Olsberg. Und wieder geht ein Stück „Alt Olsberg“ verloren. Warum das Haus „Buchbinders“ abgerissen wird und was in der Bahnhofstraße gebaut werden soll.
In diesen Tagen wurde an der Bahnhofstraße, unweit der katholischen Kirche, das etwa 125 Jahre alte „Haus Steinrücken“, auch Buchbinders genannt, abgerissen.
Ein Stück „Alt Olsberg“
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Nachdem etwa innerhalb der letzten zehn Jahre der Gasthof Schulte-Schüppen abbrannte, das Haus Susewind, die Drogerie Winterberg (Tülmes) und die alte Bäckerei Blügel (Künnen) der Abrissbirne zum Opfer fielen, rückte jetzt der Bagger erneut an. „Damit geht erneut ein Stück ,Alt Olsberg’ verloren“, so einige Olsberger vor Ort.
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An dieser Stelle will ein Investor in naher Zukunft ein neues Gebäude mit drei Wohneinheiten sowie einigen Garagen errichten. Das teilte die Pressestelle der Stadt Olsberg auf Anfrage unserer Zeitung mit. Nachdem im Rahmen des Zentrenkonzepts die Olsberger Innenstadt neu gestaltet wurde, und rund um die Kirche derzeit bereits zwei Mehrfamilienhäuser entstehen, dürfte auch dieser Bereich der Bahnhofstraße demnächst ein völlig neues Gesicht haben.
Haus für Devotionalien
Wann Heinrich-Ludwig Steinrücken (geb. 1859) das Haus an der Bahnhofstraße mit der Nummer 115 (die Häuser wurden damals gemäß ihrer Erbauung durchnummeriert) errichtete, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Es muss wohl um das Jahr 1895 gewesen sein, so Enkel Heinz Steinrücken. Der gebürtige Bruchhäuser Heinrich-Ludwig Steinrücken ging in seinem Haus dem Buchbindergewerbe nach, womit der alte Hausname „Buchbinders“ erklärt ist.
Als dieser 1900 im Alter von 41 Jahren verstarb, öffnete seine Frau Katharina (eine geborene Wahle aus Siedlinghausen) in den Räumlichkeiten, da sie die Buchbinderei nicht weiterführen konnte, einen Laden mit Devotionalien (Rosenkränze, Kreuze, Heiligenbildchen).
Hutmoden
Als sie 1923 das Geschäft aufgab, zog die Spar- und Darlehnskasse Olsberg, die zuvor im alten Lehrerhaus an der Kirchstraße ihren Sitz hatte, bis 1939 dort ein. Anfangs des Zweiten Weltkriegs hatte die deutsche Wehrmacht für einige Jahre dort eine Anlaufstelle, erinnert sich Elisabeth Sturm (93), eine Enkelin.
Auch ab 1945 blieben Buchbinders, wie sie von den Olsbergern genannt wurden, stets ein Geschäftshaus. So verkaufte Maria Steinrücken, die älteste Tochter, in ihrem Putzmachergeschäft ebenso wie anschließend Karchers aus Brilon Hutmoden. Und gleich nebenan betrieb Karl Göddecke ein Lederwarengeschäft. Außerdem hatte Dr. Daldrup, ein Facharzt für Innere Medizin, im Haus für einige Zeit seine Praxis. Anfangs der 60er Jahre ließ sich Dipl.-Ing. Franz Steinrücken, der das Haus von seinem Vater Heinrich geerbt hatte, mit zwei Kollegen mit seinem Architekturbüro nieder, das in Olsberg unter anderem für Großprojekte wie den Bau der Konzerthalle verantwortlich zeichnete.
Spielothek
Nach dem Tod von Franz Steinrücken und dem Auszug seiner beiden Kollegen konnte man im Erdgeschoss des Gebäudes in der Spielothek sein Glück versuchen und Helmut Hees, Inhaber des gleichnamigen Entsorgungsunternehmens, handelte hier im Jahre 1977 mit Antiquitäten. Die oberen Etagen waren als Sozialwohnungen vermietet.
Als der jetzige Investor Buchbinders Haus von den Nachfahren Franz Steinrückens vor einigen Jahren erwarb, hatte der Zahn der Zeit ziemlich am Gebäude genagt, so dass es außer dem Abriss kaum eine Alternative gab.
Das galt auch für den Flachbau, der um 1960 angebaut wurde. Die etwas ältere Generation erinnert sich noch an den Modeladen von Josef Lenze, den Friseursalon „Marita“ (Stute-Mues) und für kurze Zeit auch an das Bestattungshaus Feldberg. Anschließend versuchten sich noch einige türkische Mitbürger mehr oder weniger erfolgreich mit einem Imbiss oder Dönerladen, bis die Räumlichkeiten ein Fall für einen Leerstandmanager wurden.