Olsberg. In ihrem Buch hat Christina Maria Hesse aus Olsberg Querdenker aus dem HSK unter die Lupe genommen. Nach einem WP-Artikel wird sie massiv bedroht

Christina Maria Hesse aus Olsberg hat ein Buch über Verschwörungstheorien im Hochsauerlandkreis geschrieben. Ein unbequemes Buch, das zeigt, wie tief die gefährlichen Irrglauben im Sauerland sitzen. Nachdem die Westfalenpost über das Buch und die Erlebnisse der Olsbergerin berichtet hat, muss Christina Maria Hesse sich heftigen Anfeindungen entgegenstellen. Nicht nur Hassnachrichten erreichen sie nach dem WP-Artikel, auch ihr Auto findet sie am nächsten Morgen mit Eiern beworfen.

Theorien rund um QAnon, 5G und die Vlies-Gesellschaft

Es ist ein Artikel, der einschlägt. Mit Echo. Denn Christina Maria Hesse spricht in der WP über die Querdenker-Szene im Hochsauerlandkreis. Sie schildert, wie ihr Freundeskreis sich immer mehr radikalisiert, Theorien rund um QAnon, 5G und die Vlies-Gesellschaft hinterherjagen und immer aggressiver krude Meinungen vertreten. „Ich ging nur noch als Beobachterin zu diesen Treffen, um zu dokumentieren und meine Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu bringen“, sagt Christina Maria Hesse. Auf rund 90 Seiten ihres Buches mit dem Titel „VORIS – Verschwörung und Rechtes Denken im Sauerland“ schildert sie, wie ihre „Seelengruppe“ immer extremer wird. Wie ihre damaligen Freunde in die Rechte Szene abrutschen, gegen Juden hetzen und rassistische Inhalte teilen. Und Corona dann das übrige tut.

Christina Maria Hesse und ihr Mann Uwe Hesse haben Freunde an die Querdenker-Szene verloren.
Christina Maria Hesse und ihr Mann Uwe Hesse haben Freunde an die Querdenker-Szene verloren. © WP | Jana Naima Schopper

“Das Auto meiner Tochter war mit Eiern beworfen worden“

Doch Christina Maria Hesse schaut nicht nur zu, im Dirk-Laker-Verlag erscheint nicht nur ihr Buch, dass diese Szene öffentlich macht. Sie setzt sich auch weiterhin gegen Rassismus und die Querdenker ein, stellt unbequeme Fragen und will aufmerksam machen auf die Spaltung der Gesellschaft. „Unser Rechtsstaat ist in Gefahr. Wir müssen die Augen öffnen und Haltung zeigen“, ist sich Christina Maria Hesse sicher. Das sagt sie in dem WP-Artikel über ihr Buch. Die Reaktionen auf diesen Artikel fallen heftig aus.

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„Wir sind am nächsten Morgen rausgegangen und das Auto meiner Tochter war mit Eiern beworfen worden“, erzählt die Autorin jetzt. Sie erreichen Hassnachrichten. „Verrecke.“ „Stell dich in eine Reihe mit den Kanacken.“ Christina Maria Hesse erzählt das mit einem halben Lachen in der Stimme. „Das ist natürlich einfach Dummheit. Diese Szene zeigt Dummheit.“ Einschüchtern lassen will sie sich nicht.

Christina Maria Hesse will weiter dranbleiben

Ihr Verleger, Dirk Laker, habe ihr ebenfalls von hetzerischen Nachrichten berichtet, die anfangs beim Verlag eingetrudelt seien. Mittlerweile kämen aber auch positive Rückmeldungen. Das kann auch Christina Maria Hesse berichten. Ein Mann habe mit der Westfalenpost unter dem Arm bei ihr geschellt und nach einem Exemplar ihres Buches gefragt, er habe kein Internet und wolle es unbedingt lesen.

Christina Maria Hesse will weiter dranbleiben. Nicht zurückweichen. „Wir hoffen, dass uns die Delta-Variante nicht wieder so einschränken wird, damit wir weiter unsere Gesprächskreise führen können, in denen wir auf diese Thematik aufmerksam machen wollen.“ Ihr sei bewusst, dass sie und ihr Mann Uwe Hesse nicht das große Rad schwingen könnten. Aber die beiden wollen Haltung zeigen. Im Kleinen wie im Großen und beständig, denn wie sie sagt: „Man darf trotzdem nicht aufhören, wir müssen weiter diskutieren.“