oversum, 12-18 Uhr

11.12.2021 Marsberg, Bürgerhaus, Casparistr. 2, 09- 15 Uhr

16.12.2021 Arnsberg, Testzentrum Westring, 12-18 Uhr

17.12.2021 Schmallenberg, Alexanderhaus, Kirchplatz 1, 11-17 Uhr.

Vor Ort steht ausschließlich Biontech-Impfstoff zur Verfügung. Auffrischungs-/Boosterimpfungen werden entsprechend den STIKO-Empfehlungen vorgenommen. Mitzubringen sind Personalausweis, Impfausweis und ggf. eine vorhandene Impfmappe mit den Unterlagen der 1. bzw. 2 Impfung. Alle weiteren Unterlagen können vor Ort ausgefüllt werden.