Brilon/Winterberg. Betrugsvorwurf gegen einen Schnelltestanbieter aus Brilon und Winterberg. Die Polizei ermittelt nun. Der Leiter nimmt Stellung zu den Vorwürfen.

Bei der Polizei im HSK sind gegen den Betreiber des Corona-Testzentren in Brilon und Siedlinghausen Anzeigen eingegangen: Über das vergangene lange Wochenende haben zwei Personen, die online einen Test-Termin gebucht, ihn jedoch nicht wahrgenommen haben, per App einen negativen Testbescheid erhalten. Polizeisprecher Holger Glaremin auf Anfrage der WP: „Wir ermitteln in zwei Fällen wegen des Anfangsverdachts auf Betrug.“

Leiter: Viele Testungen an dem Wochenende

Betreiber der Testzentren ist die CWB Verwaltungs- und Beratungsgesellschaft aus Witten/Ruhr, die neben den beiden Testzentren in Brilon und Siedlinghausen ein weiteres in Velmede betreibt. Der verantwortliche Leiter, Maximilian Meier, erfuhr erst durch die Nachfrage der WP von dem Vorgang und war – der Skandal rund um die Test-Kette aus dem Ruhrgebiet ist erst kürzlich aufgeflogen – spürbar geschockt. Mehrere Stunden lang kümmerte er sich intern um die Vorfälle, ehe er dann dazu Stellung nahm und das Versenden der beiden Test-Ergebnisse auf einen „wahrscheinlich menschlichen Fehler“ zurückführte. Darauf könnte, so Meier, allein schon die Tatsache hindeuten, dass beide Fälle am langen Fronleichnam-Wochenende vorgekommen sind. An diesen Tagen seien an den drei Standorten Testungen „im vierstelligen Bereich“ vorgenommen worden, in Brilon habe es zeitweise eine Schlange bis hin zum Wohnwagen-Park gegeben. Für Buchung und Abwicklung der Testungen benutzt CWB ein externes Buchungsprogramm. Möglicherweise habe einer der knapp 30 Beschäftigen einfach einen falschen Button gedrückt. Meier: „Ich habe keine Problem damit, alles offenzulegen.“ Er sei sich natürlich im Klaren, dass der Skandal aus dem Ruhrgebiet „ein schlechtes Licht auf uns alle wirft“.

Bewusst auf Schützenhallen gesetzt

Die Zahl der Testungen auf Corona ist hoch. „In der vergangenen Woche sind kreisweit exakt 64.367 Testungen vorgenommen worden, so HSK-Sprecher Martin Reuther zur WP. Nach Angaben von Maximilian Meier habe die CWB an ihren drei Standorten seit der Eröffnung Testungen „im niedrigen fünfstelligen Bereich“ vorgenommen.

Wie sei das Unternehmen aus Witten an der Ruhr ins Sauerland gekommen? „Ich komme von hier“, so Meier zur WP. Er stamme aus Winterberg und sei vor etwa einem halben Jahr hierhin zurück gekehrt. Und dass er für die Standorte im HSK Schützenhallen ausgesucht habe, hat auch mit seiner Sauerländer Herkunft zu tun: „Die Schützenvereine können in dieser Corona-Zeit die Miete gebrauchen.“ Zudem gibt es an den Hallen reichlich Parkmöglichkeiten.

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Der Hochsauerlandkreis führt auf seiner Homepage mehr als 100 Corona-Teststationen - von Arztpraxen über Apotheken, Hotels und Fitness-Studios bis zum DRK oder eben der CWB. Der Betrieb braucht nur beim HSK angemeldet und von ihm genehmigt werden. Viele haben dort eine direkte Verlinkung hinterlegt, manche - wie die CWB - nur eine Mail.

Auf seiner eigenen Homepage unter www.coronatestzentrum-hochsauerland.de bietet CWB eine komfortable Terminbuchung an; man kann jedoch auch ohne Anmeldung kommen. Das Testzentrum im Hubertussaal der Briloner Schützenhalle kann im Fünf-Minuten-Takt jeweils 10 Test-Termine vergeben. Für den heutigen Samstag sind - Stand Freitagnachmittag sechs der insgesamt 120 möglichen Termin-Slots ausgebucht: der erste um 8 Uhr, der um 9 Uhr, der um 10.30 Uhr sowie die drei letzten ab 15.45 Uhr.

HSK-weit bislang mehr als 400.000 Tests

Die Kassenärztliche Vereinigung als Kostenträger vergütet jede Testung bisher mit 12 Euro, hinzu kommen 4,5 Euro Sachkosten. Ab 1. Juli soll das Honorar, das ist zur Zeit in der gesundheitspolitischen Diskussion, auf 8 Euro sinken. HSK-weit gab es Tests seit 15. März 407.202 Tests in Bürgertestzentren. Dabei gab es 929 positive Ergebnisse. Das entspricht einer Quote von 0,228 Prozent.