Winterberg. Im DRK-Seniorenzentrum in Winterberg-Silbach berichten Senioren von ihrem Alltag und sagen, was sich durch Schutzmaßnahmen gegen Corona änderte.

„Ich habe das Gefühl jetzt etwas Gutes gemacht zu haben“, sagt Ralf Hering (Name durch die Redaktion geändert) über seine Impfung gegen Corona. Er wohnt seit Beginn der Coronakrise im DRK- Seniorenzentrum in Winterberg-Silbach und bekam mit den anderen Bewohnern mit, wie sich der Alltag radikal ändern kann, wenn neue Schutzmaßnahmen die Freiheiten einschränken können. Drei Senioren erzählen, wie sie die Pandemie wahrnehmen.

Ralf Hering hatte wegen Corona keine Angst. Seine Tochter kommt ihn besuchen. Seit Januar hat er bereits die zweite Impfung hinter sich und fühlt sich gut damit. Seine Familie kann er weiterhin in die Arme schließen und die Nähe genießen. Aber auch er merkt Veränderungen im Umfeld. Die Pflegekräfte tragen Mund-Nasen-Schutz. „Das macht Unterhaltungen schon schwieriger. Und auch die Kontakte sind weniger geworden, seit es Corona gibt. Ich bin weniger draußen“, sagt er. Vorsicht hat oberste Priorität.

Aufgelockerte Stimmung vor Ort

Auch für andere. Wer jemanden besuchen möchte, muss zunächst nachweisen, dass er oder sie geimpft, genesen oder getestet ist. Ein Test lässt sich auch problemlos direkt im Seniorenzentrum machen. Die Stimmung am Eingang ist locker, es werden Scherze unter den Mitarbeitern gemacht und auch auf dem Flur ist zu hören, wie entspannt und spaßig der Umgangston mit den Bewohnern ist. Einen großen Andrang gibt es bei den Corona-Tests nicht. Stoßzeiten ebenso wenig. Vor allem mittags ist es ruhig, wie eine Dame sagt, die gerade einen Nasenabstrich macht. Besuche waren besonders zu Beginn der Pandemie um einiges schwieriger. Nicht nur, weil sie terminiert werden mussten, nachdem sie wieder erlaubt waren. Jeder Senior konnte maximal zwei Personen zeitgleich empfangen, aber lediglich für 15 Minuten. Um den nötigen Abstand zueinander sicherzustellen, trennte eine Plexiglasscheibe die Parteien voneinander. Die Besuche fanden in einem gesonderten Raum statt, um andere Bewohner möglichst nicht zu gefährden. Die Abstandsregel gilt derzeit auch noch.

57 Personen leben in dem Seniorenzentrum. 55 von ihnen haben die Impfung erhalten, die anderen beiden folgen zeitnah. Karl-Heinz Beyer (Name durch die Redaktion geändert) zählt zu den erstgenannten. „Ich hatte zuerst Angst vor einer Impfung wegen dem, was man so hört“, sagt er. Eine Spritze lehnte er daher zunächst ab. Jetzt hat er die erste Impfdosis bekommen und es geht im gut. Er genießt weiterhin die Gesellschaft der anderen Hausbewohner und spricht nach Möglichkeit ausgiebig mit ihnen, wenn er nicht gerade Besuch von seiner Schwester bekommt. Die beiden halten sich dann genau an die Abstandsregeln. Den engeren Kontakt vermisst der 80-Jährige bisher nicht.

Besucher sind vorsichtig in Winterberg

Einrichtungsleiter Patrick Arnold hatte zunächst mit einem Ansturm der Besucher gerechnet, als diese ab Muttertag vergangenen Jahres wieder möglich waren. Aber die Angehörigen und Freunde waren zu Beginn der Lockerungen zurückhaltend, riefen vorher an oder nutzten auch Angebote wie Gespräche über das Internet oder den Balkon. „Jetzt verhält es sich mit dem Besucheraufkommen wie vor Corona. Es gibt auch keine zeitliche Begrenzung mehr, aber es können maximal fünf Personen pro Bewohner zu Besuch kommen“, erklärt Arnold.

Über mehr Freiheit freut sich auch Birgit Dornfelder (Name durch die Redaktion geändert). Die 71-Jährige ist ebenfalls komplett geimpft und hofft, dass die Pandemie bald ein Ende hat. Sie ist froh, dass es durch die sinkende Inzidenz jetzt Lockerungen gibt, die sie auch nutzen kann.