Westheim. Wegen Corona ist die Fassbierproduktion in der Westheimer Brauerei komplett eingebrochen. Darum gibt es jetzt aber langsam wieder Hoffnung.

Die Menschen genießen die warmen Temperaturen und das Bierchen im Außenbereichder Gaststätten oder Cafés. Im Hochsauerlandkreis darf die Gastronomie seit gut einer Woche wieder vorsichtig ihre Außenbereiche öffnen und auch ihre Innenbereiche (mit Test). Im angrenzenden Landkreis Waldeck-Frankenberg lasen die Inzidenzzahlen dies auch ab Fronleichnam zu.

Dann darf auch die Grof-Stolberg-Hütte in Usseln wieder Gäste bewirten. Sie ist ein beliebter Anlaufpunkt für Wanderer und Spaziergänger. Moritz von Twickel ist mehr als froh über die neuesten Lockerungen im Corona-Lockdown, wie er gegenüber der WP betont. Zeichnet sich doch damit für den Chef der Westheimer Brauerei ein leichter Hoffnungsschimmer am Brauereihorizont ab.

Fassbier kann wieder verkauft werden

Moritz von Twickel ist Miteigentümer der Graf-Stolberg-Hütte. Die Hütte trägt nicht nur den Namen des Brauereigründers. Die Westheimer heißt ja offiziell Gräflich zu Stolberg´sche Brauerei Westheim. Auch das Graf Stolberg dunkel hat sich längst einen Namen unter den Bierliebhabern gemacht. In der Graf-Stolberg-Hütte ist natürlich das Westheimer im Ausschank. Auch aus dem Fass. von Twickel atmet auf: „Endlich kann wieder Fassbier verkauft werden, wo seit November die Nachfrage fast Null war.“

Denn: Corona hat nicht nur bei den Restaurantbesitzern und Gastwirten das Geschäft zum Erliegen gebracht, sondern in der Folge auch bei der Brauerei Westheim. Weitere gute Fassbier-Abnehmer, die Vereine, fielen ebenfalls aus, weil weder Schützenfeste noch sonstige Vereins- oder Familienfeiern stattfinden durften. „Das ist die größte Herausforderung in unserer 159-jährigen Firmengeschichte“, sagt Moritz von Twickel. Er führt die Privatbrauerei in sechster Generation. Eigentlich war der Bierausstoß von 45.000 Hektolitern im Jahr bei der Westheimer über Jahre hinweg konstant. Im vergangenen Jahr ging der Umsatz schon um fast 40 Prozent zurück. Das zeichnet sich auch weiterhin ab.

Heimdiensttouren

Drei Heimdiensttouren der Westheimer Brauerei bringen die Getränke direkt bis vor die eigene Haustür der Privatkundschaft. Jeden Tag sind die Fahrverkäufer im Einsatz im Raum Lichtenau, Raum Bad Wünnenberg, Büren, Bigge-Olsberg, Diemelsee, Diemelstadt, Bad Arolsen, Warburg, Willebadessen und im Raum Marsberg.

Die Kunden können jetzt auch die Getränke online bestellen unter brauerei-westheim.de/liefershop.

Auch bei den Großbrauereien ist die Fassbierproduktion zum Erliegen gekommen. Aber bei denen würde das Fassbier im Gesamtausstoß „nur“ zehn Prozent ausmachen, weiß Moritz von Twickel. Die hätten ihren Verlust durch mehr Flaschenbier im Handel wettmachen können. Bei der Westheimer macht das Fassbier über 50 Prozent des Geschäftsanteils aus, so von Twickel weiter. Der Flaschenbierhandel sei zwar auch gestiegen. Aber er hätte den Verlust nicht auffangen können. Schon fast ein Jahr sind die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Neue limoNAHden

Dennoch ist Moritz von Twickel ob der guten Entwicklung der Coronazahlen verhalten optimistisch. Auch weil die brauereieigene Limo so „sehr gut angenommen wird“, wie er betont. „Nach dem ersten Lockdownhaben wir unsere Limo-Sorten entwickelt“, erzählt er. Vermarktet werden sie seit vergangenem Juni unter dem Wortspiel „limoNahde“. Weil sie direkt aus der Region kommen. Die Johannesbeerschorle wird aus Direktsaft aus heimischen Johannisbeeren hergestellt, die Apfelschorle aus Äpfeln von örtlichen Streuobstwiesen. Dann sind noch die Zitronen- und Orangenlimo im Angebot und auch eine Cola, produziert aus eigenem Quellwasser.

Mit Eröffnung der Außengastronomie sind auch kleinere Veranstaltungen im Freien wieder möglich. Wenn die Entwicklung so weitergeht, rechnet von Twickel damit, dass im Herbst auch wieder größere Veranstaltungen stattfinden können. Und dann wird auch wieder das ein oder andere frisch gezapfte Glas Bier nachgefragt werden.