Olsberg. Carolin Wiegelmann aus Olsberg erschafft durch Upcycling aus Müll neue Alltagsgegenstände. Diese Rolle spielt die Kleidung von Verstorbenen dabei
Eine Karnevalskappe aus einer Ikea-Tüte, der Geldbeutel aus dem Stoff eines Fahrradreifens oder vielleicht doch lieber aus einer Lkw-Plane. Für Carolin Wiegelmann aus Olsberg ist Müll nicht unbedingt für den Abfalleimer gedacht, sondern kann noch jahrelang einem anderen Zweck zugeordnet werden. Ihre Ideen für das sogenannte Upcycling sind dabei stellenweise sehr skurril.
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Beim Upcycling werden Abfallprodukte oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es bei dieser Form des Recyclings zu einer stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung oder Nachnutzung von bereits vorhandenem Material reduziert die Verwendung von Rohstoffen. „Ich habe schon immer geguckt, ob sich etwas noch irgendwie benutzen lässt, bevor ich es weggeworfen habe. Ich war unbewusst nachhaltig. In meinem Beruf bin ich sehr neugierig und so kam ich langsam zum Upcycling“, sagt Wiegelmann.
Aus Müll wird etwas Neues in Olsberg
Die 51-Jährige ist gelernte Damenschneiderin und hat eine Änderungsschneiderei in Olsberg. Nachdem sie 2003 ihr eigenes Geschäft eröffnete, wurde sie mit der Zeit immer neugieriger, wie sich unterschiedliche Materialien unter der Nähmaschine verhalten. Zunächst versuchte sie, ein Etui aus einem Fahrradreifen herzustellen.
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Sie selbst ist passionierte Mountainbikerin und war entsprechend fasziniert von dem Stoff. Reifen sind schwierig zu vernähen, aber Wiegelmann wollte wissen, wie es dennoch möglich werden kann ohne, dass das Material kaputt geht. „Dann ergab sich alles andere. Es macht einfach viel Spaß aus Müll etwas Neues zu machen.“
Industrieabfälle mit neuem Nutzen
Das zeigt sich auch bei der wachsenden Materialauswahl. Als sie auf eine Lkw-Plane stieß, eröffneten sich wieder neue Möglichkeiten. Eigene Taschenmodelle kreierte sie, nutzte Industrieabfälle von Herstellern, Werbebanner oder auch Jeansstoffe. Carolin Wiegelmann beschreibt sich selbst als bunt und freut sich, dass so schöne Produkte entstehen können, die auch haltbar sind oder sich zur Not einfach wieder reparieren lassen. Natürlich mit wenig Energieaufwand. Schließlich soll das Projekt möglichst umweltfreundlich sein und so ein Blumentopf aus einem Fahrradreifen hält sicher so manchen Sturz aus.
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Ein weiterer Höhepunkt ihrer Arbeit kommt zu Karneval, wenn sie Bruchhausen mit Mützen ausstattet. „Die mache ich gerne und damit habe ich Bruchhausen schon gut versorgt“, sagt Wiegelmann. Aber auch ihr wird unter die Arme gegriffen. Alte Jeanshosen bekommt sie von Kunden vorbeigebracht und auch Reifen werden ihr vor die Haustüre gelegt. Aber nicht jede Reifenart kann sie verwenden. Faltreifen müssen es sein. Fahrradhändler fragten auch schon an, ob sie ihr nicht Materialien zukommen lassen könnten.
Olsberger tragen Kleidung von Verstorbenen
Mittlerweile verstehen die Leute in ihrem Umfeld, was sie macht. Zu Beginn wurde das Upcycling ihrer Auskunft nach viel mit Recycling verwechselt. Aber seit einigen Jahren ist das Interesse verstärkt vorhanden und Kunden fragen neugierig, was es mit den Produkten auf sich hat. Aus diesem Grund möchte Wiegelmann auch gerne bald Workshops anbieten, um ihr Wissen weiterzugeben. Dabei sollen die Teilnehmer beispielsweise aus vielen verschiedenen Stoffen einen neuen herstellen.
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Auch sonst hat sie bereits Pläne für neue Projekte: „Ich möchte neue Taschenmodelle entwickeln, denn ich bin ein kreativer Mensch und vieles inspiriert mich. Materialien machen mich einfach neugierig.“ Aber Kunden haben ebenso neue Ideen in petto: „Im Augenblick nähe beziehungsweise entwerfe ich für mehrere Kunden Taschen oder ein neues Kleidungsstück aus Kleidung ihrer Verstorbenen. Der Gedanke dabei ist, dass sie ihre Liebsten immer nah bei sich tragen können. Aus einer Herrenhose entsteht beispielsweise ein Wickelrock oder aus einer Lederjacke eine neue Tasche. Das ist wirklich ein ganz spannendes Projekt.“