Brilon/Olsberg/Marsberg. Tische werden gedeckt, Lokale sind fast ausgebucht: Die Gastronomie im HSK im Restart. Ein Rundgang durch die Städte zeigt Freude – und Furcht.

Die Außengastronomie im Hochsauerlandkreis darf wieder öffnen. Seit fünf Tagen ist die Inzidenz stabil unter 100 und ab heute dürfen Gäste wieder ihr gekühltes Bier auf der Terrasse trinken. Allerdings: An manchen Orten herrscht noch Skepsis wo woanders schon euphorisch Stühle und Tische bereit stehen.

Ein Bierchen im Jägerhof zischen

Andreas Piorek balanciert auf einem seiner Korbstühle. In der Hand ein weißes Tuch. Er versucht, das Zelt vor dem Jägerhof, das dort seit gestern steht, zu verschönern. Die metallenen Träger verstecken. „Bisschen Trallafiti, damit es schön aussieht“, sagt er. Eine Frau bleibt stehen. „Das Dach, das fand ich ja auch schön. Da wurde es schön warm drunter“, sagt sie. Andreas Piorek antwortet: „Ich habe Heizpilze aufgestellt, das macht es auch schön warm.“ Ein Mann ruft: „Wann kann ich wieder bei dir ein Bierchen zischen?“ „Morgen“, sagt Andreas Piorek. Morgen. Der Gastronom hat sich entschieden, am Samstag ab 11 Uhr zu öffnen. „Meine Jungs stehen schon in der Küche, bereiten Suppe vor. Die Kühlhäuser laufen an.“ Bisher sind die Gäste verhalten, sagt er. Bei jedem Anruf zwecks Reservierung fragt er nach den drei Gs, Genesen, Geimpft, Getestet. Fast 50 Prozent der Anrufer wüssten nicht, dass sie zweimal geimpft sein müssen. Oder getestet. „Ich bin dann der Böse, der sich mit meinen Gästen anlegt. Aber ich darf und will auch kein Auge zudrücken.“ Die Freude ist getrübt. „Es wäre schöner, wenn wir wirklich aufmachen könnten. Auch im Restaurant.“ Er knotet noch einmal das Tuch fest an den Pfeiler. Als nächstes will er QR-Codes für die Luca-App auf die Tische kleben. Andreas Priorek hat noch einiges zu tun, bevor es morgen losgeht.

Die Ratsschänke ist ausgebucht

Jan Mittmann steht vor der Ratsschänke, begutachtet die Tische vor der Tür, tippt ins Handy. „Ich bin froh, trotz der vielen Maßnahmen die mit der Öffnung einhergehen.“ Er öffnet ab 17 Uhr, Freitag schon. Nur zwei Tische sind für Samstag und Sonntag noch frei. Ansonsten: Ausgebucht. „Für schlechtes Wetter organisiere ich Zelte“, sagt er und nickt in Richtung des Außenbereichs, den er vor kurzem aufwendig neugestaltet hat. „Ich habe die böse Vermutung, dass es bald wieder über 100 gehen kann. Aber ich schaue trotzdem ganz hoffnungsvoll in die Zukunft. Wenn wir unter 50 gehen, dann geht es richtig los.“

Endlich Normalität in Marsberg

In Marsberg ist die Freude ähnlich groß.

Marina Freude, Wirtin vom Magnus-Cafe in der Hauptstraße von Marsberg freut sich, dass sie ihre Außengastronomie wieder öffnen darf.
Marina Freude, Wirtin vom Magnus-Cafe in der Hauptstraße von Marsberg freut sich, dass sie ihre Außengastronomie wieder öffnen darf. © Annette Dülme | Annette Dülme

„Endlich“ – Marina und Marcus Freude, Betreiber des Magnus-Cafés im Herzen von Marsberg, sind froh. Endlich dürfen sie wieder ihre Kunden am Tisch bedienen. Wenn auch vorerst nur auf der Terrasse ihres Cafés. Die elf Tische mit Stühlen stehen schon bereit. Am Pfingstsonntag und -montag werden sie ihre Außengastronomie ab 13 Uhr geöffnet haben. Wenn auch nicht zum Mittagstisch. So doch zu Kaffee und Kuchen. Ob sie danach ihre Terrasse weiterhin geöffnet behalten „wissen wir noch nicht genau“, ist das Betreiber-Ehepaar noch unschlüssig. „Das hängt vom Wetter ab“, sagt Marcus Freude. Und wie viele Gäste das neue Öffnungsangebot nach der langen Corona-Zwangspause nutzen. Während des Lockdowns haben sich die Freudes mit Ihrem Mittagstisch-Angebot „To Go“ über Wasser gehalten. „Es ist gut gelaufen“, sagt Marcus Freude. Auch jetzt stehen die Menschen vor dem Magnus-Cafe wieder in der Schlange, um sich ihr Mittagsessen abzuholen. Eingereiht hat sich Propst Meinolf Kemper. Er ist mehr als froh, wie er sagt, dass endlich mit der Öffnung der Außengastronomie wieder etwas Normalität eintritt. „Die Menschen brauchen das Zusammenkommen“, sagt er. „Und gerade die Marsberger Geschäfte und Gastronomen brauchen unsere Unterstützung.“

Zurück auf den Marktplatz in Brilon. Neben dem Jägerhof sind leere Tische. Das Café am Markt öffnet erst morgen die Terrasse. „Wir sind alle verunsichert. Viele öffnen morgen erst, weil wir nicht genau wissen, ab wann die neue Regelung wirklich gilt“, sagt Vanessa Schreckenberg. Sie will abwarten, wie sich die Lage entwickelt, auch im Hinblick auf das Wetter und die Impfungen.

Tische in Olsberg werden schon gedeckt

Im Schinkenwirt in Olsberg werden die Tische hergerichtet. Öffnen wird das Restaurant erst am Sonntag. Auch an anderen Orten in Olsberg, wie am „Hotel zur Post“ sind die Tische vorerst leer. Das Kartoffelhaus hat geöffnet. „Einige Reservierungen sind schon eingegangen“, sagt Betty Martens. „Aber das Wetter, das spielt uns nicht in die Karten.“

Derker Tor, Brilon. Einige Tische und Stühle stehen unter dem Steindach.

Wil Weber von Tapas am Törchen in Brilon öffnet am ersten Tag des Restarts nach der Corona-Notbremse. 
Wil Weber von Tapas am Törchen in Brilon öffnet am ersten Tag des Restarts nach der Corona-Notbremse.  © WP | Jana Naima Schopper

„Drei Tische sind für heute Abend reserviert“, sagt Wil Weber, vom Tapas am Törchen. Es ist der erste Tag überhaupt, an dem sie für die Gäste öffnen. Das Lokal hatte im Lockdown im vergangenen November eröffnet. Wil Weber ist heute frisch getestet. An der Spüle stehen gespülte Gläser. Auf den Tischen liegen Speisekarten. Die Tür zum Lokal steht weit offen. „Wir freuen uns so sehr, endlich öffnen zu dürfen.“ Heizpilze und Decken seien bereit, das Essen vorbereitet. Trotzdem hofft er auf sinkende Inzidenzen und die Möglichkeit, bald auch in seinem frisch renovierten Innenbereich Gäste begrüßen zu können. „Es war nicht immer leicht, das To-Go-Menü anzubieten. Der Kontakt zu den Menschen, der hat so gefehlt.“