Winterberg. Danica Wahle ist seit 2000 Teil des Kaffeehauses und ist eine Quereinsteigerin. Das Geschäft funktioniert. Auf Kunden wartet eine Neuerung.

Danica Wahle fällt auf und bleibt im Gedächtnis. Dafür sorgen nicht nur die vielen Tattoos und die fröhliche Art, sondern auch die Tatsache, dass sie im Kaffeehaus in Winterberg ihre Kunden seit vielen Jahren mit selbst gebackenem Kuchen glücklich macht. Ihr Erfolg basiert unter anderem auf zwei wichtigen Zutaten: Einem Geheimnis, das schon beim Fernsehen für Neugier sorgte, und eine gehörige Portion Mut.

Alles begann 1998. Danica Wahles Stiefvater hatte schon länger ein Auge auf das Kaffeehaus geworfen, aber in diesem Jahr entschied er sich auch für den Kauf. Ein Café sollte in der ehemaligen Bücherei entstehen und dafür waren Umbauarbeiten bis im Jahr 2000 notwendig. Im Dezember des gleichen Jahres konnte erstmals Kundschaft bedient werden. Ein Sprung ins Ungewisse für die Familie, denn keiner hatte vorher Erfahrungen in der Branche gesammelt.

Das Gebäude gibt es schon seit 1791. Seit 2000 ist es als Kaffeehaus in Winterberg bekannt. 
Das Gebäude gibt es schon seit 1791. Seit 2000 ist es als Kaffeehaus in Winterberg bekannt.  © Unbekannt | Kevin Kretzler

„Wir waren Quereinsteiger und hatten keine Ahnung, aber es hat trotzdem funktioniert“, sagt Danica Wahle rückblickend. Mutter und Stiefvater, die beide in ihrer Freizeit künstlerisch aktiv sind, organisierten in den Räumen immer wieder Vernissagen mit wechselnden Künstlern. So hatte das Auge nicht nur auf dem Teller eine Möglichkeit zum Staunen. Das Konzept funktioniert im denkmalgeschützten Haus von 1791. Ein weiterer wichtiger Grund dafür lässt sich in der Küche finden.

Selbst gebackene Kuchen im Kaffeehaus Winterberg

Dort werden die selbst gebackenen Kuchen angefertigt und Konservierungsstoffe gibt es dort nicht. „Ich hatte während meiner Schwangerschaft viel Zeit und meine Schwiegermutter hat mir das Backen beigebracht“, sagt die heute 44-jährige Danica Wahle. Was schon früher im privaten Umfeld für Begeisterung sorgte und der Winterbergerin immer neue Anfragen einbrachte, sollte auch im Kaffeehaus auf Zustimmung stoßen. „Die Rezepte sind alle von Omis überliefert“, sagt sie.

Ob Käsekuchen, Stachelbeerbaiser oder andere Kuchenvariationen, die Auswahl an Anleitungen ist vielfältig. Mittlerweile muss eine Bäckerin in der Küche helfen, damit sich Wahle auch auf die anderen Seiten des Cafés kümmern kann. Der Küche vollständig den Rücken gekehrt hat sie deswegen aber nicht. Noch immer findet sie Zeit, um auch selbst zu backen.

Berühmter Bratapfelkuchen

Unter den Rezepten befindet sich auch die Anleitung für den berühmten Bratapfelkuchen des Hauses. Mundpropaganda sorgte schon dafür, dass das Fernsehen Wind von dem Kuchen bekam und für einen Dreh vorbeikam. Allerdings gibt es bei dem Höhepunkt der Kreation auch einen sauren Beigeschmack: Da der Boskoop-Apfel nicht zu jeder Jahreszeit verfügbar ist, gibt es den Kuchen lediglich im Herbst. Das Rezept muss schließlich genauestens eingehalten werden.

Werbung ist also nicht nötig. Die Empfehlungen der Kunden erledigen das schon. „Ich habe beispielsweise Stammkunden aus Köln, die ihren Kindern in Stuttgart das Kaffeehaus empfohlen haben und dann auch hierherkamen“, sagt Wahle.

Neuer Aspekt im Kaffeehaus

Während sie in der Küche an Traditionen festhält, entwickeln sich andere Aspekte im Kaffeehaus weiter. Um dem Namen mehr Tiefe verleihen zu können, machte sie vor zehn Jahren eine Fortbildung zum Barista. Damit konnten Kaffeespezialitäten noch höhrer Qualität serviert werden. Ende diesen Jahres soll der nächste Schritt folgen, denn dann soll es auch eine Kaffeerösterei geben. Vier Fairtrade-Röstungen sind zunächst geplant. Jeden Monat soll es eine besondere Sorte geben, die in der French Press probiert werden kann. Der Kaffee soll dann auch im Internet zum Verkauf stehen. Ein weiteres Standbein, das auch in Krisenzeiten helfen soll, denn die Gastronomie war bekanntlich ebenfalls schwer von der Pandemie betroffen und so musste das Kaffeehaus sieben Monate geschlossen bleiben. Mit dem erweiterten Angebot soll sich auch die Optik ein wenig verändern. So wird ein neues Logo entworfen, das die Identität des Cafés besser widerspiegeln soll und im Inneren soll die Kunst noch mehr Retro-Charme versprühen.

Derzeit spielt die Gastronomin auch mit Ideen, die in andere Richtungen gehen. Genaues verraten möchte sie im Vorfeld aber noch nicht: „Man kann sich überraschen lassen.“ Um die Wartezeit zu verkürzen, lohnt ein regelmäßiger Blick auf den Kalender, denn bald ist Herbstanfang.