Winterberg. In der Urlaubsstadt Winterberg ist nach dem Lockdown erwacht. Bei Geschäftsleuten und Bürgern steigt die Zuversicht. Nur eine Sache fehlt – noch.
Wer aufmerksam zuhört, bekommt es schon mehrere Meter vom Marktplatz in Winterbergentfernt mit: Musik liegt in der Luft. Keine lauten Partyhits, die für ordentlich Stimmung in der Stadt sorgen sollen. Gedämpft, einladend, entspannend erklingen die Töne aus den Anlagen der Gastronomiebetriebe in der Nähe. Ein wohliges Gefühl macht sich breit und der Wunsch nach Geselligkeit.
Den verspüren an diesem Mittag wohl auch einige Besucher der Stadt, was die vielen Betriebe natürlich freut. Jedoch gibt es bei aller Zuversicht in der Coronakrise und den derzeit geltenden Lockerungen für sie ein kleines „aber“.
Restaurant Heimatliebe
Im Außenbereich des Café Extrablatterfreuen sich die Gäste ihrer kühlen Getränke bei Sonnenschein und 26 Grad. Ausgelassene Gespräche, gute Stimmung. Die bemerkt auch Jakob Oppe, der seit dreieinhalb Jahren das Restaurant „Heimatliebe“ betreibt: „Die Gäste sind entspannt und mittlerweile haben sie sich auch an die Coronaregeln gewöhnt. Sie freuen sich, dass sie rauskönnen und wir freuen uns, unseren Beruf wieder ausüben zu können.“ Seit Fronleichnam empfängt er wieder Kunden und es läuft derzeit sehr gut. Vor allem wegen des derzeit so guten Wetters, wie Oppe sagt, aber er bereitet sich noch auf den großen Ansturm vor. So wie der Rest von Winterberg. Derzeit sorgen die fehlenden Ferien dafür, dass es noch vergleichsweise ruhig ist. „Die Holländer fehlen noch. Ich bin voller Hoffnung, dass mit den Ferien noch mehr Schwung kommt. Auch die Tagestouristen fehlen derzeit noch an den Sonntagen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich das ab Juli stark ändern wird“, sagt der Geschäftsführer.
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Das Kaffeehaus
Den Blick nach Holland richtet auch Danica Wahle, die seit 2011 wieder das Kaffeehaus in Winterberg aktiv betreibt. Sie hat gerade ihre Türen geöffnet, entsprechend ist der Außenbereich noch leer. „Noch ist es ruhig. Die Gäste aus den Niederlanden fehlen einfach. In den Ferien wird wieder viel zu tun sein. Das war im vergangenen Jahr schon sehr gut. Die Zuversicht ist da“, sagt Wahle. Ihre Stammgäste freuen sich, dass sie das Kaffeehaus wieder begrüßen können, die Kunden sind laut der Geschäftsführerin entspannt und freuen sich, dass sie wieder Gastronomie erleben können. Dennoch bemerkt sie auch eine gewisse Angst, dass dies vielleicht nur eine Momentaufnahme ist und die Betriebe bald wieder schließen. „Wir wollen diese Phase auf jeden Fall mitnehmen und uns über Wasser halten. Sieben Monate Stillstand sind nämlich schon ein Wort“, so Wahle, die das Kaffeehaus schon 2000 für drei Jahre aktiv leitete bevor ihre Mutter und eine Pächterin zeitweise übernahmen. Eine Sache stört sie an den Lockerungen allerdings, die ihr gerade wieder Kundschaft beschert: Während die Gäste keinen negativen Corona-Test vorweise müssen, um sich reinzusetzen, muss ihr Personal alle zwei Tage einen solchen Beweis erbringen.
Street Point
„Hier ging es plötzlich von 0 auf 100 nach den beschlossenen Lockerungen“, sagt Sabrina Teutenberg, Filialleitung bei Street Point, „Das Wetter spielt mit und das Gesamtbild ist einfach genau wie im vergangenen Jahr. Jetzt fehlt nur noch der Besuch der Gäste aus Holland.“ Die Stimmung im Geschäft ist super. Das Personal lacht, scherzt und die Kundschaft steigt freudig mit ein. Touristen aus Deutschland finden laut Teutenberg auch mittlerweile wieder den Weg nach Winterberg. Die Kundschaft ist erfreut und spiegelt das der Filialleitung auch genauso wider: „Sie kommen hier rein und sagen ‘Gott sei Dank kann ich zu euch.’ Die Kunden haben das einfach vermisst und wir sie.“ Jetzt hofft auch sie auf einen guten Sommer, aber die derzeitigen Entwicklungen mit Blick auf das Wetter und die sinkenden Inzidenzwerte lassen sie in der Hinsicht optimistisch denken.
Die Touristen
Das ist auch Ulrich Ahrens aus Kleve, der mit seiner Frau eine Tour durch das Sauerland macht. Normalweise machen sie Halt in Willingen, aber diesmal sollte es stattdessen ein Abstecher nach Winterberg sein. „Die Außengastronomie habe ich schon genossen und das erste Bier“, sagt er und muss anfangen zu lachen. Die Stimmung ist gut bei ihm und er hofft, dass sich die Situation nicht wieder verschlechtert. Vor allem die Delta-Variante des Coronavirus macht ihm in der Hinsicht sorgen. Die Lockerungen und die damit verbundenen Möglichkeiten möchte er aber dennoch nutzen.
Gerd, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, schlendert unterdessen mit seiner Frau durch die Einkaufsstraße und guckt sich in Ruhe die Schaufenster an. Sie haben den Weg aus Attendorn gemacht und freuen sich, dass es hier vor allem ein paar Grad kälter ist. „Die Stimmung hat sich bei uns gehoben, weil wir jetzt auch mal wieder reingehen können. Das habe ich sehr vermisst. Das war ja kein Leben. Jetzt können wir wieder mit Leuten reden“, sagt er.