Brilon. Pilotprojekt für den Altkreis Brilon: Lobbe bietet in Brilon eine Gelbe Tonne an. Es gibt aber große Unterschiede zur klassischen Gelben Tonne:

Sie sieht zwar aus wie die Gelbe Tonne, ist aber keine. Wer seine Gelben Säcke künftig nicht mehr Wind und Wetter und dem Verwehen oder Wildverbiss aussetzen möchte, kann sie künftig in Brilon in einer Tonne an die Straße stellen.

Die Fa. Lobbe bietet demnächst allen Haushalten die Möglichkeit, sich dafür einen „Einlagerungsbehälter“ kommen zu lassen - für den Altkreis Brilon „ein Pilotprojekt“, wie Marcell Wiese, Geschäftsführer der Lobbe-Entsorgung in Bestwig, gegenüber der WP sagte. Im Gegensatz zur klassischen Gelben Tonne ist dieser Service freiwillig und kostenpflichtig. 21 Euro stellt das Entsorgungsunternehmen dafür pro Jahr in Rechnung.

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Die „Einlagerungstonne“ ist wie die Gelbe Tonne ein schwarzer Behälter mit einem gelben Deckel. Im Gegensatz zu ihr steht sie allerdings nur in einer einzigen Variante, nämlich mit 240 Litern, zur Verfügung. „Mit etwas Geschick“, so Marcel Wiese, „lassen sich fünf bis sechs Gelbe Säcke darin unterbringen.“

„Brialog“: Gelbe Tonne abgelehnt

Und im Gegensatz zur Gelben Tonne, die gemäß Verpackungsgesetz im selben Rhythmus wie die grauen Restmüll-Tonnen abgefahren werden müssen, bleibt es bei „Einlagerungsbehältern“ bei der 14täglichen Abholung. Die erfolgt, so Marcel Wiese, mit denselben Fahrzeugen, da die Mitarbeiter die Säcke per Hand aus den Tonnen nehmen und auf die Fahrzeuge werfen.

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Dass die Fa. Lobbe die Stadt des Waldes für das Pilotprojekt im Altkreis Brilon ausgesucht hat - in Schmallenberg gibt es dieses Hybridsystem bereits seit rund zwei Jahren - hat mit an der großen Resonanz gelegen, die die Gelbe Tonne bei einer Umfrage auf der Bürger-Mitmach-Plattform „Brialog“ vor drei Jahren erzielt hatte.

Zwar hatten sich 53,55 Prozent der 366 Teilnehmer für die Beibehaltung des Gelben Sacks und der damit verbundenen 14täglichen Abfuhr entschieden, aber immerhin 46,17 Prozent hatten die Gelbe Tonnen bevorzugt und würden dafür auch die gesetzlich vorgegebene monatliche Abholung in Kauf nehmen. Die, daran erinnerte der Lobbe-Geschäftsführer, sei bis 2004 auch bei den Gelben Säcken im Hochsauerlandkreis üblich gewesen. Erst danach habe der HSK dies bei der System-Ausschreibung geändert.

600.000 Gelbe Säcke für Brilon

Durchschnittlich 33 Kilo Leichtverpackungen fallen pro Kopf und Jahr kreisweit an, insgesamt sind es rund 10.000 Tonnen. Dafür gehen pro Kopf im Schnitt 23 bis 24 Gelbe Säcke drauf. Rund 600.000 Stück sind es alleine bei den Einwohnern von Brilon - Tendenz steigend, wie überall. Vor allem im vergangenen Jahr habe das Verpackungsmüll-Aufkommen um etwa 10 bis 15 Prozent zugenommen, sagt Marcel Wiese. Grund ist die Corona-Pandemie. Der Online-Handel boomt und die Schließung der Gastronomie sorgt dafür, dass die Menschen mehr zu Hause essen - und dafür eben auch das zum Kochen Notwendige einkaufen.

System-Varianten des Dualen Systems

Hallenberg und Medebach haben im vergangenen Jahr die Gelbe Tonne eingeführt.

Grundstücken bis sechs Personen steht ein 240-l-Behälter zu, bei sieben bis neun Personen pro Grundstück kommt eine 120er Tonne hinzu, bei weiteren Staffelungen ist es jeweils ein 240-l-Behälter und ab 25 Personen der Container.

Der Kreis Paderborn hat kreisweit die Wertstofftonne eingeführt. Sie ersetzt den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne und kann auch für „stoffgleiche Nicht-Verpackungen“, also auch Haushalts- und Gebrauchsgegenstände jeglicher Art aus Kunststoff und Metall - von der Bratpfanne über Kinderspielzeug bis zum Blumentopf - benutzt werden.

Aus Sicht der Entsorger führt die Wertstofftonne zu einer gegenüber dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne noch höheren Fehlwurfquote.

Außerdem muss der Entsorgungsträger, hier wäre das der HSK, für 20 Prozent des Volumens die Kosten tragen.

Infos: www.muelltrennung-wirkt.de

Da, weiß Marcell Wiese, könnte der Abfalltrennung noch mehr Sorgfalt beigemessen werden. Vor allem bei Lebensmittelverpackungen bestehen die Schalen und die Deckel oft aus unterschiedlichen Kunststoffarten. Die sollte man - beim Yoghurtbecher mit seinem Aluminiumdeckel ist es ja augenfällig - vollständig voneinander trennen und in den Gelben Sack geben. Moderne Sortiermaschinen identifizieren mittels Infrarot-Sensorik die Kunststoffarten und befördern sie mittels gezielter Luftstöße auf die jeweiligen Förderbänder. Je dunkler ein Kunststoff ist, desto schwieriger sei die Sortierung, sagt Marcel Wiese, das treffe zum Beispiel auf Deo-Marken zu.

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Probleme bereiten, sagt der Fachmann, die sich trendig gebenden Bio-Behälter oder -Verpackungen, bei denen ein dünner Kunststoffkern mit Papier ummantelt ist.

Nicht nötig sei eine Arbeit, die sich manche mit den Klebebändern von Kartons machen. Die brauchen nicht abgezuppelt werden, ehe die Pappe in die Papiertonne wandert. Denn das mit den Blauen Tonnen gesammelte Altpapier wird in sogenannten Pölpern zu einem Zellulosebrei zermatscht. Aus diesen Rührbecken können Fremdstoffe abgeschöpft und entfernt werden.

Rest wandert in Brennöfen

Falsch zugeordnete Abfälle können „ganze Chargen versauen“, sagt Marcell Wiese. Deshalb seien die Gelben Säcke auch transparent und so dünn. Denn so lassen sich falsch entsorgte Kunststoffabfälle zum einen erkennen. Und da die Gelben Säcke ja ausdrücklich nur für Leichtverpackungen vorgesehen sind, brauchen sie keine größere Reißfestigkeit.

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In Schwerin betreibt Lobbe ein Recyclingunternehmen, das Kunststoffe regranuliert und für die Wiederverwertung aufbereitet.

Doch auch bei aller modernen Sortier- und Aufbereitungstechnologie bleiben nicht verwertbare Reste übrig. Die wandern dann als Ersatz für fossile Brennstoffe in die Zementindustrie. 2019 waren das nach Angaben des Wirtschaftsinformationsdienstes Euwid bundesweit 806.000 Tonnen. Insgesamt verbrannten die Zementwerke rund 3,79 Millionen Tonnen Abfall.