Brilon. Diese Gruppen sind auch im Altkreis Brilon schwer zu erreichen - und deshalb muss eine Impfung genügen. 355 Dosen Johnson & Johnson hat der HSK.
Wenn in der kommenden Woche landesweit auch die Hausärzte mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson beliefert werden, stehen im Hochsauerlandkreis exakt 355 Dosen für eine Bevölkerungsgruppe zur Verfügung, der dieses Vakzin aus einem ganz pragmatischen Grund auch im Altkreis Brilon verabreicht wird: Obdachlosen und Zuwanderern in Gemeinschaftsunterkünften. Denn bei Johnson & Johnson sorgt bereits eine Impfung für den vollen Covid 19-Schutz - und das ist bei jenen Personenkreisen ausschlaggebend, die für einen zweiten Termin schwer erreichbar sind, weil sie keinen festen Wohnsitz haben oder in prekären Verhältnissen leben.
Um das Impfstoff-Kontingent zu beschaffen, sei viel Telefoniererei nötig gewesen, so Martin Reuther, Sprecher des HSK. Denn die in Aussicht gestellte Zuteilung habe etwa nur die Hälfte ausgemacht. Doch da bis auf Hallenberg und Medebach alle Kommunen impfwilliges Klientel aus diesem Personenkreis gemeldet hatten, habe man bei anderen Kreisen um etwaige nicht benötigte Dosen nachgefragt. Bei dem angesprochenen Personenkreis, so Martin Reuther, sei die Impfbereitschaft „nicht sehr hoch“.
In Heimatsprache oder „leichter Sprache“ informiert
Das bestätigte eine Abfrage bei den Kommunen im Altkreis Brilon. In Brilon etwa findet die zentrale Impfung am kommenden Mittwoch im Kolpinghaus statt. Bisher haben sich dazu 63 der 184 in den 23 Gemeinschaftsunterkünften lebenden Zuwanderer gemeldet. Die Stadtverwaltung hat alle Bewohner dieser Übergangswohnheime angeschrieben und über die Impfmöglichkeit informiert. Es sei aber noch Zeit, so die Stadt, sich für diesen Termin zu melden. Vorgenommen wird die Impfung durch ein Team der HNO-Praxis Dres. Koslowski & von Rüden. Mit vor Ort sind auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
Daten und Fakten zum Impfen und Testen
Kreisweit haben (Stand 19. Mai) 110.764 Personen die Erst- und 30.150 die Zweitimpfung erhalten.Davon entfielen auf das Impfzentrum Olsberg 54.164 Erst- und 14.133 Zweitimpfungen, in Arztpraxen waren es 34.000/1836, in Krankenhäusern 6090/2796 und bei den Mobilen Teams 16.510/11.385. In 76 Prozent kam Biontech zur Anwendung, in 21 Prozent Astrazeneca, in 3 Prozent Moderna.In den 125 Bürger-Teststellen wurden 229.310 Tests vorgenommen, davon waren 764 positiv.
Ähnlich in Marsberg.
Dort nimmt das mobile Team der Praxis Dr. Eckermann den zentralen Impftermin in der Flüchtlingsunterkunft am Rennufer vor. Bisher haben sich 18 der 37 in den vier Gemeinschaftsunterkünften lebenden Personen gemeldet. Einige, so Bürgermeister Thomas Schröder, seien bereits geimpft. Auf den Termin aufmerksam gemacht habe man die Zuwanderer „in der Heimatsprache, in leichter Sprache und einer Informationsveranstaltung vor Ort“. In Winterberg ist die Aktion bereits für Dienstag geplant, und zwar zentral in Elkeringhausen, in einer der - neben Siedlinghausen - beiden städtischen Gemeinschaftsunterkünfte, in denen aktuell 25 Personen leben; elf von ihnen haben sich bisher gemeldet.
Neun Corona-Fälle in den 23 Briloner Gemeinschaftsunterkünften
In Olsberg leben derzeit sechs Zuwanderer in der einzigen Gemeinschaftsunterkunft. Die Stadt, so Pressesprecher Jörg Fröhling, habe „sehr erfolgreich die Strategie verfolgt, Zuwanderer dezentral unterzubringen, um auf diese Weise eine Integration zu erleichtern“. Die Sonder-Impfung werde über die in Olsberg betriebene zentrale Impf-Stelle des Kreises abgewickelt.https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/das-ist-an-pfingsten-im-sauerland-wieder-moeglich-id232341059.html
Sollte in Hallenberg ein Obdachloser bei der Stadtverwaltung wegen Unterstützung vorstellig werden, werde er, so Bürgermeister Enrico Eppner zur WP, natürlich auf das Impf-Angebot hingewiesen.
In den Briloner Gemeinschaftsunterkünften hat es nach Angaben der Stadt bisher insgesamt neun Infektionsfälle geben, in Marsberg waren es in einer Unterkunft drei.
Sorgenfalten wegen 7. Juni
Mit Sorge sehen der HSK und auch Ärzte dem 7. Juni entgegen. Dann endet die an Alter, Vorerkrankung oder Berufsgruppe orientierte Priorisierung. Die heimischen Ärzte und das Impfzentrum in Olsberg stehen in den Startlöchern, allein: Es gibt nicht genug Impfstoff - das beklagen unisono HSK-Sprecher Martin Reuther oder auch Dr. Frank Koslowski aus Brilon. In dessen Praxis beträfen 90 von 100 Anrufen am Tag das Impfen. Eine Planung sei schwierig. Aktuell habe er zum Beispiel für diese Woche elf Ampullen Biontech für die Erst- und drei Ampullen für die Zweitimpfung erhalten. Es komme vor, dass man erst Donnerstagabend sein Kontingent für die kommende Woche erfahre und dann erst die Termine koordinieren könne.