Brilon. Dem Wald im HSK geht es schlecht. Jetzt will ein Unternehmen aus Brilon die Aufforstung mit Drohnen vorantreiben. Ist das die Zukunft?
Die Ruhe am Eschker Holz bei Madfeld wird plötzlich durchbrochen. Ein lautes Geräusch ist zu hören. Gras wird aufgewirbelt, Blätter fliegen herum. Dann steigt die Drohne langsam in den Himmel. Es ist fast so, als ob ein Hubschrauber seine Rotoren startet und abhebt. Wendig und schnell rast das 75 Kilogramm schwere Fluggerät über die Zielfläche. Da wo einst Bäume standen, liegt nur noch Totholz: verbuschtes Land.
Drohne bringt Granulat aus
Präzise lässt die Drohne ihre Last fallen. 50 Kilogramm Granulat kann sie mittragen und auf die digital vorher bestimmte Fläche niederrieseln lassen. Für zehn Hektar braucht sie eine Stunde. Insgesamt zehn Minuten kann das Gerät am Stück in der Luft bleiben. Dann landet sie wieder auf der Erde - nicht ohne vorher über eine elektronische Stimme zu warnen: „people or obstacles detected“ - Übersetzt: Personen und Hindernisse erkannt.
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Der 51-jährige Tobias Hobert und der 67-jährige Jürgen Riedel sind sichtlich stolz auf das, was sie an diesem Donnerstagnachmittag in der freien Natur präsentieren. Es geht hier nicht um den Spaß, eine Drohne zu fliegen. Nein. Wenn es nach den beiden Brilonern Unternehmensgründern geht, soll mit der von ihnen entwickelten Technik dazu beigetragen werden, den Wald zu retten.
„Der Forst sieht sich in diesen Zeiten mit vielen Problemen gleichzeitig konfrontiert“, sagt Riedel. Der Klimawandel mit verstärkten Trockenperioden, erhöhten Sonneneinstrahlungen und Extremwetter-Ereignissen treffe den Wald, wie hier im Sauerland, besonders heftig. Über Jahrhunderte bewährter Waldbau Konzepte würden in Frage gestellt, neue Methoden mit klimastabilen „Zukunftsbäumen“ würden gesucht. Gemeinsam mit Hobert hat er deswegen die Firma Green Econo gegründet.
Baumsaatkugel werden präzise abgeworfen
Riedel nimmt eine golfballgroße, schwarze Kugel in die Hand. Diese sogenannte Baumsaatkugel ist aus Aktiv-Biokohle hergestellt, erklärt er. Darin ist eine Ausbuchtung in die man dann den Samen unterschiedlichster Baumarten einarbeitet. Diese könne dann präzise mit einer Drohne abgeworfen werden, erklärt er. Diese Substrat-Kugel sei stabil genug, um den Aufprall aus der Luft zu überstehen. Durch patentierte Zugaben gebe man dem Keim außerdem eine Starthilfe beim Wachsen, so Riedel. Ähnlich verhalte es sich bei dem Granulat, das auch aus Aktiv-Biokohle bestehe. Dies werden dann dazu eingesetzt, Pionierbäume großflächig und schnell zu pflanzen.
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Riedel wiegt eine Baumsaatkugel in der Hand und deutet auf eine kleinere Drohne, die an diesem Tag auch ihre Flugkünste unter Beweis stellt. Diese ist mit sechs Kilogramm deutlich kleiner als ihre größere Schwester, aber dafür nicht weniger effektiv. Sie ist dazu gedacht, die Kugel präzise genau abzuwerfen. Dabei kann sie für einen Flug rund 750 Kugeln tragen. „Alles läuft digital. Wir können das Abwurfgelände genau bestimmen und die Kugeln präzise mit der Drohne abwerfen“, sagt Jürgen Riedel.
„Wir brauchen gesunde Mischwälder“
Die Vorführung der beiden stößt besonders bei Vertretern von Forstämtern auf großes Interesse. Vor Kurzem haben Riedel und Hobert ihre Ideen im Schwarzwald präsentiert. Das Interesse an der Form der Bepflanzung ist groß, da der Wald besonders unter Schädlingen wie dem Borkenkäfer leidet. Im Sauerland hat der Verlust riesiger Fichtenwaldbestände die Landschaft verändert. Mit Hochdruck wird nun nach Lösungen gesucht, um den Wald zukunftssicher wieder aufzuforsten. „Wir brauchen gesunde Mischwälder“, sagt Riedel.
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Die Drohnentechnologie könne einen Beitrag dazu leisten, sagt er. Denn die Aufforstung steht vor großen Herausforderungen. Nicht geräumte Flächen können aktuell aus Arbeitsschutzgründen nicht betreten werden. Außerdem bestünde in dem Bereich ein akuter Personalmangel, erklärt der Geschäftsführer. Nun wolle man durch solche Vorführungen wie heute, Sponsoren und Investoren gewinnen. Doch die Idee haben Riedel und Hobert nicht exklusiv. Aktuell würden Start Ups weltweit ihre Drohnenprojekte bezüglich Aufforstung an den Start bringen. „Mal sehen, wer am Ende gewinnt“, sagt Riedel,