Winterberg. Ralph Schmitz-Engemann aus Winterberg hat viele Talente. Die zeigt er nicht nur auf seinem eigenen Hof, sondern auch im Gerichtssaal.

Für Ralph Schmitz-Engemann ist ein gewisses Auftreten in seinem Beruf als Anwalt notwendig, schließlich müssen die Interessen des eigenen Mandanten vertreten werden. Da ist es wenig förderlich, wenn ständig gelächelt wird oder Späße gemacht werden. Der 53-jährige Winterbergerhat aber noch eine andere berufliche Seite und auch in dieser Rolle geht er auf. Denn was für den Betrachter nach harter Arbeit aussieht, ist für ihn der Luxus der Langsamkeit.

Den bemerkt man schon auf dem Weg zum Hof der Familie Schmitz-Engemann am Kuhlenberg. Zwar liegt er nah am Verkehrsgeschehen, aber doch ist sofort eine gewisse Idylle und Ruhe bemerkbar. Die verließ er allerdings früh und wuchs im Rheinland auf, weil der Vater bei der Lufthansa gearbeitet hat. Köln und Bonn wurden die neue Heimat. In Bonn und Mainz studierte er Jura. Nicht die erste Wahl. „Ich wollte eigentlich Tierarzt werden, aber es war kein Studienplatz frei. Und nach einem Semester Jura dachte ich mir, dass ich das jetzt auch fertig machen kann. Ich bringe Sachen gerne zu Ende“, sagt der Winterberger.

Winterberger hängt an der Heimat

1997 eröffnete er seine eigene Kanzlei, nahm die Familie mit in die Heimat. „Ich habe damals schon gesagt, wenn ich es mir aussuchen kann, dann komme ich wieder. Der Winterberger hängt an der Scholle“, sagt er und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zu dieser Scholle gehört auch eine lange Familientradition, die hier verwurzelt ist. Der Opa führte hier das Bäckerhandwerk aus, der Onkel führte die Tenne und der Ur-Großvater hatte die Fuhrhalterei inklusive Pferde gehabt. Schmitz-Engemann half auf dem Hof schon zu Studienzeiten aus und hatte viel Freude am Umgang mit den Tieren. Das Geschäft wurde später vom Onkel übernommen und sollte später in die Hände des Neffen übergehen. So der Wunsch, der an Schmitz-Engemann weitergetragen wurde. So ist es weiter ganzjährig bei fast jedem Wetter möglich, mit dem Schlitten oder dem Planwagen auszufahren. Gegen Kälte gibt es stilecht Felldecken.

2005 kaufte er den Hof und baute ihn auf seine jetzige Größe aus, denn schließlich muss jeder seinen Platz haben. Bienen, Gänse, Ziegen, Esel, Schafe. Die Liste ist Lang, aber alles geht auf die Tradition am Hof zurück, die der Winterberger nicht vernachlässigen möchte. Agrar-Erlebnistourismus nennt er das Ganze gerne. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die 13 Kaltblutpferde, die Schmitz-Engemann gerne als Arbeiter charakterisiert. Die braucht es auch bei den Steigungen im Sauerland, wenn die Kutsche die Gäste durch die Winterberger Lande chauffiert.

Tiere haben enge Bindung zum Winterberger

Alles will versorgt werden. Da heißt es morgens auch schon mal früh raus, damit jeder sein Essen bekommt. Mittlerweile hat er sich auf dem Hof auch ein Büro eingerichtet und plant mehr und mehr, von dort aus zu arbeiten. „Viele fragen mich, wie ich das unter einen Hut bekomme. Da ist gutes Zeitmanagement nötig. Das Wochenende gehört dem Hof“, sagt der Jurist. Das fällt auf. Die Tiere haben offensichtlich eine enge Bindung zu ihm, halten sich in seiner Nähe auf und Schmitz-Engemann redet gerne mit ihnen. Es entsteht sogar der Eindruck, dass sie sich gegenseitig verstehen, wenn er den Gänsen sagt, dass sie mal bitte Platz machen sollen. Ein angenehmer Ausgleich zum Arbeitsalltag in der Kanzlei. Trotzdem ist Hilfe nötig, um den Aufwand auch unter der Woche zu bewältigen.

Außerdem lassen sich aber auch viele kleine und große Projekte auf dem Areal ausmachen. Einen Gastro-Bereich, einen selbst gebauten Smoker für Barbecues und eine altmodische Kneipe hat der 53-Jährige mit der Zeit aufgebaut. Ein Biergarten ist gerade in der Mache. „In meinem Beruf als Anwalt zieht sich vieles in die Länge. Das tolle an der Arbeit auf dem Hof ist, dass ich direkt Ergebnisse sehe.“ Hinzu kommt ein kleiner Fuhrpark unter anderem mit einem Traktor auf dem seine Frau als Kind gefahren war, den er gerade restauriert. Ein Mann vieler Talente.

Schmitz-Engemann genießt die Gegend und hätte sich ohne den familiären Hof wohl einen Restbauernhof zugelegt und dort etwas mit Pferden gemacht. Er ritt früher selbst, also ein nahe liegender Schritt. „Ich bin durch die Leute hier mit Winterberg verbunden. Ich bin in der Natur und habe hier alles. Den Trubel und die Ruhe.“